Begegnung mit Bischof Kohlgraf im Dekanat Rodgau

Bunte Vielfalt in den Gemeinden mit der Frage nach einem tragfähigen Weg in die Zukunft

Abend der Begegnung Dekanat Rodgau (c) Andrea Ziegler
Datum:
Fr. 9. März 2018
Von:
Andrea Ziegler
Mühlheim, „Ich freue mich, dass der Bischof mit uns Ehrenamtlichen ins Gespräch kommen will. Das empfinde ich als wertschätzend und wohltuend.“ So eine Teilnehmerin am Abend der Begegnung der Pfarrgemeinderäte mit Bischof Kohlgraf im Pfarrheim von St. Lucia in Mühlheim Lämmerspiel.
Abend der Begegnung Dekanat Rodgau 2018 (c) Andrea Ziegler

Die Pfarrgemeinderäte präsentierten dem Bischof eine bunte Vielfalt an Gemeindeleben im Dekanat Rodgau. Im direkten Gespräch konnten Sie mit dem Bischof in einen Austausch kommen über ihre konkreten Freuden und Sorgen vor Ort, ihre Fragen sowie die Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen. Hier zeigte sich, dass Pfarrgemeinderäte wie auch Bischof mit gleichen Fragestellungen und Themen unterwegs sind: die Weitergabe eines lebendigen Glaubens an die Menschen heute, die gemeinsame Berufung aller, die berechtigte Sorge um eine wachsende Überlastung von Hauptamtlichen insbesondere durch größer werdende bürokratische Notwendigkeiten.

Bischof Kohlgraf machte deutlich, dass er die Angst vor Veränderungen nehmen wolle. Das Nachdenken über größere pastorale Einheiten solle nicht das Leben vor Ort schmälern. Das, was noch gut laufe, sei wertschätzend wahrzunehmen. Es gelte aber auch Neues in den Blick zu nehmen und das Bisherige einer ehrlichen und kritischen Reflexion zu unterziehen. Größere pastorale Räume würden Chancen eröffnen: Sie könnten zum einen das Arbeiten im Team mit den jeweiligen Begabungen stärken zum anderen auch ein neues Experimentieren ermöglichen.

In seiner Predigt in der Eucharistiefeier am Abend sprach er die Vielfalt des kirchlichen Lebens im Bistum an. Das Dekanat Rodgau sei noch von Geschichte und Tradition volkskirchlich geprägt - ganz anders die benachbarte Stadt Offenbach. Es stelle sich daher zentral die Frage, was heute die Aufgabe von Kirche sei, was Gott heute hier von uns wolle. In Anlehnung an Papst Franziskus formulierte Bischof Kohlgraf als Aufgabe der Kirche, das Evangelium von Jesus Christus zu den Menschen zu bringen. Es gelte weniger um sich selbst zu kreisen als darum, die eigene Berufung als Getaufte und den Glauben in der Welt zu leben. Die Menschen sollten in der Begegnung mit Christen feststellen, dass der Mensch im Mittelpunkt stehe und der Glaube an Jesus Christus den Menschen heilen könne. Dazu sei es notwendig, die Realität der Welt wahrzunehmen und den Menschen im Geist der Barmherzigkeit Gottes zu begegnen. Das mache Wirbel, aber ein wenig Wirbel schade nicht.

Tagsüber gab es viele Gespräche seitens der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Bischof. Den Auftakt machten die Kita-Leitungen, die in kreativer Weise im Bild eines Orchesters, dessen Dirigent der Bischof sei, zum Ausdruck brachten, wer sie sind, was sie für ihre gelingende Arbeit brauchen und welche Herausforderungen sie für sich sehen. So kamen eine sehr engagierte und lebensnahe Arbeit mit Familien und Kindern zur Sprache, aber auch die zunehmende Verwaltungslast und die oftmals schwierige Suche nach Personal. Einige der Leiterinnen konnten an dem Gespräch kurzfristig nicht teilnehmen, da durch Krankheit in den Kitas ihre Anwesenheit unabkömmlich war – wie so oft im Alltag.

Im anschließenden Gespräch brachten Vertreterinnen der Caritas, der KJZ-Referent sowie der Dekanatsschulbeauftragte aus ihrer jeweiligen Sicht die Fragen und Nöte aber auch gelingende Projekte im Dekanat ein. Der Vormittag in Dietesheim endete mit einem gemeinsamen Gebet in der gut besetzten Dietesheimer Pfarrkirche.

Die einzelnen hauptamtlichen pastoralen Teams in den Städten Mühlheim, Rodgau, Rödermark, Obertshausen und Heusenstamm präsentierten ähnlich wie die Pfarrgemeinderäte am Abend ein vielfältiges noch recht volkskirchlich geprägtes Gemeindeleben. Zugleich wurde in allen Gesprächen mit dem Bischof die Fragen nach der zukünftigen Gestaltung der Pastoral sowie die personelle wie finanzielle Situation angesprochen. Bischof Kohlgraf gab seinerseits einen Einblick in seine bisherigen Überlegungen, die er mit verschiedenen Gremien diskutiert habe und ließ seine Erfahrungen aus den Besuchen in den anderen Dekanaten einfließen. Er wies darauf hin, dass aktuell Erfahrungsberichte zu den Veränderungsprozessen in anderen Diözesen eingeholt werde und er bis Ende 2018 eine Grundidee für das Bistum Mainz vorlegen wolle, die dann zur Diskussion stehe. Patentrezepte gebe es nicht. Dennoch sei wichtig in einem geistlichen Prozess den Fragen nachzugehen, was der Dienst HEUTE sei, wie Kirche und Glaube in der jeweiligen Region gelebt werden könnten. Das Arbeiten im Team – auch in größeren pastoralen Räumen – bringe eine große Chance mit sich. Es seien nun Schwerpunkte für die Pastoral zu entwickeln, die auch noch in 11- 13 Jahren tragen und der finanziellen Situation des Bistums gerecht würden. 

Mittagsgebet St. Sebastian mit Bischof Kohlgraf (c) Andrea Ziegler
Bischof Kohlgraf als Dirigent Dekanat Rodgau 2018 (c) Andrea Ziegler
Eucharistiefeier in St. Lucia mit Bischof Kohlgraf (c) Günther Beheim
Eucharistiefeier in St. Lucia mit Bischof Kohlgraf (c) Günther Beheim
Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf (c) Günther Beheim
Abend der Begegnung Dekanat Rodgau 2018 (c) Andrea Ziegler