Wiesbaden. Kirchen und Handwerkskammern in Hessen wollen weiterhin aktiv zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. Dies stellten Spitzenvertreter von Kirchen und Handwerk bei einem freundschaftlichen und konstruktiven Austausch in Wiesbaden gemeinsam fest.
In zahlreichen Handwerksbetrieben würde Integration über Ausbildung und Beschäftigung konkret gelebt, betont Frank Dittmar, Präsident der Handwerkskammer Kassel und der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern. Allerdings sei es für die Fortsetzung dieser Anstrengungen unerlässlich, dass die Bleibeperspektive von im Land ankommenden Menschen schnell geklärt sei. „Nichts ist frustrierender, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter z. B. im zweiten Lehrjahr wieder zu verlieren, weil sie Deutschland wieder verlassen müssen.“ Zu den exzellenten Integrationserfolgen trügen auch die beruflichen Bildungszentren in Hessen maßgeblich bei, deren Wiesbadener Standort die kirchlichen Gäste zuvor besichtigen konnten.
Der Bischof von Fulda, Michael Gerber, hob die Bedeutung gemeinsamer Erfahrungen junger Menschen unterschiedlicher Herkunft in den verschiedenen Lebensbereichen hervor. Dazu trügen gemeinsame Erfolge im Zusammenhang der Arbeitswelt bei. Auch die kirchliche Arbeit eröffne hier Begegnungsräume, indem sie Erfahrungen von Internationalität aktiv ermögliche: „Die Weltjugendtage etwa sind einmalige Gelegenheiten für den Blick über den eigenen Tellerrand. Hier wird Gemeinsamkeit erlebbar.“ „Gemeinsam“ bedeute aber gerade in Hessen auch, sich der großen Unterschiedlichkeit der Lebensverhältnisse zwischen städtischen und ländlichen Lebensräumen bewusst zu sein: „Es gibt auch in unserem Bundesland immer mehr Menschen, die sich als Modernisierungsverlierer empfinden“, meint Prälat zur Nieden (Kassel).
Gesellschaftlicher Zusammenhalt entstehe auch durch die bewusste Wahrnehmung des jeweils anderen Menschen: „Dafür bietet der Religionsunterricht gerade an beruflichen Schulen einen nicht leicht zu ersetzenden Rahmen“, sind sich stellvertretende Kirchenpräsidentin Scherf (Darmstadt) und Bischof Kohlgraf (Mainz) einig. Es sei wichtig zu verstehen, warum ein ukrainischer Kollege am Beisammensein nach Feierabend nicht teilnehme: „Einfach weil es in der Ukraine eine strengere Trennung zwischen Beruflichem und Privatem gibt“, ergänzt Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt. Und Stefan Füll, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, fügt hinzu: „Integration kann und soll ja nicht mit dem Feierabend aufhören!“ Allerdings, so bedauern alle Beteiligten, ist das Angebot von Religionsunterricht insbesondere an den Berufsschulen in Hessen nicht flächendeckend ausreichend. Hier müsse gegengesteuert werden.
Den Ton für den Austausch zwischen Handwerk und Kirchen hatte der Limburger Bischof Bätzing bereits zu Anfang gesetzt: Wort des Jahres 2025 sollte „Hoffnung“ sein, eine Haltung, die sich auf Erfahrenes gründe und deshalb getrost in die Zukunft gehen könne – auch wenn die Gegenwart widrig erscheine. Dass mehr Hoffnung der Gesellschaft als Ganzer gerade bei den derzeitigen Herausforderungen gut tue: darin waren sich alle Gesprächspartner einig. Das Treffen fand am 22. Januar in Wiesbaden statt.