Dies teilte Stiftungsdirektor Dr. Werner Veith bei der Herbstsitzung des Kuratoriums der Stiftung am Montag, 14. November, mit. Die 33. Sitzung des Kuratoriums wurde vom Vorsitzenden, Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, geleitet. In der Fördersumme ist ein großer Posten mit insgesamt 75.000 Euro für den Diözesan-Caritasverband und die Ehrenamtsarbeit in den Verbänden und Gemeinden enthalten, erläuterte Veith. Wie er weiter darlegte, wurden von der Netzwerk-Leben-Stiftung in den vergangenen zehn Monaten sieben Projekte mit zusammen 17.000 Euro gefördert. Seit Bestehen der von Kardinal Karl Lehmann ins Leben gerufenen Stiftung wurden nach seinen Angaben in den vergangenen 15 Jahren insgesamt 214 Projekte mit einer Gesamtsumme von 233.000 Euro gefördert, darunter ein Wohnprojekt des SkF Mainz für Flüchtlingsfrauen und Unterstützungen für Mütter zur Geburtsvorbereitung, Kleinkinder- und Krabbelgruppen sowie bedürftige Schulkinder ("Aktion Schulranzen") Darüber hinaus wurden aus den Erträgen der Treuhandstiftungen unter dem Dach der Ketteler-Stiftung in diesem Jahr 223.000 Euro für die unterschiedlichen Zwecke ausgeschüttet.
Der Vorstandsvorsitzende der Ketteler-Stiftung, Thomas Karst, vermerkte in seinem Bericht, dass in vielen der kleineren Stiftungen kaum finanzielle Bewegungen zu verzeichnen waren. Er hob hervor, dass der Dachstiftung seit 15 Jahren kein neues Kapital zugeflossen sei. Deshalb solle verstärkt für Zustiftungen geworben werden. Die Rendite der Stiftung liege seit Jahren einigermaßen stabil bei etwas 2,8 Prozent. Kurz- und mittelfristig sei wegen der niedrigen Zinsen keine Steigerung zu erwarten. Vorstandsmitglied Wilfried H. Mönch, Leiter der Mainzer Pax-Bank, teilte mit, dass das Anlagevermögen der Stiftung (ohne Immobilien) in diesem Jahr um 719.000 Euro auf nunmehr 16,9 Millionen Euro gewachsen sei. Dies bedeute in der Wertentwicklung ein Plus von 4,45 Prozent. In den Anlage-Richtlinien sei der Anteil der Aktien- und Immobilienfonds jeweils um fünf Prozent auf 25 Prozent angehoben worden. Die Anteile liegen derzeit bei 23 Prozent (Aktien) beziehungsweise 16 Prozent (Immobilien). Mönch bestätigte, dass die zuletzt beschlossene Poolbildung der unselbständigen Treuhandstiftungen zum 01. Januar 2017 in Kraft treten wird. Die Einzeldepots entfallen zugunsten eines Gesamtdepots mit Konto für die Erträge. Diese werden anteilsmäßig auf die Einzelstiftungen verteilt.
Das Kuratorium tagte diesmal ausnahmsweise im Bischöflichen Priesterseminar in Mainz. Die Tagesordnung ließ Raum für ein Sonderthema. Weihbischof Bentz, der nach wie vor auch Regens des Priesterseminars ist, sprach unter Bezug auf die Tagungsstätte unter dem Thema "Andere Zeiten - andere Hirten?" über den "Wandel der pastoralen Ausbildung". Er betonte, dass die Priesterausbildung in den letzten Jahren starke Veränderungen erlebt hat. Kirche sei bei aller Kontinuität immer auch "Kirche ihrer Zeit". Karl Rahner SJ habe schon vor Jahrzehnten auf den Zusammenbruch des kirchlichen Milieus hingewiesen und das Ende der Volkskirche vorhergesagt. Dennoch sei die Kirche nicht "Elitekirche" geworden, sondern bleibe Kirche für das ganze Volk.
Im Unterschied zu anderen Diözesen habe das Bistum Mainz noch keine Strukturreform durchgeführt, räumte Bentz ein. Die veränderte pastorale Situation stehe nicht unter dem Vorzeichen des Mangels, sondern unter der Perspektive "Gemeinsam Kirche ein". (So der Titel eines "Worts der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral", das 2015 erschienen ist.). Der Weihbischof verwies auf die grundlegend anderen Erfahrungen der jungen Generation. Der Individualismus sei bei ihnen stark ausgeprägt. Sie kommen nach seinen Worten mit einer starken Sehnsucht nach Gemeinschaft zur theologischen Ausbildung, haben aber Schwierigkeiten, sich zurückzunehmen. In vielen Fällen fehle ihnen die lebendige Erfahrung aus einer Pfarrei oder einem katholischen Jugendverband. "Die Kirche bekommt andere Hirten, ob sie will oder nicht", stellte er fest. Nur wenige seien bereit, eine leitende Funktion zu übernehmen. Es sei notwendig, Kundschafter zu finden, "die Ausschau halten nach Orten, in denen Kirche lebt". Dabei könne die Sozialraumanalyse eine große Hilfe sein. Bentz schloss mit der Feststellung: "Wir brauchen Priesterausbildung vor Ort, weil kooperatives Lernen eingeübt werden muss." Dabei spiele auch die Regionalität eine wichtige Rolle. Das Priesterseminar biete die Chance, dass sich hier die verschiedenen pastoralen Berufsgruppen, auch viele Ehrenamtliche aus den Pfarreien und Verbänden, treffen und Erfahrungen und Impulse austauschen könnten.