Hirt: Ich war natürlich auch entsetzt und erschüttert wie viele andere – und auch wütend. Warum passiert das jetzt schon wieder? Wann hören diese Anschläge endlich auf? Paris, Berlin, London, Nizza – immer wieder sterben so viele Menschen so sinnlos. (Und natürlich berührt es einen besonders, wenn Deutsche betroffen sind.) Ich kann es auch immer wieder nicht fassen, warum Menschen so etwas tun, einen Transporter in eine Menschenmenge steuern – wie verbohrt oder auch böse müssen die sein. Ich merke: Ich werde da wirklich wütend. Aber ich will auch nicht einfach nur wütend sein.
Moderator/in: Was kann man denn tun, wenn man nicht einfach nur wütend oder ratlos sein will? Wie reagierst du / wie reagieren Sie sonst noch? Was kann man tun gegen die Wut in einem?
Hirt: Also ich versuche mir dann auch klar zu machen: Diese Terroristen sind ja wirklich nur ein kleiner Teil der Menschheit. Der größere Teil, viele, viele Menschen auf dieser Welt sind mitfühlend, sind mit mir entsetzt, trauern mit den Opfern. Viele werden wieder Blumen niederlegen, viele schicken Gebete und gute Gedanken, ich auch. Ich glaube: Wir müssen uns noch stärker verbinden und vernetzen unter denen, die keine Gewalt wollen, sondern Mitgefühl und Liebe. Gegen die Gewalt kommen wir nicht mit Wut an, sondern nur mit Liebe. Das klingt vielleicht ein bisschen pathetisch oder naiv. Aber es ist für mich auch die große christliche Botschaft in der Situation.
Moderator/in: Aber müssen wir das Böse nicht auch bekämpfen und uns dagegen wehren? Gegen den Terrorismus zum Beispiel und gegen solche verrückten jungen Männer, die Anschläge verüben?
Hirt: Natürlich: Wir dürfen uns auch wehren, wir müssen Schuldige suchen und zur Verantwortung ziehen und uns so gut es geht gegen den Terrorismus schützen. Aber ich glaube wirklich, im Großen wie im Kleinen hilft es gar nichts, Gewalt mit Gegengewalt oder nur mit Hass und Wut zu beantworten. Die Bibel sagt: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“ (Römer 12,21) Und das heißt für mich, zum Beispiel ganz konkret für heute am Freitag: Ich will heute erst recht Gutes tun. Liebe in die Welt bringen, Menschen anlächeln. Damit eben nicht das Böse stärker wird in dieser Welt, sondern das Gute.