Um Kirche geistlich zu leiten und zu gestalten, braucht es klare Strukturen

Bischof Kohlgraf feierte Pontifikalamt zum Bonifatiusfest im Mainzer Priesterseminar

Mainz, 6. Juni 2024: Bischof Peter Kohlgraf feierte den Gottesdienst zum Bonifatiusfest in der Mainzer Seminarkirche unter anderem mit dem neuen Regens Michael Leja (links) und Personaldezernent Hans-Jürgen Eberhardt (ganz rechts). (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Do. 6. Juni 2024
Von:
tob (MBN)

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Donnerstag, 6. Juni, in der Mainzer Augustinerkirche den Gottesdienst zum Bonifatiusfest des Mainzer Priesterseminars gefeiert. „In seinen Mainzer Jahren war Bonifatius mit heute unglaublichem Einsatz an der Schaffung verlässlicher Kirchenstrukturen befasst. Daran erinnere ich gerne, wenn heute Bischöfen und auch mir von manchen Seiten vorgeworfen wird, wir seien zu wenig geistlich und zu sehr mit Strukturfragen beschäftigt, auch bei den Veränderungen im Bistum Mainz“, sagte Bischof Peter Kohlgraf in seiner Predigt:

Mainz, 6. Juni 2024: Gruppenbild mit Bischof Peter Kohlgraf nach dem Gottesdienst zusammen mit den neuen und alten Mitarbeitenden in der Studienbegleitung und Ausbildungsleitung aller pastoralen Berufe im Haus der kirchlichen Berufe. (c) Bistum Mainz / Blum

„Bonifatius war ganz eindeutig ein geistlicher Mensch, aber um die Kirche geistlich zu leiten und zu gestalten, braucht es klare Strukturen." Am Ende des Gottesdienstes überreichte Kohlgraf den neuen Mitarbeitenden in der Studienbegleitung und Ausbildungsleitung der pastoralen Berufe sowie im Konzept des Hauses der kirchlichen Berufe in ihre Dekrete. Am Gottesdienst und dem anschließenden Fest im Priesterseminar nahmen unter anderen auch Generalvikar Dr. Sebastian Lang und die Bevollmächtigte des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, teil,

Weiter sagte Kohlgraf: „Die Strukturen müssen auch heute den Bedingungen von Raum und Zeit angepasst werden. Ohne verlässliche Strukturen kein kirchliches Leben, aber ohne Geist und Glauben helfen uns Strukturen nicht weiter. Sie können darüber hinwegtäuschen, dass es nur wenig Geist gibt. Strukturen können zu groß werden, so dass wir sie nicht mehr mit geistlichem Leben füllen können. Ich mag auch die Rede von den vermeintlich guten alten Zeiten nicht mehr hören. Ich glaube, dass es eine kirchlich heile Welt nie gegeben hat. Während Bonifatius und viele seiner Nachfolger Strukturen aufbauen mussten, Klöster und Kirchen bauen konnten, um Seelsorge und Verkündigung in der Fläche des Bistums zu ermöglichen, muss ein Bischof, müssen die Gläubigen heute, Ressourcen konzentrieren, um dem Verkündigungsauftrag gerecht werden zu können. Das eine ist nicht leichter als das andere, aber wir leben heute in dieser Zeit.“

Immer wieder habe sich Bonifatius auch mit seiner Rolle als Hirte beschäftigt: „Er hat für seine Zeit eine Form der Verkündigung und der Glaubensverbreitung gefunden, die den Bedingungen der Menschen und ihrer Lebenswelt entsprachen. Er hat nicht in ,fremden Zungenʼ geredet. Bekannt ist er geworden durch die Fällung der Donar-Eiche, er hat damit symbolisch den Anspruch des einen wahren Gottes bezeugt. Unsere Methoden haben sich verändert, aber der Anspruch Gottes bleibt der Kern unserer Verkündigung.“ Und weiter: „Heute werden wir den Glauben anbieten müssen, nicht mit Gewalt aufzwingen. Denn wir selbst tragen den Schatz des Glaubens in zerbrechlichen Gefäßen, wenn wir ehrlich sind. Das gilt auch für den Bischof und die Hirten der Kirche. Das Zugeständnis der eigenen Grenzen und das ehrliche Bemühen um Glaubwürdigkeit ist heute wohl der angemessene Weg des Zeugnisses, nicht das gewaltsame Zerschlagen der Götterbilder anderer. Dafür tragen wir viel zu viel eigenen Götzenkult auch mit uns selbst mit. Bonifatius sieht sich unter dem Anspruch des Wortes Gottes. Darin sollten wir ihm nacheifern.“

Personelle Änderungen in Ausbildungsleitung

Mit dem Start des Sommersemesters, der Ernennung von Regens Michael Leja zum 1. April, dem Wegfall der Position des Subregens und durch die im Herbst bevorstehende Passivphase der Altersteilzeit von Gemeindereferent Bardo Frosch als Studienbegleiter und Ausbildungsleiter für die Gemeindeassistent/innen haben sich einige Neuerungen in der Studienbegleitung und Ausbildungsleitung aller pastoralen Berufe sowie im Konzept des Hauses der kirchlichen Berufe ergeben, die mit einer stärkeren Kooperation und berufsgruppenübergreifenden Konzepten auf Studien- und Ausbildungsebene einhergehen.

Die Aufgaben des Subregens sind auf andere hauptamtlich Mitarbeitende aufgeteilt worden. Neu geschaffen ist das Amt einer Koordinatorin, das Gemeindereferentin Helena Gilbert übernommen hat. Sie ist unter anderem für die Vernetzung der einzelnen Wohnbereiche und der verschiedenen Institutionen im Haus der kirchlichen Berufe zuständig. Gilbert ist darüber hinaus als Ökonomin die stellvertretende Leitung der Körperschaft Priesterseminar und vertritt diese zusammen mit dem Regens im Rechtsverkehr, im Liegenschafts- und Vermögensbereich. Mit dieser Benennung wird ähnlich wie in den Pfarreien und in der Bistumsleitung das Prinzip der gemeinsamen Leitung fortgeführt.

Die Studienleitung für die Seminaristen hatte zum 15. April Pastoralreferentin Dr. Monika Müller übernommen. Im Herbst übernimmt sie von Bardo Frosch die Studienbegleitung der angehenden Gemeindereferent/innen sowie die Leitung des Dr.-Maria-Reinartz-Hauses. Pater Ralf Sagner OP übernimmt die Ausbildungsleitung der Ständigen Diakone. Für die Aufnahme von Seminaristen ins Priesterseminar und die Zulassung zur Weihe wird künftig nicht nur das Votum des Regens entscheidend sein, sondern das von zwei Formationstutoren. Diese Aufgabe haben P. Joshy Pottackal O.Carm und Pfarrer Daniel Kretsch übernommen.