Orange the world 2022 – Aktionstag gegen Gewalt gegen Frauen

Doch ausgerechnet in einem Männergefängnis? An einem Ort, wo die Täter inhaftiert sind?

Natürlich kann ich jede fragend hochgezogene Augenbraue verstehen, denn sicher ist ein Gefängnis nicht der erste Ort, an den man denkt, um auf zu verhindernde Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.

Doch warum eigentlich nicht?

Ein orangefarbenes Licht als Signal, dass gewalttätiges Denken und Handeln gegen Frauen nicht toleriert wird. Ein orangefarbener Scheinwerfer in die dunklen Ecken der eigenen Gewaltbereitschaft. Viele Gefangene werden von morgens bis abends an diesem beleuchteten Gebäude vorbeikommen – die Kirche, der Ort im Gefängnis, an dem auch Versöhnung möglich werden kann, strahlt deutlich aus, dass diese Versöhnung nur möglich ist, wenn Gedanken, Worte und Werke eine neue Richtung einschlagen.

Und doch leuchtet unsere angestrahlte Kirche auch über die Gefängnismauern hinaus. Natürlich wird es schwierig einen orangefarbenen Schein auf den umliegenden Feldern zu erhaschen, aber indem sie diese Zeilen lesen, können sie vielleicht nachspüren, dass ein Gefängnis kein Ort ist, an dem Menschen einfach nur weggesperrt sind und auf einen in ferner Zukunft terminierten Entlasszeitpunkt dahinvegetieren. Gefängnis ist ein Ort, wo Veränderung geschieht. Und so ist auch Kirche im Gefängnis keine Insel scheinbar Glückseliger, sondern die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Gefängnis begleiten bisweilen über viele Jahre hinweg einen Weg der Veränderung – mit Gottes Hilfe aus der Gewalt hinaus in ein geschwisterliches Miteinander hinein.

(Alexander Rudolph, Kath. Seelsorge an der JVA Weiterstadt)