Vortrag über Ida Hahn-Hahn (28.10.)

Neuerscheinung von Dr. Hinkel zu ihren Mainzer Briefen an Christoph Moufang

NÜNNERICH-ASMUS--HINKEL--HAHN-HAHN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Mo. 27. Okt. 2014
Von:
tob (MBN)
Mainz. Mit einem Vortrag begleitet der Direktor der Mainzer Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, die Veröffentlichung der Mainzer Briefe von Ida Hahn-Hahn (1805-1880) an den Mainzer Domkapitular und Regens Christoph Moufang.

Hinkel spricht am Dienstag, 28. Oktober, um 18.15 Uhr bei freiem Eintritt in der Martinus-Bibliothek unter der Überschrift „Ida Hahn-Hahn. Exzentrisch, selbstverliebt, überspannt - eine Künstlernatur?" Der Vortrag von Dr. Hinkel widmet sich besonders ihrer „katholischen Zeit" in Mainz und gibt Einblicke in das kirchliche, politische und kulturelle Leben dieser Epoche. Der reich bebilderte Band „Ida Hahn-Hahn. ,Ich hätte große Lust mit Ihnen zu zanken.' Mainzer Briefe an Christoph Moufang" erscheint im Nünnerich- Asmus Verlag und Media GmbH in Mainz.

In der Einleitung zur Neuerscheinung bezeichnet Hinkel die erstmals herausgegebenen Briefe als „eindrucksvolle Streiflichter auf die Stadt Mainz und ihre Bewohner, das Bistum, die politische und religiöse Lage der Zeit, die handelnden Personen und nicht zuletzt die Schreiberin selbst". Das Buch könne sicherlich ein Anstoß sein, sich mit der umfangreichen Korrespondenz von Ida Hahn-Hahn zu beschäftigen, sagte Hinkel vor Journalisten am Montag, 27. Oktober, in der Martinus-Bibliothek. 

Ida Hahn-Hahn war eine der meistgelesenen Autorinnen des 19. Jahrhunderts. Sie war eine für ihre Zeit sehr emanzipierte Frau, die mit großer Öffentlichkeitswirkung zum katholischen Glauben konvertierte. 1853 gründete sie in Mainz das Kloster „Vom guten Hirten", das in der Nähe der Kirche St. Stephan lag, wo sie bis zu ihrem Tod lebte, ohne selbst Mitglied des Ordens zu sein. Der Mainzer Bischof, Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877), hatte entscheidend zu Ida Hahn-Hahns Konversion zum Katholizismus im Jahr 1850 in Berlin beigetragen. Sie war daraufhin Ketteler als ihrem geistlichen Mentor nach Mainz gefolgt, wo sie auch 1880 starb und auf dem Hauptfriedhof beerdigt wurde. Die Originale der 52 jetzt edierten Briefe an Domkapitular Moufang aus den Jahren 1861 bis 1879 befinden sich im Dom- und Diözesanarchiv Mainz. Die Briefe Moufangs an Ida Hahn-Hahn sind verloren.

Ein Schwerpunkt in den Briefen ist das Engagement von Hahn-Hahn für eine freie katholische Universität, das allerdings letztlich aus finanziellen Gründen, dem Desinteresse der Bischöfe und dem Kulturkampf gescheitert sei, erläuterte Hinkel. Er hob hervor, dass bereits die selbstständigen Reisen und die Verwaltung ihrer eigenen Finanzen für eine Frau in dieser Zeit äußerst ungewöhnlich gewesen seien. In den 1920er Jahren sei das Interesse an Ida Hahn-Hahn zunächst stark zurückgegangen. Mittlerweile gebe es wieder ein größeres Interesse an ihrer Person, „wobei allerdings ihre katholische Zeit kaum wahrgenommen wird".

Verlegerin Dr. Annette Nünnerich-Asmus bekannte, dass „Ida Hahn-Hahn mich fasziniert. Sie ist eine Frau mit zwei Gesichtern." Zum einen sei sie sehr stark in ihrem Standesdenken als Adlige verhaftet gewesen, zum anderen sei sie eben auch sehr selbstständig, extrem eigenwillig und auch kämpferisch gewesen. An ihren Briefen an Christoph Moufang, der unter anderem der Zentrumsfraktion im Deutschen Reichstag angehörte, werde deutlich, wie „eine mit kritisch-intellektuellem Verstand begabte Frau, das politische Umfeld und die gesellschaftlichen Verhältnisse ihrer Zeit auch öffentlich kommentiert". Die Briefe seien „ungemein unterhaltsam und gelehrsam". Hinkels Veröffentlichung über Ida Hahn-Hahn sei „ein rundum gelungenes Buch, das ihr wieder zu der Geltung verhelfen kann, die ihr gebührt".

Leben und Werk von Ida Hahn-Hahn standen bereits 2011/2012 im Mittelpunkt einer Kabinettausstellung in der Mainzer Martinus-Bibliothek, die unter der Überschrift „Von Babylon nach Jerusalem. Die Schriftstellerin Ida Hahn-Hahn" gezeigt wurde. Dazu ist in der Reihe der Mainzer Perspektiven ein gleichnamiger Band von Sabine Gruber und Ralph Zade erschienen.

Hinweis: Ida Hahn-Hahn, „Ich hätte große Lust mit Ihnen zu zanken. Mainzer Briefe an Christoph Moufang". Herausgegeben undeingeleitet von Helmut Hinkel. Nünnerich-Asmus Verlag und Media GmbH, Mainz 2014, 312 Seiten, rund 150 unbekannte oder seltene Abbildungen von Mainzer Persönlichkeiten und Ansichten der Stadt und zum Teil im Krieg zerstörte Bauten, gebunden, 19,90 Euro. ISBN: 978-3-943904-60-4