„Das scheinbar Sichere verlassen und neu aufbrechen“ –

Zu diesem Glaubensweg ermutigte Bischof Kohlgraf das Dekanat Seligenstadt

Bischof Kohlgraf (c) Andrea Ziegler
Datum:
Do. 3. Mai 2018
Von:
Andrea Ziegler
Der Besuch des Bischofs im noch sehr von einer katholischen Tradition geprägten Dekanat Seligenstadt am 27. April 2018 begann mit einem intensiven Gespräch mit den KiTa-Leitungen.
Bischof Kohlgraf (c) Iris Reiß

Fast alle Leiterinnen der vierzehn Einrichtungen im Dekanat waren gekommen. Neben den Fragen rund um Personalmangel und den zunehmenden Verwaltungsaufgaben wurde über die Veränderungen im Lebenskontext von Kindern und Familien reflektiert. Wie wertvoll eine religiöse Erziehung und das christliche Menschenbild für die Alltagsgestaltung der Familien sein können, kam dabei deutlich zur Sprache.

Im anschließenden Gespräch wurde das Dekanatsprojekt „Haltestelle“ dem Bischof vorstellt. Ein großes Team von Ehrenamtlichen will neben der Lebensmittelausgabe in einem Kontaktcafé mit den Kunden der „Haltestelle“ ins Gespräch kommen und in Notsituationen Unterstützungsangebote in Kooperation mit der Caritas Beratungsstelle eröffnen. Es wurde über die schwierige Situation der Menschen gesprochen, die zur „Haltestelle“ kommen, aber auch die Erfahrungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen wurden ins Wort gebracht und ihr Engagement mit großen Respekt gewürdigt. Die Caritas stellte zudem ihr vielfältiges Beratungsangebote im Ostkreis des Kreises Offenbach vor.

Der weitere Tag war geprägt von ausführlichen Gesprächen mit den Teams der einzelnen Pfarrgruppen oder Pfarreienverbünden im Dekanat. Gegen Abend konnte der BDKJ-Vorstand seine Schwerpunkte in der Region im Bereich Jugendarbeit und Spiritualität vorstellen.

In seiner Predigt im Gottesdienst am Abend knüpfte Bischof Kohlgraf an biblischen Geschichten an, die Glaube als Weg thematisierten: Mit Blick auf die heutige Situation sei es wichtig zu verstehen, dass Glaube immer wieder zum Aufbruch rufe und scheinbar Sicheres zurückzulassen sei. Es gelte aus den eigenen Räumen aufzubrechen, auf die Straße zu gehen und zu sehen, was dort los sei. Möglich sei dies, weil Gott mit gehe bis ans Ende der Zeiten.

Dass ein neuer pastoraler Weg im Bistum Mainz zu gehen ist, der auch Veränderungen in den Pfarrgemeinden vor Ort mit sich bringen wird, kam im anschließenden Gespräch des Bischofs mit Ehrenamtlichen der Räte zur Sprache. Der Bischof skizzierte kurz die vielen Gespräche, die er bisher geführt hat und die Etappen, die noch zu gehen sind. Kommunikation und Transparenz sind ihm dabei sehr wichtig. Die zentralen Fragen im Prozess lauten: Was ist der Auftrag Gottes für uns heute? Was ist die Botschaft des Evangeliums heute?

Der Bischof wies darauf hin, dass dies ein geistlicher Prozess sei, der auch ein Umdenken vor Ort notwendig mache und Veränderungen in den Pfarrgemeinden einschließe. So seien z.B. Priester und Hauptamtliche eine wichtige Säule von Kirche, aber zukünftig werde Kirche immer mehr von Menschen vor Ort getragen. Oder Menschen würden ihre Freiheit nutzen und die Orte aufsuchen, die ihnen gut tun. Somit kämen neben den territorialen Orten auch andere kirchliche Orte in den Blick, die den Reichtum von Kirche abbildeten und nicht eine Konkurrenz seien. Weiterhin sprach der Bischof die große Bedeutung der Diakonie für die Kirche an. Er betonte zudem, dass neben der Eucharistiefeier als Quelle und Höhepunkt des Glaubens zukünftig andere Formen gepflegt werden müssten. Es gelte zu fragen, was passt in der jeweiligen Region und was helfe den Menschen?

„Es ist gut, dass der Bischof zunächst sein Bistum kennenlernen will, mit vielen Menschen im Gespräch ist und dann einen pastoralen Weg formulieren will. Ich erlebe ihn als einen authentischen und realistischen Menschen – was ich als sehr wohltuend empfinde“ – so fassten mehrere Stimmen das Gespräch für sich am Ende zusammen.  

Besuch Bischof Kohlgraf (c) Hiltrud Mayerle
Besuch Bischof Kohlgraf (c) Hiltrud Mayerle
Besuch Bischof Kohlgraf (c) Andrea Ziegler
Besuch Bischof Kohlgraf (c) Hiltrud Mayerle