Die EVV-Studie führt uns vor Augen, welches Ausmaß der sexuelle Missbrauch im Bistum Mainz hatte - und es ist zusätzlich von einer unermesslichen Dunkelziffer auszugehen. Wir sehen auch, welches Leid durch Verschweigen, Vertuschen und Machtmissbrauch verursacht wurde. Wir sind den Betroffenen überaus dankbar, dass sie trotz des Ihnen angetanen Unrechts und Leids den Mut und die Kraft aufgebracht haben, ihre Erfahrungen zu teilen. Wir danken der Rechtsanwaltskanzlei Weber für die umfangreiche Arbeit und der Bistumsleitung für die klaren Worte und die Zusage, in der Aufarbeitung nicht nachzulassen und an der Veränderung der Ursachen im System zu arbeiten. Wir haben erlebt, dass es einen Unterschied macht, dass die Aufarbeitung im Bistum Mainz in den Händen der Bevollmächtigten des Generalvikars Frau Stephanie Rieth liegt und die Koordinationsstellen Prävention, Intervention und Aufarbeitung von Frauen geleitet werden, die in enger Zusammenarbeit mit dem Bischof und dem Generalvikar agieren. Es macht uns Mut, dass Veränderung wirklich gewollt ist und die „andere Kirche“, von der Bischof Kohlgraf gesprochen hat, wirklich angestrebt wird.
Wir erklären hiermit erneut ausdrücklich, dass wir weiterhin zu Beratungen aus Frauensicht bereit sind. Verantwortung teilen, wie es in der Vision zum Pastoralen Weg steht, muss ein Prinzip des Handelns im Bistum Mainz sein und bleiben. Es braucht eine klare Kultur der Achtsamkeit und des Verneinens jeglicher Diskriminierung. Wir sehen die Notwendigkeit, in alle Bereiche des kirchlichen Miteinanders zu gehen, Bewusstsein für Gefahren zu schaffen, ansprechbar zu sein, systemische Missstände anzugehen, um Leid zu beenden und den Nährboden für Missbrauch trockenzulegen. Alle Gemeinden brauchen Hilfe und Unterstützung, besonders die Gemeinden, in denen Missbrauch zum Thema geworden ist, damit sich eine neue Kultur im Miteinander und in Gesprächen entwickeln kann.
Diejenigen, die nicht sprechen können, die ihren Glauben an Hilfe und die Hoffnung auf würdevolle Wahrnehmung ihres Leids, ihrer Perspektive und ihrer Bedürfnisse verloren haben, wollen wir ermutigen, sich trotzdem Hilfe zu suchen und ihr Recht einzufordern. Auch hier müssen Wege gefunden werden.
Es gibt einen klaren Auftrag für uns alle – aufeinander zu hören und einander zu achten.