Starkes Plädoyer für Mitbestimmung der Laien

Herbstvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Mainz

Mainz, 12. November 2022: Intensiver Austausch beim Katholikenrat zum Thema Überforderung im Rahmen des Pastoralen Weges. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Sa. 12. Nov. 2022
Von:
tob (MBN)

Mainz. „Wir möchten in der Kirche wirken können.“ Der Satz von Katholikenratsmitglied Dr. Wolfgang Modery aus Bad Vilbel fasst den Kern der Beratungen bei der Herbstvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Mainz zusammen. Bei der Sitzung des höchsten Laiengremiums in der Diözese Mainz am Samstag, 12. November, im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes standen der Austausch über den Pastoralen Weg und die Frage nach der Umsetzung synodaler Elemente für das Bistum Mainz auf der Tagesordnung. 

Mainz, 12. November 2022: Zu Beginn der Beratungen wurde Stichworte zum Thema Überforderung gesammelt. (c) Bistum Mainz / Blum

Die erarbeiteten Anliegen zum Pastoralen Weg werden dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei der nächsten Vorstandssitzung des Katholikenrates im Dezember vorgestellt. Der Katholikenrat machte in einem eigenen, einstimmigen Beschluss deutlich, dass das Gremium eine Rückmeldung der Bistumsleitung dazu erwartet. Moderiert wurde die Sitzung von Patrick Landua, dem Sprecher des Katholikenrates.

Zum Auftakt tauschten sich die Mitglieder besonders mit Blick auf das Thema Überforderung von Haupt- und Ehrenamtlichen zum Pastoralen Weg aus. Die Erfahrungen wurden in fünf Arbeitsgruppen gesammelt, die sich zu Schwerpunkten zusammengefunden hatten und im Rahmen der Beratungen mit Arbeitstiteln überschrieben waren: „Zeitliche Überforderung“, „Rollen-Chaos wegen ungeklärter Rollen“, „Fehlende Prozessstruktur - das Ziel ist klar, aber der Weg dorthin nicht“, „Werte und handeln der Kirche lassen sich nicht miteinander vereinbaren“ und „Überforderung durch Kommunikation und Information“.

Mainz, 12. November 2022: Herbstvollversammlung des Katholikenrates im Erbacher Hof. (c) Bistum Mainz / Blum

Dr. Susanne Barner, die Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung, machte in der Zusammenfassung ihrer Arbeitsgruppe zur Kommunikation deutlich, dass es nicht an Information mangele, „aber Vieles ist gerade für Ehrenamtliche überhaupt nicht mehr zu bewältigen“. Es gibt eine überfordernde Kommunikation mit „sehr viel Papier“. Vieles sei theoretisch ausgearbeitet, aber die praktische Umsetzung komme zu kurz.

Insgesamt sei es noch nicht gelungen, den zentralen Begriff der Vernetzung in den Vordergrund zu stellen, berichtete Barner. Oft gelinge der Informationsfluss aus den Pfarrgemeinderäten in die Gemeinden hinein nicht mehr in ausreichendem Maße. Darüber hinaus seien die Pastoralraumkonferenzen in der Öffentlichkeit als neues, wichtiges Gremium überhaupt noch nicht wahrgenommen worden. Eine weitere Schwierigkeit bestehe darin, dass die verschiedenen Rollen von Haupt- und Ehrenamtlichen unklar kommuniziert seien. So gebe es von Hauptamtlichen auch verschiedene Aussagen zu den neuen Rollen, was bei vielen Ehrenamtlichen das Gefühl hervorrufe, dass die Hauptamtlichen nicht geschlossen hinter dem Pastoralen Weg stünden.

Handlungstext des Synodalen Weges „Gemeinsam beraten und entschieden“

Mainz, 12. November 2022: Der Vorstandstisch beim Katholikenrat (v.l.n.r.): Michael Wagner-Erlekam, stellvertretender Dezernent des Seelsorgeamtes, Sprecher Patrick Landua und die Geschäftsführerin der Diözesanen Räte, Martina Reißfelder. (c) Bistum Mainz / Blum

Martin Buhl, der zur Delegation des Bistums Mainz beim Synodalen Weg gehört, erläuterte das Anliegen des Handlungstextes „Gemeinsam beraten und entschieden“, der bei der fünften Sitzung des Synodalen Weges im März verabschiedet werden soll. „Hauptziel ist, aus Beratungsorganen in der Kirche, Gremien der Mitbestimmung zu machen.“ Um dies umzusetzen, brauche es in den Diözesen unter anderem jeweils eine „Selbstbindung des Bischofs“ und eine Verankerung der Synodalität in den Statuten, erläuterte Buhl. Patrick Landua machte deutlich, dass es „klare Aussagen“ von Bischof Kohlgraf sowie Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz gebe, dass diese Anliegen des Synodalen Weges in der bereits tagenden Statutenkommission des Bistums Mainz Berücksichtigung finden. Auch einer Selbstbindung an diese Mitbestimmungsrechte „ist der Bischof nicht abgeneigt“.

Diözesanrat im Bistum Rottenburg-Stuttgart vorgestellt

Mainz, 12. November 2022: Gruppenarbeit bei der Herbstvollversammlung des Katholikenrates. (c) Bistum Mainz / Blum

Online zugeschaltet wurde Dr. Johannes Warmbrunn, der Sprecher des Diözesanrates im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Er erläuterte Struktur, Aufgaben und Erfahrungen mit dem „Rottenburger Modell“, wo bereits seit 1970 der Diözesanpastoralrat, der Katholikenrat und die Diözesankirchensteuervertretung im so genannten Diözesanrat zu regelmäßigen Sitzungen zusammenkommen. „Das Besondere an diesem Modell ist, dass die Inhalte der Pastoral zusammen mit den Entscheidungen über die Finanzen mitbestimmt werden“, sagte Warmbrunn. „Wir haben dabei gewaltige inhaltliche Steuerungsmöglichkeiten.“ Der Diözesanrat werde im Bistum sehr ernst genommen. „Ich kann das Modell nur sehr empfehlen.“ Das Gremium mit 103 stimmberechtigten und 28 beratenden Mitgliedern versammelt drei bis vier Mal pro Jahr. Als besonders positiv hob Wurmbrunn hervor, dass der Bischof größten Wert darauf lege, am Diözesanrat teilzunehmen und auch bei den Vorstandssitzungen dabei sei.