Uraufführung einer Neuvertonung des „Ave verum“ (26.5.)

Gebet ist älter als angenommen / Fragment in Martinus-Bibliothek entdeckt

Mainz, 24. Mai 2019: Vor der Uraufführung des
Datum:
Fr. 24. Mai 2019
Von:
tob (MBN)

Mainz. Das besonders im Mittelalter weit verbreitete und auch oft vertonte Reimgebet „Ave verum“ ist älter als bisher angenommen. Bislang galt das „Ave verum“ als im 14. Jahrhundert entstanden. Der Fund eines Textfragmentes in der Mainzer Martinus-Bibliothek weist nun nach, dass der Text des „Ave verum“ bereits im 13. Jahrhundert bekannt und verbreitet war.

Die berühmteste Vertonung des „Ave verum“ stammt von Wolfgang Amadeus Mozart, aber auch im aktuellen Gotteslob finden sich noch mehrere Vertonungen. Benannt ist das Gebet nach seinen ersten Worten: „Ave verum corpus natum - Sei gegrüßt, wahrer Leib“.

Der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, präsentierte das kürzlich entdeckte handschriftliche Pergamentfragment aus dem 13. Jahrhundert bei einem Pressegespräch am Freitag, 24. Mai, in der Martinus-Bibliothek. Das Doppelblatt war Teil eines Gebetbuches für eine Frau. Es enthält den lateinischen und den deutschen, wohl rheinfränkischen Text des „Ave verum“. Das Gebetbuch war im 16. Jahrhundert zerschnitten und als Bucheinband verwendet worden. Deshalb fehlen im Fragment die letzten Zeilen der deutschen Übersetzung. Das „Ave verum“ war im 15. und 16. Jahrhundert eines der gebräuchlichsten stillen Gebete zur Wandlung und Vorbereitung auf die Kommunion während der Messe. Es wird zur so genannten Elevation, der Erhebung der gewandelten Gaben von Brot und Wein während der Eucharistiefeier, gebetet.

Die Datierung des Fragments auf das 13. Jahrhundert sei durch die verwendete Schrift möglich gewesen, sagte Hinkel. Er wies darauf hin, dass das „Ave verum“ seine Funktion als Ausdruck von Laienfrömmigkeit verloren habe, weil die Wandlungsworte laut gesprochen werden. Heute habe das „Ave verum“ seinen Platz etwa bei der Kommunionausteilung oder an Fronleichnam. Hinkel hatte anlässlich seines 40. Priesterjubiläums am Sonntag, 30. Juni, den Mainzer Domkapellmeister Karsten Storck gebeten, nach einem Komponisten für eine Neuvertonung des „Mainzer Ave verum“ zu suchen.

Der Eichstätter Domkapellmeister Christian Matthias Heiß hat das Fragment aus der Mainzer Martinus-Bibliothek für Chor, Solisten und Orchester vertont. Über den Kompositionsauftrag im vergangenen Jahr habe er sich sehr gefreut, denn „es war eine sehr reizvolle Aufgabe“, sagte Heiß. Das dreiteilige Stück enthält den lateinischen und den deutschen Text. Es sei so angelegt, dass die lateinische Fassung auch abgekoppelt vom Gesamtwerk in der Liturgie eingesetzt werden kann. Heiß wird im September die Leitung der Regensburger Domspatzen übernehmen.

Domkapellmeister Storck wies darauf hin, dass das neue „Mainzer Ave verum“ einen „festen Platz bei den Mainzer Chören haben werde. „Das ist ein echtes Novum, worüber ich mich sehr freue.“ So werde der letzte Teil des Stückes etwa an Fronleichnam zu hören sein oder auch bei der nächsten Konzertreise der Domkantorei. Die Aufführungsdauer des kompletten Stückes betrage zwischen 20 und 25 Minuten, sagte Storck.

Am Sonntag, 26. Mai, um 17.00 Uhr, wird die Uraufführung der Komposition von Christian Matthias Heiß in der Mainzer Augustinerkirche erfolgen. Unter Leitung des Mainzer Domkapellmeisters Karsten Storck werden die Domkantorei St. Martin zusammen mit dem Mainzer Domorchester sowie Victoria Braum (Sopran) und Frederic Bak (Tenor) das Stück erstmals erklingen lassen. Zuvor stehen außerdem „Ave verum“-Vertonungen von William Byrd, Edward Elgar und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. Im Rahmen der musikalischen Akademie in der Augustinerkirche wird außerdem Dr. Martin Lüstraeten von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität einen Vortrag über das neu entdeckte Fragment halten. Er spricht zum Thema „Das Mainzer Ave Verum-Fragment der Martinus-Bibliothek. Ältestes Zeugnis des Elevationsgebetes“. Die Begrüßung wird der Regens des Mainzer Priesterseminars, Dr. Tonke Dennebaum, übernehmen.