Wilhelmy: Bedürfnis an Überwältigung durch das Sakrale ist uns wichtig

Gespräch zum Abschied des Direktors des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums

Mainz, 29. September 2025: Dr. Winfried Wilhelmy (rechts) im Gespräch mit Dr. Andreas Linsenmann. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Mo. 29. Sept. 2025
Von:
tob (MBN)

Mainz. Der Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Mainz, Dr. Winfried Wilhelmy, hat bei einem Gesprächsabend der Akademie des Bistums Mainz kurz vor dem Ruhestand auf sein berufliches Wirken zurückgeblickt: „Wir Menschen kommen vom Heiligen nie los. Dieses Bedürfnis an Überwältigung durch das Sakrale ist uns Menschen wichtig. Und gerade deswegen können wir bei uns im Museum die verschiedenen Formen des Heiligen über die Jahrhunderte vergleichen“, sagte Wilhelmy. 

Mainz, 29. September 2025: Dr. Winfried Wilhelmy beim Gesprächsabend im Erbacher Hof. (c) Bistum Mainz / Blum

Selbst habe er die Besonderheit des Sakralen als Kind vor einer Büste des heiligen Martin in seiner Pfarrkirche gespürt und in ganz besonderer Weise als er zur großen Hildegard-Ausstellung im Jahr 1998 ganz privilegiert bei der Anlieferung eine Stunde im berühmten Lucca-Kodex aus dem 12. Jahrhundert habe blättern dürfen. „Ich setze mich manchmal in den eigenen Laden und schaue mir dann eine Stunde lang nur ein Objekt an.“

Wilhelmy hatte zum 1. November 2011 die Leitung des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums übernommen, welches in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden ist. Ende Oktober geht Wilhelmy in Ruhestand. Seine letzte Sonderausstellung als Museumsdirektor wird am 17. Oktober eröffnet. Unter dem Titel „Von Albrecht von Brandenburg zu Abraham Röntgen“ geht es um die Meisterwerke des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums aus Renaissance und Barock. Mit der Ausstellung wird auch der dritte Band des Bestandskataloges des Museums erscheinen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wird Wilhelmy am Donnerstag, 30. Oktober, würdigen und verabschieden. Moderator des Abends unter der Überschrift „Was ist mir heilig?“ war Dr. Andreas Linsenmann von der Akademie des Bistums Mainz.

Die Zuhörer konnten an dem Abend erfahren, dass drei Städtepuzzle mit jeweils 50 Teilen, die er mit seinen Geschwistern als Kind puzzelte, den Weg in seinen Beruf ebneten. „Von den rund 30.000 Objekten des Dommuseums sind rund zwei Drittel fragmentiert. Das muss man natürlich oft puzzeln.“ Anhand einiger Stücke aus dem Dommuseum erläuterte Wilhelmy den Wandel des Heiligen an Mainzer Exponaten. Ab November wolle er dann direkt mit den Buchprojekten beginnen, die er sich vorgenommen habe, sagte Wilhelmy.

Winfried Wilhelmy (Jahrgang 1962) wurde in Cochem/Mosel geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1981 am Martin von Cochem-Gymnasium in Cochem begann er zunächst eine Ausbildung zum Steuerinspektor am Finanzamt Koblenz, bevor er 1983 sein Studium aufnahm. Bis 1989 studierte er Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Neuere und Neueste Geschichte an den Universitäten Trier und Bochum. Im Rahmen seiner Dissertation war er 1989 als DAAD-Stipendiat am „Centre National de Recherche Primitif Flamands" in Brüssel.  Seine Promotion legte er im Jahr 1990 an der Universität Trier bei Professor Dr. Alexander Perrig vor. Das Thema der Arbeit lautet: „Der altniederländische Realismus und seine Funktionen. Studien zur kirchlichen Bildpropaganda des 15. Jahrhunderts". Ab 1990 war er beim Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum in Trier tätig. Im Mai 1991 kam Wilhelmy als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum Mainz. 2011 übernahm er die Leitung des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums.