Mainz. „Die Glaubensstärke bedrängter Christen in der Welt gibt uns Kraft zu glauben und solidarisch zu sein.“ Das sagte der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, anlässlich des „Red Wednesday“ am Dienstagabend, 21. November, bei einem Gottesdienst in der Mainzer Innenstadtkirche St. Quintin.
Wörtlich sagte Bentz: „Sie geben uns ganz viel. Es ist immer wieder berührend zu erleben, wie Menschen inmitten von Bedrängnis, das eigene Christ sein bezeugen und die Hoffnung nicht verlieren. In diesem Zeugnis bedrängter Christen fühle ich mich beschenkt.“ Er feierte den Gottesdienst im Rahmen der internationalen Aktion „Red Wedndesday“, die das kirchliche Hilfswerk „Kirche in Not“ veranstaltet, um ein Zeichen für Religionsfreiheit zu setzen.
Seit 2015 werden rund um den „Red Wednesday“, der in diesem Jahr auf den 22. November fällt, Kirchen und staatliche Gebäude rot angestrahlt, um Aufmerksamkeit auf das Schicksal verfolgter und benachteiligter Christen zu lenken. Bentz feierte den Gottesdienst gemeinsam mit Erzbischof Sebastian Shaw aus Lahore/Pakistan, der auf Einladung des katholischen Hilfswerkers „Kirche in Not“ zu Besuch in Deutschland ist. Das Bistum Mainz fördert nach Angaben von Dr. Eva Marta Baillie, Referentin für Weltkirche sowie Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz, bereits seit einigen Jahren einen Projektpartner in Pakistan, der im Bereich des interreligiösen Dialogs tätig ist.
Im Gottesdienst berichtete Erzbischof Shaw in einem persönlichen Zeugnis über Angriffe auf die christliche Gemeinschaft und Diskriminierungen in seinem Heimatland. Er erläuterte die Entwicklung des 1947 gegründeten Landes als säkularem Staat, der allen Bürgern Religionsfreiheit gewähren sollte, hin „zur ,Islamischen Republik Pakistanʼ, beeinflusst durch wachsende islamische Interessensgruppen“. Eine große Beeinträchtigung für die Christen habe die Verstaatlichung von Missionsschulen im Jahr 1972 dargestellt, erläuterte Erzbischof Shaw. Besonders die Einführung der islamischen Sharia-Gesetzte habe 1980 zusammen mit den Blasphemie-Gesetzen zur Schikanierung von Christen geführt, sagte Shaw: „Extremistische Elemente missbrauchten diese Gesetze, was zu Gewalt gegen unschuldige Christen führte. Viele Menschen nutzten diese Gesetze, um sich für ihre persönlichen Feindseligkeiten zu rächen.“ Und weiter: „Obwohl sich die pakistanische Regierung der Ziele der Extremisten und religiösen Interessensgruppen durchaus bewusst ist, greifen die Gegenmaßnahmen nur sehr langsam.“
Weiter erläuterte er in seiner auf Englisch gehaltenen Ansprache: „Heute besteht in Pakistan ein größeres Bedürfnis, über interreligiösen Dialog zu sprechen und interreligiöse Aktionen anzustreben, da die Gesellschaft in Pakistan aufgrund der Präsenz vieler radikaler religiöser Strömungen stark polarisiert ist. Diese Extremisten verbreiten Gewalt gegen religiöse Minderheiten. Im Namen der Religion werden Unschuldige getötet. Der interreligiöse Dialog ist nur eine Möglichkeit, diese drängenden Probleme anzugehen, aber er reicht nicht aus.“ Shaw wies darauf hin, dass sich das Bildungsbüro der Erzdiözese Lahore für christliche Bildungseinrichtungen engagiert, um dem eingeschränkten Zugang von Christen zu Bildung entgegenzuwirken. Weiter sagte er. „Eine besorgniserregende Entwicklung ist das Vorhandensein von Hassmaterial im nationalen Lehrplan und in den Schulbüchern Pakistans, das Feindseligkeit und Intoleranz fördert. Wir fordern die Regierung weiterhin auf, solche Inhalte zu entfernen und die Anwendung der Blasphemie-Gesetze zu überdenken.“ Im Anschluss an die Messe fand eine mit Lobpreis gestaltete eucharistische Anbetungszeit statt, die von der Gruppe „Stay & Pray“ gestaltet wurde.