Die Schöpfung als Bild des österlichen Glaubens

Wort von Bischof Kohlgraf zur Veröffentlichung in der Osterausgabe von „Glaube und Leben“

Datum:
So. 1. Apr. 2018
Von:
Bischof Kohlgraf
Die Auferstehung Jesu ist ein Ereignis, das alles verändert. Auch wir werden auferstehen, wir haben eine Hoffnung über den Tod hinaus. Wir brauchen Hilfen, um verstehen zu können, was Ostern bedeutet. Die Kirche hat hier auch die Schöpfung zu Hilfe genommen. In ihr können wir als glaubende Menschen wie in einem Buch lesen. Sie spricht vom Gott des Lebens.

Unsere christlichen Feste sind oft mit den Rhythmen der Schöpfung verbunden. Zu diesen Symbolen und Zeichen, die uns das Osterfest besser verstehen helfen, gehört der Termin des Osterfestes. Der Glaube an den einen Gott entsteht nicht in den Städten, sondern in der Wüste, wo sich Himmel und Erde berühren, bei wandernden Menschen, denen Gott ein ständiger Wegbegleiter ist, dem sie in ihren Erfahrungen und in ihren Zeitabläufen begegnen. Uns ist als modernen Menschen das Gespür für die Jahreszeiten und ihre Symbolik weitgehend verloren gegangen.

Der Ostersonntag liegt jedes Jahr auf dem Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Die Sonne ist ein uraltes Symbol des Lebens, der Mond steht in vielen Religionen als Bild des Todes, der Nacht. Im Sonntag nach dem Frühlingsvollmond kommen beide Symbole zusammen. Das Leben siegt über den Tod. Die Sonne strahlt und verwandelt die Erde, verwandelt das menschliche Leben. Der Tod ist vom Leben besiegt. Die Sonne wird zum Bild Christi, der das Leben gebracht hat.

In den ersten christlichen Jahrhunderten lebten Christen in einer Gesellschaft, die sehr stark geprägt war vom Glauben an die Sterne und die Sternbilder. Ostern liegt im Sternzeichen des Widders, und die Christen haben darin einen Hinweis auf Christus gesehen, das Opfer, das Gott sich selbst erwählt (Vgl. Gen 22,13). Er nimmt die Sünde der Welt hinweg.

Für uns liegt Ostern im Frühling, am Ende des Winters. Auch das ist ein Bild für das, was Christen an Ostern feiern. Nach des Winters Frost und Nacht blüht die Erde neu.

Die ganze Schöpfung wird ein Hinweis auf Gott, seine Nähe, seine Liebe und Gegenwart.

Es gibt ein Osterlied von Friedrich Spee im Gotteslob, in dem dies ab der 3. Strophe besonders schön besungen wird (GL 332):

3. Jetzt grünet, was nur grünen kann,
Halleluja, Halleluja,
die Bäum zu blühen fangen an.

4. Es singen jetzt die Vögel all,
Halleluja, Halleluja,
jetzt singt und klingt die Nachtigall.

5. Der Sonnenschein jetzt kommt herein,
Halleluja, Halleluja,
und gibt der Welt ein' neuen Schein.

Friedrich Spee lernt zum einen, die schönen Dinge der Schöpfung und des Lebens als Hinweis auf die Nähe Gottes zu sehen. Das Licht, die Sonne, die Pflanzen und Tiere sind für ihn ein Hinweis auf die lebenspendende Macht Gottes. Die größte Hoffnung in einer oft dunklen Welt liegt für ihn aber in der Freundschaft zu Jesus, der wahren Sonne des Lebens. Wo er hinkommt, beginnt die Erde zu blühen, hört der glaubende Mensch Musik und erlebt die Schönheit. Darin sieht Spee dann auch seine Aufgabe. Im Licht Christi die Welt zum Blühen zu bringen.

Wenn wir Christus, die Sonne in uns tragen, haben wir den Weg, die Wahrheit und das Leben in uns. Die Auferstehung Jesu hat unsere ganze Welt zum Leuchten gebracht. Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest.