Im September 2020 hatte das Bistum Mainz angekündigt, seinen Bildungs- und Tagungsbereich neu zu strukturieren. Zu der Reform gehörte auch, dass das Bistum die Trägerschaft von fünf seiner 18 katholischen Schulen abgibt. Die Bilanz: Drei Schulen sind in neue Trägerschaften übergegangen, bei einer Schule steht dieser Schritt kurz bevor, eine weitere wird Teil einer neuen Schulgesellschaft. Die „schmerzhaften Einschnitte“ waren nötig geworden, um „eine gute und tragfähige Zukunft für die verbleibenden Schulen“ zu gewährleisten, wie Bischof Peter Kohlgraf damals betont hatte.
Kurz vor Weihnachten 2021 ist es gelungen, für die Liebfrauenschule in Bensheim eine dauerhafte Perspektive aufzuzeigen. Das Bistum hat mit dem Kolping-Bildungswerk Württemberg e.V. vereinbart, die Trägerschaft im Schuljahr 2022/2023 schrittweise zu übertragen. Damit gewinnt die Liebfrauenschule einen verlässlichen und erfahrenen Schulträger. Denn das Kolping-Bildungswerk Württemberg e.V. ist bundesweit Träger von mehr als 150 Schulen und verfügt über fundierte Kenntnisse und Erfahrungen in der Übernahme von Schulträgerschaften. Als Teil der katholischen Familie bleibt auch die christliche Ausrichtung der Schule gewahrt. Als „bitteren Preis für den Erhalt der Schule und zur Ermöglichung des Trägerwechsels“ bezeichnete der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, dass der Realschulzweig der Schule schrittweise auslaufen wird. Die Schülerinnen des Realschulzweiges können aber ihre Schulzeit regulär beenden. Die entsprechenden Verträge wurden am 29. Juli dieses Jahres unterzeichnet.
Das Kolping-Bildungswerk Württemberg e.V. wird gemeinsam mit dem Ehepaar Veigel von der Steinhöfel Schul-gGmbh mit Sitz in Mainz auch die Trägerschaft der Martinus-Grundschule in Mainz-Gonsenheim übernehmen. Die Pfarrei St. Stephan in Mainz-Gonsenheim wird auch künftig das Grundstück bereitstellen. Der Vertrag wurde am 6. Dezember 2021 unterschrieben. Somit ist die Zukunft der Schule als freie, christliche Schule sichergestellt. Der schrittweise Übergang wird in den kommenden Jahren gemeinsam mit den beiden Partnern gestaltet.
Auch für die Hildegardisschule in Bingen wurde ein neuer Träger gefunden: Der Landkreis Mainz-Bingen. Der Bildungsdezernent des Bistums Mainz, Ordinariatsdirektor Gereon Geissler, hatte im März in einem Brief an die Eltern und Mitarbeiter der Schulgemeinschaft betont: „All diese Gespräche und die daraus resultierenden Erkenntnisse führen nun zu der Einsicht, dass die erfolgversprechendste und sicherste Option für den Erhalt der Schule die Zusammenarbeit mit dem kommunalen Schulträger und die Übergabe der Trägerschaft an den Landkreis Mainz-Bingen ist.“ Am 22. Juli dieses Jahres hat der Kreistag den Grundsatzbeschluss gefasst, die Trägerschaft für die Schule zu übernehmen. Ziel ist es, am 1. August 2023, zu Beginn des neuen Schuljahres, die Trägerschaft zu übernehmen. Der Trägerwechsel wird Zeit in Anspruch nehmen: „Insbesondere die Frage der gleichberechtigten Förderung von Mädchen und Jungen als zentrales Profilelement wird ein wichtiges Thema in den Gesprächen sein. Aber auch die Sicherstellung des kirchlichen Engagements an der Hildegardisschule wird wesentlich in die Beratungen einfließen. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit den Vertretern des Kreises hier zu guten, einvernehmlichen Lösungen kommen werden.“ Die Schulgemeinschaft hat bereits beschlossen, sich auch für Jungen zu öffnen und diese künftig aufzunehmen. Der Zweig der Berufsbildenden Schule (BBS) der Hildegardisschule wird noch zwei Jahre am Standort Bingen bestehen bleiben. Danach wird der Unterricht in Zusammenarbeit mit der Katholischen Berufsbildenden Schule (KBS) in Mainz fortgeführt.
Das Ketteler-Kolleg-Abendgymnasium mit Abitur online in Mainz, das älteste und größte Abendgymnasium in Rheinland-Pfalz, ist zu Beginn des neuen Schuljahres vom Bistum Mainz in die Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz übergegangen.
Eine strukturelle Veränderung gab es an der Martinusschule Grund- und Realschule plus in der Weißliliengasse Mainz. Dort wird der Realschulzweig ausgebaut und von einer zweizügigen zu einer dreizügigen Schule erweitert. Diese Änderung wird ab dem Schuljahr 2023/2024 umgesetzt. Der Grundschulzweig nimmt aus organisatorischen Gründen seit diesem Schuljahr keine neuen Schülerinnen und Schüler mehr auf. Im Gegenzug hat die Martinusschule in Mainz-Weisenau seit Beginn dieses Schuljahres zwei „Familienklassen“ eingerichtet. Dabei handelt es sich um zwei Grundschulklassen, in denen jahrgangsübergreifend unterrichtet wird. Dieses Konzept war ursprünglich an der Martinus-Schule Weißliliengasse etabliert und ist nun nach Mainz-Weisenau „umgezogen“.
„Hinter uns liegen zwei schwierige Jahre. Gerade deshalb sind wir allen Beteiligten, den Schulleitungen, den Eltern- und Mitarbeitervertretungen sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit mit wichtigen Impulsen“, blickt Ordinariatsdirektor Geissler zurück. „Ich bin davon überzeugt, dass die gefundenen Lösungen für die Schulen nur in der guten gemeinsamen Arbeit entstehen konnten“, sagt er. Und weiter: „Das Versprechen, allen Schulen eine dauerhafte und gute Zukunftsperspektive zu eröffnen, haben wir eingelöst.“ Es sei ein wichtiges Ergebnis, dass kein Schulstandort geschlossen werden müsse, und die gute Bildungsarbeit an den Standorten fortgesetzt werden könne. Um alle Schulen in Trägerschaft des Bistums zukunftsfähig zu machen, ist am 1. August die Schulgesellschaft St. Martinus gegründet worden. Auch das Theresianum in Mainz ist Bestandteil dieser Schulgesellschaft. „Wir bleiben nicht bei der Abgabe von Trägerschaften stehen, sondern gestalten die dauerhafte und stabile Zukunft unserer Schulen mit großer Konzentration und Engagement“, betont Geissler.