Der Rosenkranz ist eine marianische Gebetsform mit meditativem Charakter. Er verbindet mit dem wiederholenden Beten des „Ave Maria“ die Meditation der wichtigsten Ereignisse im Leben Jesu. Dazu wird beim „Ave Maria“ an das Wort „Jesus“ jeweils ein Relativsatz, das so genannte Gesätz angefügt (Das Wort „Gesätz“ kommt vom Wort „Satz“). Auch die Perlenschnur, die als Zählkette für das Gebet benutzt wird, heißt Rosenkranz. Ursprünglich bezeichnete der Rosenkranz im wörtlichen Sinn ein Blumengebinde aus Rosen, mit dem Marienstatuen geschmückt wurden. Auch in anderen Religionen sind Gebetsketten und -schnüre bekannt, besonders im Buddhismus, Hinduismus und Islam.
Der Rosenkranz besteht aus fünf Gesätzen, die auch als Geheimnisse bezeichnet werden. Bei jedem Gesätz wird das „Ave Maria“ zehn Mal gebetet. Die Gesätze werden jeweils von einem „Vater unser“ eingeleitet und mit einem „Ehre sei dem Vater“ abgeschlossen. Zu Beginn des Rosenkranzes werden das Glaubensbekenntnis, ein „Vater unser“, drei „Ave Maria“ mit eingefügten Bitten um Glaube, Hoffnung und Liebe sowie das „Ehre sei dem Vater“ gebetet.
Verbindlich wurde die Form des Rosenkranzes von Papst Pius V. im Jahr 1569 geregelt. Danach werden die drei traditionellen Rosenkränze (freudenreicher, schmerzhafter und glorreicher) als Einheit von insgesamt 150 „Ave Maria“ verstanden. In Anlehnung an die 150 biblischen Psalmen, die im Stundengebet von Ordensleuten und Klerikern gebetet werden, wurde der Rosenkranz als Psalmenersatz verstanden, der auch von Menschen gebetet werden konnte, die weder lesen noch schreiben konnten. Der freudenreiche Rosenkranz betrachtet die Menschwerdung und Kindheit Jesu, der schmerzhafte Rosenkranz hat Leiden und Kreuzigung zum Inhalt und der glorreiche Rosenkranz Auferstehung und Erhöhung. Papst Johannes Paul II. hat dem Gebet im Jahr 2002 die lichtreichen Geheimnisse hinzugefügt, welche das öffentliche Leben Jesu zwischen seiner Taufe und seinem Leidensweg betrachten.
Entstanden ist der Rosenkranz aus einer Zählkette für das „Vater unser“, der Paternosterschnur, die ab dem 13. Jahrhundert zunächst für das „Ave Maria“ verwendet wurde. Eine Vorform des Rosenkranzes mit 100 Betrachtungen zum Leben Jesu ist um 1300 in der Zisterzienserinnenabtei St. Thomas bei Trier bezeugt. Sehr bekannt geworden ist der Rosenkranz des Kartäuser-Novizen Dominikus von Preußen (gestorben 1460). Seine 50 Betrachtungen aus dem Leben Jesu wurden unter anderem durch den Kartäuser-Prior Adolf von Essen (gestorben 1439) bei Visitationsreisen weit verbreitet. Die Reduzierung der 50 Betrachtungen auf 15 Gesätze war später die entscheidende Voraussetzung dafür, dass der Rosenkranz zu einem Volksgebet wurde. Die Verbreitung des Gebets wurde besonders durch die Rosenkranzbruderschaften gefördert, die erstmals 1475 in Köln auftraten.
Oktober als Rosenkranzmonat
Der Oktober als Rosenkranzmonat ist nach dem Fest „Unsere liebe Frau vom Rosenkranz“ benannt, das am 7. Oktober gefeiert wird. Das Fest wurde 1572 von Papst Pius V. zur Erinnerung an den Sieg über die Türken am 7. Oktober 1571 bei der Seeschlacht von Lepanto eingeführt. Im Jahr 1716 schrieb Papst Clemens XI. die Feier des Rosenkranzfestes für die gesamte Kirche vor. Papst Leo XIII. erklärte 1884 den Monat Oktober zum Rosenkranzmonat.
Der Text des Rosenkranzes:
Ave MariaGegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade, der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Die freudenreichen Geheimnisse:Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast
Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabet getragen hast
Jesus, den du, o Jungfrau, (in Betlehem) geboren hast
Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
Die schmerzhaften Geheimnisse:Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat
Jesus, der für uns gegeißelt worden ist
Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat
Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist
Die glorreichen Geheimnisse: Jesus, der von den Toten auferstanden ist
Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist
Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat
Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat
Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat
Die lichtreichen Geheimnisse:Jesus, der von Johannes getauft worden ist
Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat
Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat
Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist
Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat
tob (MBN)