Der emeritierte Weihbischof Franziskus Eisenbach ist am Mittwoch, 12. Juni, in einem Pontifikalrequiem von Bischof Peter Kohlgraf in der Bischofsgruft des Mainzer Doms beigesetzt worden. „Menschen, die ihn in Vorträgen erlebt haben, waren oft beeindruckt von seiner geistlichen Tiefe und seinen hilfreichen Zugängen zu den Quellen der Spiritualität“, sagte der Mainzer Bischof in seiner Predigt. „Vor einem Jahr konnten wir seinen 80. Geburtstag feiern, und er selbst hat auch die fragwürdigen Seiten seines Lebens offen benannt“, blickte der Bischof zurück.
„Ich selbst habe ihn als einen bescheidenen, theologisch und geistlich gebildeten Mitbruder kennen gelernt“, sagte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt. Und weiter: „Viele Menschen hat er geistlich begleitet, ihnen Orientierung und Wegbegleitung geschenkt“. Zu den Vorwürfen, die gegen Eisenbach erhoben wurden, sagte Kohlgraf: „Vielleicht würden wir heute anders und reflektierter mit den Vorwürfen umgehen, da haben wir als Kirche auch einiges lernen können und müssen.“ Er sagte weiter: „Wir lernen aber auch, dass es Verhaltensweisen gibt, die geistlich übergriffig und problematisch sein können, aber juristisch nicht zu beanstanden sind.“
Auch die Ausbildung zu einem Dienst in der geistlichen Begleitung sei heute eine andere als vor 40 Jahren, sagte Kohlgraf. „Die Standards sind professioneller, die Begleitung reflektierter und fundierter“. Dass sich die Bischöfe mit dem Thema geistlicher Übergriffigkeit befassten, sei eine Konsequenz aus den Erfahrungen der Vergangenheit, sagte Kohlgraf. Und weiter: „So ist die ambivalente Wahrnehmung des Lebens und Wirkens von Weihbischof Eisenbach auch ein Auftrag, Standards in der Seelsorge heute konsequent zu beschreiben und zu evaluieren. Zum vollständigen Bild gehört, dass auch heute schwierige seelsorgerliche Beziehungen nicht ganz vermieden werden können. Es wird zur seelsorgerlichen Beziehung gehören müssen, zum Wohle aller Beteiligten auch die seelsorgerliche Begleitung abbrechen zu müssen“.
Der Bischof stellte klar: „Kein geistlicher Begleiter ist Christus selbst, vielmehr soll Christus im anderen stark werden. Auch heute kann es vorkommen, dass das gesamte geistliche Leben einzelner Personen und Gruppen von einzelnen Seelsorgern, meist Priestern, abzuhängen scheint. Da müssen bei allen, die das beobachten, die Alarmglocken läuten. Es braucht engagierte Seelsorgerinnen und Seelsorger, die ihre Beziehungen reflektieren und sich selbst zurücknehmen können.“
Als Konzelebranten wirkten Bischof Callistus Chukwuma Valentine Onaga aus Nigeria, der Mainzer Generalvikar Dr. Sebastian Lang, Domdekan Henning Priesel, Pfarrer Markus Warsberg, und Pater Siokoy Peter Thevarkatt O.Carm an der Begräbnisfeier mit. Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalrequiem von Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel, Männerstimmen des Mainzer Domchores und der Domkantorei St. Martin unter der Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck, sowie Domkantorin Jutta Hörl und Domkantor Michael Kaltenbach.
Hinweis: Die Predigt von Bischof Peter Kohlgraf im Wortlaut unter https://bistummainz.de/organisation/bischof-kohlgraf/aktuell/predigten/