Bundesweit erste Sozialstation St. Lioba wird 50 Jahre

Professionelle Pflege zuhause ist ein Erfolgsmodell und bewährt sich in Pandemie Heiner Geißler einer der Wegbereiter

Das Team von St. Lioba heute mit einem der  damals eingesetzten Käfer (c) Caritas in der Diözese Mainz
Das Team von St. Lioba heute mit einem der damals eingesetzten Käfer
Datum:
Do. 1. Okt. 2020
Von:
Caritas im Bistum Mainz (jik)

Worms/Mainz. Die Caritas im Bistum Mainz gratuliert der bundesweit ersten Sozialstation, St. Lioba in Worms, zum 50-jährigen Jubiläum am Donnerstag, 1. Oktober. „Die Gründerinnen und Gründer haben damals ein Konzept professioneller Pflege für zuhause entwickelt, das sich bis heute bewährt“, sagte Diözesancaritasdirektorin Nicola Adick. „Sozialstationen sind unverzichtbar. Sie ermöglichen es alten und kranken Menschen, möglichst lange in ihrem vertrauten Umfeld wohnen zu bleiben. Auch unter den schwierigen Bedingungen der Pandemie sind sie ein verlässlicher Partner.“ 

Am 1. Oktober 1970 gründete die Caritas im Bistum Mainz als Modellversuch die „Zentralstation“ St. Lioba. Bis dahin war die häusliche Pflege Sache der Familie oder von Ordensschwestern. Letztere aber hatten sich wegen Nachwuchsmangels immer mehr aus der Krankenpflege zurückgezogen. Architektinnen und Architekt des Modells Sozialstation waren die Referentinnen für Krankenpflege der Diözesancaritasverbände in Freiburg und Mainz, Marta Belstler und Gertrud Skowronski, sowie der spätere Vorsitzende des Mainzer Diözesancaritasverbandes, Pfarrer Günter Emig. Gemeinsam erarbeiteten sie das Konzept eines mobilen Dienstes, der pflegebedürftige Menschen in ihren eigenen vier Wänden professionell versorgt. Unterstützt wurden sie dabei von Heiner Geißler, dem damaligen rheinland-pfälzischen Sozialminister. 

Vorbild war die Arbeitsweise des „Gelben und Weißen Kreuzes“ in Belgien. Der Standort Worms bot sich damals an, weil die „Schwestern vom Göttlichen Erlöser“ (Niederbronner Schwestern) dem Modell aufgeschlossen gegenüberstanden und sich auf die neuen Aufgaben in der Gemeinde einließen. Dabei arbeiteten sie eng mit Laienschwestern zusammen. Die Trägerschaft ging später auf einen eigenen Verein und dann auf den Caritasverband Worms über. 

Seither haben Sozialstationen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Mit der Einführung der Pflegeversicherung 1995 wurde die ambulante Pflege auf eine solidere finanzielle Grundlage gestellt; weitere Veränderungen brachten die Pflegestärkungsgesetze seit 2015, die die Leistungen der körperbezogenen Pflegemaßnahmen, die pflegerischen Betreuungsmaßnahmen sowie Hilfe bei der Haushaltsführung gleichstellten. Neben der Pflege verrichten die Mitarbeitenden nun auch Hauswirtschafts- und Betreuungsdienste oder beraten Angehörige zur individuellen Pflegesituation und den Leistungsangeboten.

Der Wormser Caritasdirektor Georg Diederich dankte gemeinsam mit Diözesancaritasdirektorin Nicola Adick allen Mitarbeitenden, die die ambulante Versorgung sicherstellen. „In den vergangenen, herausfordernden Monaten hat sich gezeigt, wie professionell und flexibel Sozialstationen arbeiten. Trotz persönlicher Risiken waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beständig an der Seite von alten und kranken Menschen und ihren Familien“, sagte Diederich. 

Heute versorgen 29 Mitarbeitende der Sozialstation „St. Lioba“ mehr als 200 Klientinnen und Klienten. Im Bistum Mainz gibt es 19 Sozialstationen mit gut 7000 Betreuten. Deutschlandweit sind Sozialstationen nicht mehr wegzudenken: Über 1060 Einrichtungen unter dem Dach der Caritas mit rund 43.400 Mitarbeitenden versorgen pflegebedürftige Menschen in ihrem Zuhause. 

Teambesprechung in St. Lioba aus den Gründungstagen (c) Caritas in der Diözese Mainz