Mainz. In einer Stellungnahme von Donnerstag, 29. Juli, hat sich der Sprecher des Katholikenrates im Bistum Mainz, Patrick Landua, zu der Instruktion der Kleruskongregation: „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ geäußert. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Stellungnahme:
"Die gerade veröffentlichte Instruktion der Kleruskongregation enttäuscht mich persönlich sowohl vom Zeitpunkt und der Wortwahl als auch von der Zielrichtung sehr. Mit einem rückwärtsgewandten Blick auf Pfarreien und Priester sollen die Herausforderungen der heutigen Zeit und noch viel mehr die der Zukunft bewältigt werden. Wir befinden uns mitten in einer Pandemie und sind kreativ gefordert, trotz Kontaktbeschränkungen das Gemeindeleben zu gestalten und den Glauben weiterzugeben. Keine und keiner kann sagen, wie die Entwicklung in den nächsten Monaten sein wird. Um missionarisch tätig sein zu können, braucht es den persönlichen Austausch und direkten Kontakt zu den Menschen im jeweiligen Sozialraum. Und damit Kirche überhaupt erfahrbar und erlebbar wird, werden die Kompetenzen und das Engagement von Haupt- und Ehrenamtlichen, Geweihten und Laien gleichermaßen gebraucht. Gemeinsam müssen hier Entscheidungen zur zukünftigen Arbeit in den Pfarreien getroffen werden.
Dies gilt ebenso auf unserem Pastoralen Weg im Bistum Mainz, der sich neben einer inhaltlichen Erneuerung unter anderem mit Fragen der Leitungsverantwortung von haupt- und ehrenamtlichen Laien auseinandersetzt. Die immer weniger zur Verfügung stehenden Priester und die weiter abnehmende Zahl an engagierten Katholiken erfordern auch eine Veränderung bisher gewohnter Strukturen. Dazu gehören z. B. größere Pastorale Räume, die – im Gegensatz zur im Papier beschriebenen Sicht auf Pfarreien – keine Ausnahmen sein werden. Ein einzelner Priester kann und wird nicht in der Lage sein, diese alleine zu leiten und mit einsamen Entscheidungen Kirche zu gestalten. Hier müssen Formen für eine geteilte Verantwortung, die auf Augenhöhe agiert, gefunden und die noch aktiven Gemeindemitglieder in den Pastoralen Räumen partizipativ mit einbezogen werden. Sonst wenden sich gerade diejenigen Männer und vor allem Frauen (!) im Bistum ab, die sich seit Jahren in den Räten und der Pfarreiarbeit engagieren und die wir dringend für eine Kirche der Zukunft benötigen.
Im Katholikenrat werden wir uns nun genau ansehen müssen, welche Auswirkungen die Instruktion auf das Engagement und die Motivation der Menschen in den Pfarreien hat. Wir werden im Gespräch mit Bischof Kohlgraf bleiben, um den Pastoralen Weg weiterhin gemeinsamen zu gestalten sowie unsere Ideen und Forderungen nach einer gleichberech-tigten Teilhabe an Leitung einbringen.
So wünsche ich mir, dass mit diesem Schreiben in unserem Bistum nicht das letzte Wort gesprochen ist, sondern der Dialog weiter fortgesetzt wird.“
Mainz, 29. Juli 2020
Patrick Landua
Sprecher des Katholikenrates