Anlässlich des 80. Jahrestages der Bombardierung von Mainz im Zweiten Weltkrieg am 27. Februar zeigt das Mainzer Dom- und Diözesanmuseum eine Sonderausstellung mit dem Titel „Vom Bombenkrieg gezeichnet. Vergessene Fragmente erzählen Geschichte“. Bei den Ausstellungsstücken handelt es sich um Fragmente verloren geglaubter Kunstwerke, wie herabgestürzte Hausmadonnen, zerbrochene Portalfiguren, demolierte Wappensteine oder zerschmolzene Goldschmiedearbeiten, welche nach der Bombardierung von Mainz 1945 übriggeblieben sind. Diese beschädigten Kunstwerke hat der Direktor des Museums, Dr. Winfried Wilhelmy, gemeinsam mit seinem Team um die stellvertretende Direktorin Dr. Anja Lempges bei der Sichtung der Depots entdeckt. „Gerade heute, wo der Krieg wieder (und nicht nur) in Europa eingezogen ist, täten wir gut daran, auf die Mahnung dieser Fragmente zu hören: Nie wieder Krieg!“, sagte Wilhelmy bei einer Journalistenführung am Montag, 24. Februar.
Die Ausstellung findet im Rahmen des Jubiläums „100 Jahre Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz“ statt. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist sie ab Mittwoch, 26. Februar. Die Schau wird bis zum 27. Juli gezeigt.
Auf 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden 90 Skulpturen, Gemälde und Graphiken unrestauriert und in „Werkstattcharakter“ auf Paletten präsentiert. Ergänzend zeigen 80 großformatige Fototafeln die Objekte unversehrt in ihrem Zustand vor dem Krieg. Ein heute im Stadtarchiv Mainz aufbewahrter Film aus dem Jahr 1935, der die noch unzerstörte Altstadt zeigt, ergänzt die Präsentation. Weitere Höhepunkte der Sonderausstellung sind eine geschmolzene neugotische Bleimaske des Mainzer Doms, die Alabasterfiguren barocker Grabdenkmäler aus St. Christoph oder der erstmals wieder aufgebaute, sechs Meter hohe Hochaltar der Emmeranskirche aus der Zeit um 1630, der bislang als verschollen galt. Begleitend dazu hat Wilhelmy einen umfangreichen Ausstellungskatalog veröffentlicht.
„Es ist die vornehmste Aufgabe des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums, die kirchliche Kunst aus Stadt und Diözese Mainz zu bewahren“, sagte Wilhelmy, der die Ausstellung kuratiert hat. „Die hier gezeigten Kunstwerke waren einmal ‚schön‘, doch diese Schönheit haben sie in den Bombenächten des Zweiten Weltkriegs verloren. Zerbrochen und gezeichnet vom Feuer sind sie nun ‚hässlich‘, hässlich wie der Krieg selbst“, gab Wilhelmy zu bedenken. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Thema Krieg noch einmal so aktuell wird. Der Tenor der Ausstellung lautet: Schaut, wohin es führen kann. Die beschädigten Kunstwerke sollen zum Nachdenken anregen“, erklärte der Museumsdirektor.
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