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Ökumenische Demenztage in Darmstadt:Sensibilisierung für die Erkrankung

Luftballon Demenztage
27. und 28. September rund um St. Ludwig in Darmstadt
Datum:
14. Okt. 2024
Von:
Erika Ochs
Gottesdienst Demenztage

Wie funktioniert ein Gottesdienst für Menschen mit und ohne Demenz? Zu erleben war ein solcher zum Thema „Lebensfreude“ bei den ersten Ökumenischen Demenztagen in der Innenstadtkirche St. Ludwig in Darmstadt. Viele Sinne wurden darin angesprochen, vertraute Lieder gesungen und vor allem Mut gemacht. Mitglieder des Diakonieausschusses der Evangelischen Martin-Luther-Gemeinde Darmstadt hatten den Gottesdienst gemeinsam mit Mitarbeitenden aus dem Katholischen Pastoralraum Darmstadt-Mitte sowie den Veranstalterinnen der Demenztage vorbereitet und gestaltet. In St. Ludwig fanden am 27. und 28. September die Ökumenischen Demenztage statt, mit der die evangelische und katholische Kirche für das Thema sensibilisieren wollten. Initiatorinnen waren Christa Hermann von der Altenarbeit des Evangelischen Dekanats Darmstadt, Judith Weiler von der Seniorenpastoral im Katholischen Pastoralraum Darmstadt-Mitte, und Erika Ochs von der Pastoral60plus im Bistum Mainz.

 

„Was macht dich traurig?“ fragte Pfarrerin Anna Meschonat von der Martin-Luther-Gemeinde Darmstadt bei dem Gottesdienst. Christa Hermann hatte zuvor einen Garderobenständer mit einem schwarzen Tuch vor den Altar gestellt. Traurigkeit könne wie ein schwarzes Kleid sein, eine schwere Last auf der Seele, sagte Anna Meschonat. Die rund 30 Besucherinnen und Besucher konnten mitteilen, was sie traurig macht. Die Mitarbeiterinnen schrieben dies dann auf Zettel, die sie an das schwarze Tuch hefteten. „Die Ausweglosigkeit der Krankheit“, „Alleinsein“, „Kriege“, „Streit in der Familie“ – vieles, was traurig macht, wurde genannt und zu Gott gebracht. „Es geht nicht einfach weg, aber Gott trägt es“, so Pfarrerin Anna Meschonat, die anschließend fragte: „Was freut dich?“ „Sonne und Wärme“, „Musik machen“, „Spaziergänge“, „Was im Garten wächst“. Für diese Antworten legte Christa Hermann symbolisch jeweils ein buntes Tuch auf die Worte der Traurigkeit auf dem schwarzen Tuch.

 

Anschließend lud sie zu einem Tanz mit einfacher Schrittfolge um den Altar ein. Carolin Raschke, Dekanatskantorin des Evangelischen Dekanats Darmstadt, gab dazu den Rhythmus an der Orgel vor. Nach dem Vaterunser boten die Mitarbeiterinnen noch einen persönlichen Segen an, was viele Besucherinnen und Besucher in Anspruch nahmen. Anschließend waren alle zu einem Kaffeetrinken im gegenüberliegenden Caritassaal eingeladen. „Ich habe viele Intensive Gespräche geführt und bin ganz beeindruckt von dem Redebedarf der Angehörigen, die Menschen mit Demenz begleiten“, so Christa Hermann. Über den Gottesdienst hinaus boten die Demenztage ein umfangreiches Programm. Von großem Interesse war für die Gäste etwa der Demenzsimulator: An 13 Stationen verteilt in der Kirche konnten Besucherinnen und Besucher ganz praktisch nachempfinden, wie es ist, demenziell verändert zu sein. Gut besucht war auch der Vortrag „Nur vergesslich oder schon dement?" von Tatjana Kießling-Wirth vom DemenzForumDarmstadt e.V. über die medizinischen Hintergründe der Demenz.

Vorgestellt wurde anschließend eine Toolbox, die Werkzeuge an die Hand gibt, um Kirchengemeinden sowie kirchliche Einrichtungen und Dienste darin zu unterstützen, demenzsensibler zu werden. Hier referierten Pfarrer Christian Wiener vom Zentrum Seelsorge und Beratung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Erika Ochs vom Referat Seniorenpastoral des Bistums. Die Toolbox wurde von der AG Demenz entwickelt, die von Seiten der beiden großen Kirchen die nationale Demenzstrategie umsetzen will.

Der erste Tag schloss mit der szenischen Lesung „Die Akte Auguste D.“, die eine Zeitreise in die medizinische Welt von vor 120 Jahren darstellte. „Spannend, wie modern der Arzt Alois Alzheimer damals schon war“, war eine Reaktion. Auf Grundlage der Biographie „Alzheimer“ von Konrad und Ulrike Maurer hat die Dramaturgin Ulrike Hofmann ein Stück geschrieben, das nicht nur ein Porträt der Krankheit zeichnet, sondern auch Einblick gibt in die damaligen „Irrenanstalten“ und die Methoden der Hirnforscher zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Viele Besucherinnen und Besucher waren aus Darmstadt und Umgebung zu den Demenztagen gekommen, aber auch von weiter, etwa aus Nordhessen und Rheinland-Pfalz.

 

Am Samstag begann der Tag mit dem Vortrag „Wer mehr weiß, kann besser helfen!“ mit Tatjana Kießling-Wirth über den Umgang mit Menschen mit Demenz. Der Workshop zum Thema „Den Herausforderungen der Krankheit begegnen“ im Anschluss, der im geschützten Rahmen stattfand, gab Gelegenheit, persönliche Frage zu klären. Das anschließende Kaffeetrinken brachte die Menschen miteinander ins Gespräch. Nach dem Gottesdienst bildete ein gemeinsames Singen für Menschen mit und ohne Demenz mit Diplom-Psychologin Angela Brantzen den Abschluss der Demenztage.