Lehmann stehe für eine Kirche, die der Gegenwart mit intellektueller Neugier und auf dem Boden einer soliden Theologie begegne, sagte der Erzbischof weiter: „Er ist ein Bewahrer, der zugleich viele neue Initiativen ergriffen hat." Zu dem Gottesdienst im Dom waren rund 1.500 Menschen gekommen.
Lehmann war nach der Wahl durch das Mainzer Domkapitel am 23. Juni 1983 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Mainz ernannt worden. Sein Vorgänger, Kardinal Hermann Volk, weihte ihn am 2. Oktober 1983 im Mainzer Dom zum Bischof. Als Bischof von Mainz ist Kardinal Karl Lehmann der 87. Nachfolger des Heiligen Bonifatius, der von 746 bis 754 Erzbischof in Mainz war und den Beinamen „Apostel der Deutschen" trägt.
Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Dr. Jean-Claude Périsset, Berlin, unterstrich, dass Lehmann dem Bild „eines wahren Bischofs" entspreche. 25 Jahre Bischof von Mainz zu sein, bedeute eine „dauerhafte Hingabe des Hirten zu seinem Volk". „Ich danke Ihnen, Herr Kardinal, dass Sie für uns Bischöfe und Priester Wegweiser und Ansporn für unsere eigene Verantwortung sind. Danke, Herr Kardinal, dass Sie an das Ihnen anvertraute Volk - Gläubige und Nichtglaubende - die vielfältigen Gaben Gottes immer wieder austeilen", sagte Périsset in seinem Grußwort.
Zu Beginn des Gottesdienstes gratulierte Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann im Namen des Bistums Mainz dem Kardinal zu seinem Jubiläum und dankte ihm für seine 25 Jahre im bischöflichen Dienst. Lehmann sei als Bischof tief verwurzelt in der Kirche und in einer „lebendigen Beziehung zu Christus". Giebelmann hob insbesondere die Dialogfähigkeit des Kardinals hervor: „Vom ersten Jahr seines bischöflichen Wirkens an hat Kardinal Lehmann die Begegnung und den Dialog mit den Menschen gesucht."
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Professor Dr. Peter Steinacker, Darmstadt, dankte Lehmann für das „wahrhaft brüderliche Verhältnis", die „vertrauensvolle Offenheit" und für die Solidarität bei öffentlichen Kontroversen. Steinacker würdigte auch das Engagement des Kardinals in der Ökumene: „Der Bischof von Mainz gehört jedenfalls zu denen, die nicht müde werden, darauf zu drängen, das seit dem Zweiten Vaticanum Erreichte zu bewahren und weiter zu entwickeln." Dr. Hildegard Dziuk, Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung im Bistum Mainz, dankte Lehmann für die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die er den Menschen in der Diözese entgegen bringe. „Wir sind dankbar für dieses Zeichen der Nähe und Wertschätzung", sagte sie. Lehmann sei ein „wichtiger Botschafter" der Kirche und habe ihr „ein sympathisches Gesicht" gegeben.
In seiner Predigt rief Lehmann zu Standfestigkeit im Glauben auf. Am Beispiel des Evangeliums über den Gang Jesu auf dem Wasser (Mt 14,22-33) veranschaulichte Lehmann sein Kirchenverständnis. Er warnte insbesondere vor Kleinglauben. „Dieser hat viel mit unserer Halbherzigkeit, der Gleichgültigkeit und dem bloßen Taufscheinchristentum zu tun." Auch die Amtsträger der Kirche seien vor Kleinglauben nicht gefeit. Kleinglauben sei nicht die grundlegende Verweigerung des Glaubens, sondern der Mangel an Vertrauen und das fehlende Durchhalten des Glaubens, betonte Lehmann.
Der Kardinal wies darauf hin, dass die Kirche im Laufe ihrer Geschichte auch gelitten habe. Manchmal werde die Kirche „regelrecht gequält, ähnlich wie Menschen leiden". Es sei aber wichtig, nicht nur auf die Gefahren zu blicken: Der Glaubende könne auch in den Stürmen die rettende Gegenwart des Herrn erfahren. Drei Begriffe stünden dabei im Zentrum des Glaubens: Vertrauen, Gegenwart Gottes und Überwindung von Furcht und Angst. „Dem Glaubenden gibt Jesus Stärke, dem Zweifelnden und Versinkenden reicht er helfend die Hand", sagte der Kardinal.
Auch das Gebetsbild zum Silbernen Bischofsjubiläum, das dem Mainzer Evangeliar aus der Mitte des 13. Jahrhunderts entnommen ist, zeigt Jesu Gang auf dem Wasser. Lehmann schreibt hierzu: „Im Angesicht aller Bedrohungen bleibt uns darum nur der Hilferuf an den Herrn. Er ist und bleibt der Herr über allen Chaosmächten. Er allein kann uns retten. Anfechtungen werden nur überwunden durch das Wagnis des Glaubens, des Vertrauens und des Gehorsams." Das Gebetsbild, das in einer Auflage von 35.000 Exemplaren gedruckt wurde, wird anlässlich des Jubiläums im Bistum verteilt.
