„Mittendrin – außen vor. Wem gehört die Stadt?“ – unter diesem Motto empfing das Caritaszentrum Delbrêl am Freitag den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, um in einen Austausch mit ihm sowie den Besucher*innen und Mitarbeiter*innen des Zentrums zu kommen. Anlass der Begegnung waren die Caritas-Armutswochen, die sich in diesem Jahr dem Thema einer gerechten und lebenswerten Stadt widmen.
Darüber steht die Frage: „Wem gehört die Stadt?“ Für Bischof Peter Kohlgraf ist die Antwort klar: „Die Stadt gehört allen!“ Das betonte er in seinen Begrüßungsworten im Café des Caritaszentrums Delbrêl, wo er mit rund 30 Besucherinnen und Besuchern des Zentrums, Ehrenamtlichen sowie Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter auch Diözesan-caritasdirektorin Nicola Adick, zusammensaß, um sich über die Angebote des Stadtteilzentrums in der Neustadt zu informieren und mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen.
Voraussetzung einer gerechten Stadt seien drei wichtige Stichworte, die Teilhabe ermöglichen: „Begegnung, Beratung, Bildung“, so der Bischof. Daher sei er sehr froh, dass es einen Ort wie das Caritaszentrum Delbrêl gebe, wo genau das angeboten werde. Bei der Suppe am Mittag nutzte Kohlgraf die Gelegenheit, im Café von Tisch zu Tisch zu gehen, um so mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Einrichtungsleiterin Diana Rizkalla lud Peter Kohlgraf im Anschluss an das Essen zum „Angebote-Speed-Dating“. Gemeinsam mit ihren Mitarbeiter*innen hatte sie drei Räumlichkeiten vorbereitet, die sich jeweils verschiedenen Beratungs- und Begegnungsangeboten im Zentrum widmeten: Gemeinwesenarbeit, Asylverfahrensberatung und Abschiebungshaft sowie Schuldnerberatung und Energiehilfefonds.
Die Stichworte „Ehrenamt“, „Lecker“ und „Runter vom Sofa“, die der Bischof im Raum „Gemeinwesenarbeit“ aus verschiedenen Karten auswählte, verschafften ihm und einigen interessierten Besucher*innen einen Einblick in gemeinsame Kochabende, Dankesfeste für Ehrenamtliche und Tagesausflüge für Menschen aus der Neustadt und Umgebung. Migrationsberaterin Denise Honsberg-Schreiber berichtete im nächsten Raum aus ihrem Alltag in der Asylverfahrensberatung sowie ihren Erfahrungen mit der Abschiebungshaft: „Die Menschen haben keinen Pflichtverteidiger. Ohne uns hätten viele keine Chance“, so die Caritas-Mitarbeiterin. 33 Menschen, die in Ingelheim inhaftiert waren, konnten im vergangenen Jahr bei rechtlichen Interventionen unterstützt werden. Bei 19 Personen führte das zu einer Entlassung aus der Haft. Im letzten der drei Räume informierte sich der Bischof über die Nachfrage nach dem Energienothilfe-Fonds, den das Bistum Mainz seit März 2023 aus zusätzlichen Kirchensteuereinnahmen bedürftigen Menschen zur Verfügung stellt. Beantragt werden kann die finanzielle Soforthilfe unter anderem beim Caritaszentrum Delbrêl. Das Angebot sei vielen Bedürftigen bekannt und werde daher auch gut angenommen, so Benedikt Schwaderlapp, Ansprechpartner für den Energiehilfefonds im Zentrum.
Neben den vorgestellten Angeboten gibt es in der Einrichtung, die sich als „Haus der Begegnung“ versteht, noch viel mehr: die Nähwerkstatt, ein Second-Hand-Laden für Kleidung, die Sprachwerkstatt und das Lerncafé, das PC-Café und die Alltagslotsen sind nur einige Beispiele. „Danke für diesen Überblick. Es ist gut, dass es Sie gibt“, fasste Bischof Peter Kohlgraf zusammen. Und Diözesancaritasdirektorin Nicola Adick erinnerte zum Schluss an die Anfänge des Caritaszentrums Delbrêl, das vor 17 Jahren seine Türen öffnete. Sie sei sehr froh zu sehen, dass die vielen Ideen aus der Gründungszeit aufgegangen seien und sich diese Einrichtung immer wieder neu erfinde: „Dieses Zentrum strahlt!“
Mit den Armutswochen richtet die Caritas jedes Jahr im Herbst den Blick auf Menschen, die von Armut und Ausgrenzung betroffen sind. Dieses Jahr stehen die Armutswochen zwischen dem 17. Oktober, dem internationalen Tag zur Beseitigung der Armut, und dem vom Papst ausgerufenen Welttag der Armen am 19. November unter dem Motto „Mittendrin – außen vor. Wem gehört die Stadt?“.