„Uns der Einheit vergewissern“

Gottesdienst zum Buß- und Bettag mit Kardinal Lehmann und Kirchenpräsident Jung

JUNG--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
Do. 21. Nov. 2013
Von:
am (MBN)
Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat darauf hingewiesen, dass die Toleranz zu den „zentralen Problemen menschlichen Zusammenwohnens“ gehört. In diesem Zusammenhang würdigte er, dass die Evangelische Kirche im Rahmen ihrer Reformationsdekade das Bewusstsein für die „in unserer Gesellschaft geforderte Toleranz“ gestärkt habe.

Lehmann äußerte sich in einer Predigt in einem ökumenischen Gottesdienst zum Buß- und Bettag am Mittwoch, 20. November, in der Mainzer Christuskirche. „Es ist für die Kirchen auch nicht einfach, denn sie müssen die Toleranz immer wieder auch verstehen unter der Voraussetzung des Anspruchs auf die Wahrheit des christlichen Glaubens", sagte er.

In den letzten Jahrzehnten mussten die Christen lernen, „auf alle Formen der Anfeindung und Diskriminierung zu verzichten", sagte Lehmann weiter. „Sonst könnten wir nicht wirklich ökumenisch miteinander umgehen." Christen und Nichtchristen seien „trotz vieler Widerstände und Vergeltungsbestrebungen von uns selbst" dazu aufgefordert, sich nicht vom Bösen besiegen zu lassen, sondern das Böse durch das Gute zu besiegen, betonte der Kardinal.

Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), rief in seiner Predigt dazu, sich auf dem Weg zum 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 „gemeinsam von Christus ins Gebet nehmen zu lassen". „Das heißt: Uns der Einheit vergewissern, die er uns schenkt. Gemeinsam danach fragen, was die Orientierung an ihm für uns und unser Miteinander bedeutet. Und vor allem darauf hören, was sein gemeinsamer Auftrag für uns ist. Denn er bittet für uns, dass wir alle eins seien, damit die Welt glaubt", sagte Jung. Die Feier war der zentrale Gottesdienst im Propsteibereich Rheinhessen am Buß- und Bettag und stand unter dem Thema „Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017: Ökumenische Gemeinschaft, konfessionelle Grenzen und Toleranz". Der Liturgie stand der Propst für Rheinhessen, Dr. Klaus-Volker Schütz, vor.

Couchgespräch mit Lehmann und Jung

Im Anschluss an den Gottesdienst fand in der Christuskirche ein Couchgespräch mit Kardinal Lehmann und Kirchenpräsident Jung statt, das von der SWR-Journalistin Dr. Daniela Engelhardt moderiert wurde. Ein Thema des Gespräches war der interreligiöse Dialog mit dem Islam. Lehmann wies darauf hin, dass man sich im Rahmen dieses Dialoges „mehr mit den Stärken und Schönheiten des Islam auseinandersetzen müsse", da „wir sonst mit dem Dialog nicht weiterkommen". Auch die „Kategorie des Glaubenszeugnisses" spiele für diesen Dialog eine immer wichtigere Rolle. „Da hat auch Papst Franziskus eine wichtige Bedeutung", sagte der Kardinal. Jung regte an, die „ökumenische Lerngeschichte in bestimmten Punkten" auf das interreligiöse Gespräch zu übertragen. „Dafür ist es wichtig, Vorurteile zu überwinden und sich auf Augenhöhe zu begegnen", sagte er. Der Kirchenpräsident bezeichnete es als „einen Gewinn, wenn islamische Theologie jetzt an deutschen Universitäten gelehrt wird".

Angesprochen auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 sagte Jung, dass die Evangelische Kirche „keine Heroisierung Martin Luthers" wolle. „Dieses Gedenken hat nur einen Sinn, wenn wir uns an das Anliegen der Reformation halten: Uns von Christus führen zu lassen", sagte er. Lehmann verband mit dem Jubiläum die Hoffnung, „Themen der Ökumene weiter vorwärts zu bringen".