Beim anschließenden Festakt im Erbacher Hof, zu dem 350 geladene Gäste gekommen waren, würdigte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck Lehmann als eine Persönlichkeit, „die Kirche und Glauben in unserer Zeit zu leben und zu prägen vermag". Beck hob das „offene Klima" und „große Vertrauen" sowie die Menschlichkeit hervor, die bei institutionellen Begegnungen zwischen ihnen immer zugegen gewesen sei. Als eine „zeitgeschichtliche Epoche" bezeichnete der hessische Ministerpräsident Roland Koch das Silberne Bischofsjubiläum von Kardinal Lehmann. Diese 25 Jahre seien von der Kirche mitgestaltet worden und das Bistum Mainz sei ein Stück weit Zentrum geistiger und geistlicher Auseinandersetzungen gewesen. „Wir wollen sie noch lange als unseren Bischof haben", sagte Koch abschließend. Der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel würdigte Lehmann als „Brückenbauer zwischen Kirche und Gesellschaft". „Der Mainzer Bischof genießt hohes Ansehen als glaubwürdiger Vermittler mit festem Standpunkt, der so in brennenden Fragen unserer Zeit immer wieder Orientierung durch Anstöße und richtungsweisende Antworten geben konnte", sagte Beutel.
Zu Beginn hatte Generalvikar Giebelmann, der auch den Festakt moderierte, dem Kardinal das Geschenk des Bistums Mainz überreicht: einen Reisegutschein für einen Sommerurlaub; das Mainzer Domkapitel überreicht ihm als Geschenk Wein des Jahrsgangs 1983. In seinem Dankwort sagte der Kardinal: „Das Schönste, was ich sagen kann: Ich fühle mich heute noch wie am ersten Tag meines Aufenthaltes bei der Verkündigung der Ernennung am 23. Juni 1983 und am 2. Oktober 1983, dem Tag der Bischofsweihe, getragen und gestützt." In den 25 Jahren seines Bischofsdienstes sei ihm Mainz zur Heimat geworden. Zum Abschluss sagte er: „Lassen Sie mich diesen unvollständigen Dank abschließen mit dem Versprechen meines Gebetes für Sie alle und mit dem Aufruf des heiligen Paulus, mit dem ich vor 25 Jahren hier in Mainz meinen Dienst begann: Steht fest im Glauben!"
Der Festgottesdienst im Mainzer Dom wurde live vom SWR in der ARD übertragen; der Festakt im Erbacher Hof konnte live im Fernsehsender Phoenix verfolgt werden. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch den Mainzer Domchor und die Mainzer Dombläser unter Leitung von Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft und Domorganist Albert Schönberger an der Domorgel. Für die musikalische Umrahmung des Festaktes sorgte die PFG-Big Band des Bischöflichen Willigis-Gymnasiums und der Maria Ward-Schule Mainz unter Leitung von Oberstudienrat Norbert Krams.
An Gottesdienst und Festakt nahmen neben den Mainzer Weihbischöfen Dr. Werner Guballa und Dr. Ulrich Neymeyr sowie den Mitgliedern des Mainzer Domkapitels auch die Mitglieder der Dekane-Konferenz und des Priesterrates der Diözese Mainz teil. Weitere Gäste waren unter anderen Kardinal Friedrich Wetter, München, Erzbischof Dr. Karl-Josef Rauber, Apostolischer Nuntius in Belgien und Luxemburg, Bischof Dr. Gebhard Fürst, Rottenburg-Stuttgart, Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, Limburg, Weihbischof Robert Bram, Diözesanadministrator des Bistums Trier, Weihbischof Otto Georgens, Speyer, Bischof em. Anton Schlembach, Speyer, Weihbischof Karlheinz Diez, Fulda, Weihbischof em. Johannes Kapp, Fulda, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Würzburg, Weihbischof em. Dr. Franziskus Eisenbach sowie Äbtissin Elisabeth Kralemann OSB, Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal bei Altenstadt.
Als Vertreter der Evangelischen Kirchen kamen Bischof Dr. Martin Hein, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Oberkirchenrat Klaus Eberl, Evangelische Kirche im Rheinland, und Oberkirchenrat Christian Schad, Evangelische Kirche der Pfalz. Neben den Ministerpräsidenten Beck und Koch nahmen auch zahlreiche Staatsminister und Abgeordnete aus Hessen und Rheinland-Pfalz an den Feierlichkeiten teil. Von Seiten der Medien waren unter anderen Intendant Peter Boudgoust vom Südwestrundfunk und ZDF-Intendant Markus Schächter zu Gottesdienst und Festakt gekommen; auch Klaus-Peter Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank, und Professor Dr. Udo Ungeheuer, Vorstandsvorsitzender der Schott AG, waren Gäste der Feierlichkeiten.