Die Direktorin des Museums der Stadt Worms im Andreasstift legt in ihrem Buch erstmals eine Analyse vor, die die politische Bedeutung von Renaissance-Menüs herausarbeitet.
Grundlage sind drei Menüs des Mainzer Domkapitels und Erzbischofs anlässlich des Regierungswechsels von Albrecht von Brandenburg zu Sebastian von Heusenstamm in den Jahren 1545 und 1546. Überliefert sind die Menüfolgen in einer Handschrift der Mainzer Martinus-Bibliothek, dem Domsakristeibuch (Liber Ordinarius). Die Begrüßung übernimmt der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel. Der Eintritt zu diesem Vortragsabend mit anschließender Buchpräsentation ist frei. Dabei werden von dem Sängerduo Thelonius Dilldapp aus Mainz auch Küchen- und Trinklieder aus der Renaissance-Zeit vorgetragen.
Grünewald berichtet, wie im 16. Jahrhundert in Mainz beim Erzbischof oder im Gasthaus gespeist wurde. Die Zahl und Auswahl der Gänge hatte dabei in besonderer Weise mit dem Anlass des Essens zu tun und war eine Ehre für die Gäste, wie Grünewald aufzeigt. Während zum Leichenschmaus für Erzbischof Albrecht von Brandenburg nur neun Gänge serviert wurden, feierten die Mainzer Domherren die Wahl von Sebastian von Heusenstamm mit einem opulenteren Mahl. Somit geht die Bedeutung dieser Mainzer Menüs aus der Renaissance weit über Mainz hinaus. Außerdem enthält das Buch ausgewählte Rezepte des 16. Jahrhunderts und anregende Fotos zum Nachkochen.
Hinweis: Mathilde Grünewald: Schmausende Domherren oder wie Politik auf den Tisch kommt. Mainzer Menüs 1545 und 1546. Mit Fotos von Klaus Baranenko. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2012. 152 Seiten, 24,90 Euro. ISBN 978-3-89870-776-3.