Segnung des Theresianums in Mainz

Gottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf in der Schule

Theresianum in Mainz (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Mo. 22. März 2021
Von:
tob (MBN)

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat das Theresianum in Mainz am Montag, 22. März, im Rahmen eines Gottesdienstes in der Schulkapelle gesegnet. Das Gymnasium war in den vergangenen Jahren aufwändig renoviert worden. In seiner Predigt betonte Kohlgraf: „Unsere katholischen Schulen haben zu Recht einen guten Ruf. Sie erfreuen sich bei vielen Menschen großer Beliebtheit, auch bei denen, die sich der katholischen Kirche ansonsten nicht verbunden wissen. Sie sind pastorale Begegnungsorte mit Menschen – Kindern, Jugendlichen, Eltern, den Lehrenden und manchem anderen. Es sind echte Kirchorte, Orte, an denen das Evangelium in Tat und Wort bezeugt wird.“

Der Bischof ging in seiner Predigt auch auf die Neustrukturierung des Bildungsbereiches im Bistum Mainz ein, von der auch das Theresianum betroffen ist. Kohlgraf betonte, dass das Bistum Mainz auch nach der Abgabe von Trägerschaften mit 13 Schulen nach wie vor „ein Schulbistum“ bleiben werde. Wörtlich sagte er: „Der Schulsektor wird neben den Gemeinden der größte Bereich im Haushalt bleiben. Die Investitionen auch in diese Schule, die wir heute segnen, zeigen dies. Wir trennen uns von Einrichtungen, wenn wir fürchten müssen, in absehbarer Zukunft nicht mehr der beste Schulträger sein zu können.“

Es sein ein falsches Bild von katholischen Schulen, wenn sie als „Kaderschmieden für spätere katholische Kirchensteuerzahler“ verstanden würden, betonte Bischof Kohlgraf. Und weiter: „Katholische Schulen sind auch kein Bollwerk gegen andere Konfessionen und Religionen. Ich bin teilweise entsetzt gewesen über einen ausgrenzenden Zungenschlag in mancher Reaktion. Sie sind auch keine heilen religiösen Sonderwelten in einer ansonsten kirchenfeindlichen Umwelt. So sehr wir unser Profil betonen, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und um eine gute Schulatmosphäre bemüht ist, tun wir uns keinen Gefallen, wenn wir ein Bild anderer Schulen zeichnen, als seien sie der Hort schwärzesten Heidentums oder unmenschliche Lernbunker.“ Nicht umsonst habe das Bistum daran erinnert, „dass wir auch in weltlichen Schulen mit den Angeboten des Religionsunterrichts präsent sind und unsere Schulpastoral gerne anbieten. Natürlich sollen sich unsere Schulen profiliert unterscheiden, wir werden aber nichts gewinnen durch Schwarz-Weiß-Bewertungen.“   

„Eine Bistumsträgerschaft allein garantiert noch kein christliches Profil“, sagte Kohlgraf. Und wörtlich: „Um zu einer eigenständigen Persönlichkeit werden zu können, braucht es andere Menschen, die den Kleinen großwerden lassen. Das Tutorensystem an dieser Schule ist ein guter Baustein einer solchen Begleitung. Wichtige Stichworte katholischer Erziehung sind Freiheit und Verantwortung. Diese Freiheit kann nur entfaltet werden, wenn im Alltag dem jungen Menschen etwas zugetraut wird. Dabei dürfen Fehler gemacht werden, Vergebung und Versöhnung sind dabei erkennbar christliche Lernfelder. Zu lernen ist ein anständiger Umgang miteinander, sowohl analog als auch digital. Gegenüber oder besser: im Miteinander mit anderen Lernorten beanspruchen unsere Schulen ein ‚anderer‘ Kirchort zu sein, ein ‚Andersort‘. Hier sollen Kinder und Jugendliche die Erfahrung machen, dass Katholisch-Sein, Christ-Sein kein Widerspruch zu kritischer Reflexion sein darf; dass Katholisch-Sein nur geht in der Offenheit und mit Interesse an anderen Konfessionen und Religionen.“

Kohlgraf zeigte sich überzeugt davon, „dass Jugendliche nur zu einer erwachsenen Entscheidung für ihre eigene religiöse Praxis kommen, wenn sie wissen, wofür oder auch wogegen sie sich entscheiden. Sie hören richtig: Entgegen der Vorstellung von katholischer Nachwuchsrekrutierung leben wir auch damit, dass sich mancher nach seiner Zeit an einer katholischen Schule gegen die Kirche entscheidet. Aber er oder sie hat hoffentlich die eigenen Gründe tiefer reflektiert als nur durch ein Nachbeten gesellschaftlicher Vorurteile. Immer sind wir unterwegs in ökumenischer Offenheit und auch in einem interreligiösen Interesse und verstehen in dieser Begegnung hoffentlich unseren eigenen Glauben besser, ohne andere abzuwerten.“

Der Bischof dankte außerdem den Mitarbeitern für ihr Engagement: „Das christliche Profil wird durch Menschen gelebt und im Alltag verwirklicht, hoffentlich besonders an unseren Schulen. Sie sollen zumindest gute Rahmenbedingungen dafür schaffen, aber am Ende geht es um das Engagement der Einzelnen, der Lehrenden, Lernenden und schließlich auch der Eltern sowie auch der übrigen Angestellten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich weiß um die Bedeutung eines freundlichen Sekretariats und eines guten und zugewandten Hausmeisters, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ich darf mich für jedes Zeugnis hier herzlich bedanken. Oft sind es nicht die spektakulären Aktionen, sondern die Zuwendung, das Interesse, die Bereitschaft über den Stundenplan hinaus. Schule wird in Zukunft sicher immer mehr noch zum Lebensraum. Ich erhoffe mir von unseren Schulen hier viel Kreativität und Mut, auch Mut zum Experiment.“

 

 

Die Predigt im Wortlaut