Zukunfts-Visionen für Bistum und Weltkirche gefragt

Die Diözesanversammlung tagte am 9. Oktober 2021 erstmals seit der Corona-Pandemie wieder in Präsenz (unter Einhaltung der 2G-Regel) (c) Bistum Mainz/Hoffmann
Datum:
Sa. 9. Okt. 2021
Von:
hoff(MBN)

Am Samstag, 9. Oktober, hat in der Bistumsakademie Erbacher Hof in Mainz die diesjährige Diözesanversammlung erstmals wieder in Präsenz getagt. Ein wichtiges Thema war der von Papst Franziskus angekündigte „Synodale Weg der Weltkirche“, ein Prozess, der am 17. Oktober weltweit in den Diözesen begonnen werden soll; die Eröffnung in Rom findet bereits an diesem Wochenende statt. Das Bistum Mainz ist dazu aufgerufen, bis Anfang Dezember dazu einen Text bei der Deutschen Bischofskonferenz einzureichen.

Die 27 Texte aus den einzelnen Diözesen werden von der Bischofskonferenz zu einem Dokument zusammengefasst und nach Rom weitergeleitet. Als Anregung hat Papst Franziskus zehn Vorschläge für mögliche Themenfelder benannt. Zum Beispiel: „Gemeinsames Feiern“, „Freimut der Rede“ oder „Mitverantwortung“. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf schlug vor, sich im Bistum in den Räten mit den zehn Themenfeldern auseinanderzusetzen. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll dann einen Text an die Bischofskonferenz senden. „Papst Franziskus hat darauf hingewiesen, dass es ihm nicht nur um die Erarbeitung von Texten geht, sondern um eine veränderte Grundhaltung“, erklärte Kohlgraf. Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, schlug vor, die Konzepte aus den Dekanaten zum Pastoralen Weg daraufhin zu überprüfen, welche Gedanken darin festgehalten sind, die für den Text aus dem Bistum Mainz passend sein könnten. „Wir sind sehr nah dran an dem, was Papst Franziskus unter Synodalität versteht“, stellte Bischof Kohlgraf darüber hinaus fest. Moderiert wurde die Sitzung von der geschäftsführenden Vorsitzenden der Diözesanversammlung, Dr. Susanne Barner.

Visionentext zum Pastoralen Weg

Dr. Wolfgang Fritzen stellte den Text

Ein weiteres zentrales Thema der Veranstaltung war ein Textentwurf mit dem Titel „Vision für den Pastoralen Weg“, der von der Versammlung diskutiert wurde. Dr. Wolfgang Fritzen, Leiter der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg im Bistum Mainz, stellte den Entwurf vor und sagte: „Der Text ist kein Abbild der Realität, sonst bräuchten wir den Pastoralen Weg nicht. Aber er gibt uns ein Bild vor Augen, wie wir den Weg gestalten möchten.“ Weihbischof Bentz sagte, der Text solle im künftigen Prozess als Hintergrundfolie dienen. Mit diesem Text solle es möglich sein, immer wieder „einen Bogen zu schlagen von einer Vision hin zu einer konkreten Handlungsanweisung“. In einem Votum wurde beschlossen, den Text an ein Redaktionsteam zu übergeben, um eine endgültige Fassung zu erarbeiten. Mit einem weiteren Votum wurde die Bezeichnung „Vision“ geändert in „Vision und Selbstverpflichtung“, um eine Verbindlichkeit sicherzustellen. Bei der nächsten Sitzung des Diözesan-Pastoralrates am Freitag, 26. November, soll der Text zur Abstimmung gestellt werden.

Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Sachausschüsse der Diözesanversammlung, deren Konzepte überarbeitet werden sollen. Es ist vorgesehen, dass die bisherigen Sachausschüsse ihre Arbeit bis zum Ende der Phase I des Pastoralen Weges Ende November abschließen und dann ihre Ergebnisse präsentieren. In der Versammlung wurden Ideen für neue Ausschüsse gesammelt. Sie reichen von „Umwelt und Nachhaltigkeit“, über „Liturgie“, „Jugend“, „Kommunikation“ bis hin zu „Digitalität“ und „Frieden“. Die Vorschläge werden im Pastoralrat weiter beraten.

In seinem „Bericht des Bischofs“ gab Bischof Peter Kohlgraf einen Einblick in die Arbeit des Synodalen Weges, dessen zweites Treffen in der vergangenen Woche in Frankfurt am Main stattgefunden hatte. Im Hinblick auf die Zukunft der priesterlichen Lebensweise stellte Kohlgraf klar, dass das sakramentale Priesteramt nicht abgeschafft werden solle, wie es in einigen Medien vermeldet worden sei. Stattdessen ginge es darum „an positiven Begründungen für das sakramentale Priesteramt zu arbeiten. „Wir brauchen eine positive Profilierung des sakramentalen Weiheamtes, aber auch der anderen kirchlichen und seelsorglichen Berufe sowie des Ehrenamts.“

Grußwort von Präses Dr. Ulrich Oelschläger

Zur Einstimmung der Versammlung hatte der Präses der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Ulrich Oelschläger, ein Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerichtet. „Die gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind für beide Kirchen gleich“, sagte er. „Auch wenn beide Kirchen oft relativ unterschiedliche Antworten auf diese Fragen geben.“ Seit 500 Jahren würden die beiden christlichen Kirchen miteinander ringen, und gleichzeitig seien sie aufeinander angewiesen. Die evangelische Kirche durchlebe derzeit einen ähnlichen Prozess der Umstrukturierung, wie die katholische: „Bei uns heißt dieser Prozess EKHN 2030. Auch wir haben eine Strukturreform hinter uns, sie ist fast abgeschlossen.“ Aus dieser Perspektive heraus ermutigte er die Diözesanversammlung: „Gott schenkt uns Kraft und Mut zum Aufbruch. Auch wenn wir noch nicht wissen, wie Kirche in der Zukunft aussehen wird.“

Stichwort: Diözesanversammlung

Die Diözesanversammlung des Bistums Mainz tritt in der Regel einmal im Jahr zusammen. Sie gilt als „kleine Synode des Bistums“ mit seinen rund 690.000 Katholiken. Ihr gehören derzeit rund 120 Mitglieder an. Sie setzt sich unter dem Vorsitz des Bischofs aus den diözesanen Räten (Priesterrat, Katholikenrat und Konferenz der Dekane) und den Vertretern der Bistumsleitung zusammen. Hinzu kommen Vertreter der Orden, der Ständigen Diakone, der Pastoralreferentinnen und -referenten, der Gemeindereferentinnen und -referenten sowie des Diözesan-Caritasverbandes und des Beirates von Katholiken anderer Muttersprache. Außerdem können bis zu sieben Persönlichkeiten hinzugewählt werden. Die Organe der Diözesanversammlung sind der Vorstand mit dem Bischof als Vorsitzendem, der Diözesan-Pastoralrat (eine Art Hauptausschuss) und acht Sachausschüsse. Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung ist seit 2020 Dr. Susanne Barner.

Hinweis: Die nächste Diözesanversammlung wird am 7. und 8. Oktober 2022 stattfinden.