Ein großer Teil des Buches ist den mittelalterlichen Rezepten gewidmet, die von der Autorin nachgekocht und mit Mengenangaben und Garzeiten versehen wurden. Die Fotos der Gerichte stammen von dem inzwischen verstorbenen Fotografen Klaus Baranenko.
Grundlage des Buches sind drei Menüs des Mainzer Domkapitels und des Erzbischofs anlässlich des Regierungswechsels von Albrecht von Brandenburg zu Sebastian von Heusenstamm in den Jahren 1545 und 1546. Überliefert sind die Menüfolgen in einer Handschrift der Mainzer Martinus-Bibliothek, dem Domsakristeibuch (Liber Ordinarius). Dass die Menüfolgen überhaupt Eingang in das Sakristeibuch gefunden hätten, habe seinen Grund darin, dass auf diese Weise eine Vorlage für das Vorgehen bei späteren Bischofsernennungen festgehalten werden sollte, sagte der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel. Er hatte Dr. Grünewald vor etwa acht Jahren auf diesen Umstand hingewiesen. Grünewald, die gerne selbst historische Rezepte kocht, hat im Jahr 2006 das „Nibelungenkochbuch" veröffentlicht.
Grünewald berichtete, wie sich die Gäste schon damals durch Zahl und Auswahl der Gänge geehrt fühlen sollten. Während zum Leichenschmaus für Erzbischof Albrecht von Brandenburg nur neun Gänge serviert wurden, feierten die Mainzer Domherren die Wahl von Sebastian von Heusenstamm mit einem opulenteren Mahl von 24 Gängen. Besonders kostbare Speisen seien dabei Marzipan und Parmesankäse gewesen. „Das ist eine posthume Ohrfeige für den verstorbenen Erzbischof Albrecht von Brandenburg gewesen", mit dem das Domkapitel immer im Clinch gelegen habe, sagte Grünewald. Bei dem Essen nach der Wahl von Sebastian von Heusenstamm hätten es die 24 Domkapitulare an nichts fehlen lassen und sich selbst gefeiert. Mit der Wahl eines Mannes aus den eigenen Reihen hätten sie sich den Wünschen von Papst und Kaiser widersetzt, die den Augsburger Bischof favorisiert hatten, erläuterte Grünewald. Allerdings hatte der Papst dem Domkapitel in einem Schreiben zuvor zugestanden, dass es den Mainzer Bischof ohne Einfluss von außen wählen darf.
Grünewald wird das Buch am Dienstag, 11. September, um 18.15 Uhr bei einem Vortrag im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz präsentieren, an dem Ort, wo eines der drei beschriebenen Festessen stattgefunden hat. Der Eintritt zu diesem Vortragsabend mit anschließender Buchpräsentation ist frei. Dabei werden von dem Sängerduo Thelonius Dilldapp aus Mainz auch Küchen- und Trinklieder aus der Renaissance-Zeit vorgetragen.
Hinweis: Mathilde Grünewald: Schmausende Domherren oder wie Politik auf den Tisch kommt. Mainzer Menüs 1545 und 1546. Mit Fotos von Klaus Baranenko. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2012. 152 Seiten, 24,90 Euro. ISBN 978-3-89870-776-3.