Beim diesjährigen Wettbewerb hatten sich rund 130 Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe aus Rheinland-Pfalz und Hessen in ihren Beiträgen mit der Frage „Was ist Toleranz - heute?" auseinander gesetzt.
In der Begründung der Jury für den ersten Preis werden „die gute Kameraführung, Bildwahl, das passende Timing sowie das sehr gute und sich gegenseitige bereichernde und unterstreichende Zusammenspiel von Bild und Wort" gewürdigt. Wörtlich heißt es: „Die Arbeit zeugt von einer fundierten Vorarbeit, einer sorgfältigen Ausarbeitung und systematischen Reflexion, die eindeutig den ersten Preis verdient." Die filmische Reportage „Zwischen Stolz und Vorurteil - wie tolerant ist Mainz?" der Schülerinnen Livia Gerster und Marie Kimbel des Mainzer Rabanus-Maurus Gymnasiums belegte den mit 250 Euro dotierten zweiten Preis. Marcel Sommer vom Gutenberg-Gymnasium in Mainz wurde für sein HipHop-Lied zum Thema mit dem dritten Preis (125 Euro) ausgezeichnet. Die Preisträger auf den Plätzen vier bis zehn (siehe unten) sind mit Büchern ausgezeichnet worden.
Der christlichen Religion sei Toleranz ins Stammbuch geschrieben, sagte Neymeyr, der auf das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13, 24-30) und das Gebot zur Feindesliebe aus der Bergpredigt verwies (Mt 5,43-45). Gleichwohl neige auch das Christentum zur Intoleranz, da die Toleranz oft im Widerspruch zum Wahrheitsanspruch der Religion stehe. Wörtlich sagte er: „Toleranz schließt aber den Wahrheitsanspruch nicht notwendigerweise aus. Richtig verstanden beinhaltet Toleranz die Verpflichtung des Einzelnen nach er Wahrheit zu suchen und sich in der eigenen Praxis nach der gefundenen Wahrheit zu richten." Passive Toleranz bedeute dabei, auf Gewalt zur Durchsetzung der eigenen Position zu verzichten und aktive Toleranz beinhalte die Überprüfung der eigenen Haltung. So verstanden stünden Toleranz und Wahrheitsanspruch nicht im Widerspruch, betonte der Weihbischof. „Ja, es widersprechen sich noch nicht einmal Toleranz und Mission, denn wer eine Wahrheit gefunden hat, will sie anderen mitteilen. Richtig verstandene Mission baut auf Dialog und dieser wiederum hat passive und aktive Toleranz zur Voraussetzung." Akademiedirektor Professor Dr. Peter Reifenberg hatte die Gäste zu Beginn der Preisverleihung begrüßt. Für den musikalischen Rahmen sorgten Christoph Hoffmann (Klavier) und Dirk Stetter (Schlagzeug) vom Gymnasium Nieder-Olm.
Vierter Platz: Lara Muhn vom Bertha von Suttner-Gymnasium in Andernach für ihr Fotografienbuch.
Zwei fünfte Plätze: Den fünften Platz teilen sich Daria Lässler, Clara Mumme und Larissa Pohl von der Hohen Landesschule in Hanau für ihr Spiel „Weltreise der Toleranz" und Jack Dagdagan von Rudi-Stephan-Gymnasium in Worms für seine „Kurzgeschichte einer Prüfung".
Zwei siebte Plätze: Den siebten Preis teilen sich Christina Ruthner vom Theresianum in Mainz für ihre Erörterung der Situation psychisch Kranker mit Faris Erkan, Daniel Gebhardt, Alexander Geiger, Jan Willem und Shinwar Quaderi vom Otto-Hahn-Gymnasium in Landau, die für ihren Videoclip zu einer Situation von Toleranz im Arbeitsalltag ausgezeichnet werden.
Neunter Platz: Ali Ahmad, Amit Beher, Sascha Michel, Cemil Uzun und Ugur Yelen vom Landgraf Ludwigs-Gymnasium in Gießen für ihren filmischen Beitrag „Intoleranz".
Zehnter Platz: Sofia Boccuti, Lara Czielinski, Giannina Masala, Mona Münnich, Isabell Schwall vom Eichendorff Gymnasium in Koblenz für den filmischen Beitrag „Spieglein, Spieglein an der Wand".
Die Arbeiten wurden anonymisiert von einer unabhängigen Jury ausgewählt, der neben Studienleiterin Dr. Schwarz-Boenneke, die den Wettbewerb der Bistumsakademie Erbacher Hof betreut, angehören: Sylvia Koke, Opernsängerin aus Höxter; Dr. Paul Platzbecker, Studienleiter im Pädagogischen Zentrum der vier Bistümer im Land Hessen, Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesbaden-Naurod; Dr. Susanne Schäfer, Referentin der Bischöflichen Studienstiftung Cusanuswerk aus Bonn, und Professor Dr. Bernd Trocholepczy, Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Mediendidaktik an der Katholischen Fakultät der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt.
Der Wettbewerb der „Jungen Akademie" der Bistumsakademie Erbacher Hof ist mit einer Akademietagung von Donnerstag, 23., bis Samstag, 25. Oktober, zu Ende gegangen, an der die 26 Preisträger teilgenommen haben. Unter anderem hatten sich die Teilnehmer dabei in Gesprächen mit Vertretern aus Politik, öffentlichem Leben und Kirche, wie etwa Monsignore Klaus Mayer, nochmals gemeinsam mit dem Thema Toleranz beschäftigt. Der seit 2004 vergebene Kardinal Volk-Preis wurde in diesem Jahr bereits zum fünften Mal von der Bistumsakademie Erbacher Hof vergeben.