Liturgie, Gotteslob und Gebet tragende Säulen der Kirche

Predigt von Bischof Peter Kohlgraf bei der liturgischen Einführung von Generalvikar Dr. Lang und Ehrendomkapitular Ritzer in das Domkapitel sowie der Emeritierung der Domkapitulare Dr. Hilger und Nabbefeld zu Beginn der Vesper an Pfingsten Dom zu Mainz, Sonntag, 19. Mai 2024, 15 Uhr

Betende Hände (c) doidam10 | stock.adobe.com
Datum:
So. 19. Mai 2024
Von:
Bischof Peter Kohlgraf

Den zu verabschiedenden Brüdern danke ich für manchen Hinweis und Rat, für ihre Erfahrung und Einschätzungen. Die beiden Neuen bitte ich, ebenfalls das offene Wort nicht zu scheuen. Sachkenntnis bringen Sie beide mit und Sie werden das Kollegium gut ergänzen. Der wichtigste Dienst in diesen Zeiten scheint mir der Gebetsdienst an der Kathedrale zu sein.

Wir feiern heute die Vesper, das kirchliche Abendlob, und verbinden damit die Verabschiedung und den Dank an zwei langjährige Domkapitulare: Prälat Peter Hilger und Prälat Jürgen Nabbefeld. Zwei neue Mitglieder dürfen wir im Domkapitel begrüßen: Generalvikar Sebastian Lang und Pfarrer Michael Ritzert. Ich bin als Bischof den zu Verabschiedenden sehr dankbar für ihre Dienste als Priester in verschiedenen Aufgaben. Prälat Peter Hilger vor allem für seine nicht einfache Tätigkeit als Offizial und für manche pastorale Aufgabe, Prälat Jürgen Nabbefeld in den letzten Jahren als Bildungsdezernent. Man möge mir verzeihen, wenn ich nicht alle Tätigkeitsfelder nenne, aber ich möchte zumindest auch sein Wirken als Generalvikar in der Militärseelsorge hervorheben. Heute werden sie aus dem aktiven Dienst des Domkapitulars verabschiedet, und ich möchte ihnen auch ganz besonders danken für die Gottesdienste und die Seelsorge am Dom, für den Gebetsdienst und die vielen Firmspendungen, die sie im Auftrag des Bischofs vorgenommen haben. Vielen jungen Menschen haben sie damit Christus berührbar gemacht. Ich hoffe, Sie beide denken gerne an die vielen Begegnungen zurück, ich glaube, Sie haben vielen Menschen einen besseren Zugang zum Glauben ermöglicht, und ich glaube, dass es keinen schöneren Dank gibt, als diese vielen Menschen Gott anzuvertrauen. Sie haben besonders hier im Dom Seelsorge angeboten und das Wort Gottes verkündet. Diese Saat geht auf, das dürfen wir dem Geist Gottes zutrauen. Die Emeritierung als Domkapitular ist kein Abschied vom pastoralen Dienst. Ich hoffe, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben und Sie auch in Zukunft für manche Menschen Seelsorger und Begleiter sein können.  

Nach dem Ausscheiden von Weihbischof Udo Markus Bentz ist auch dieser Platz im Domkapitel vakant geworden. Wir bitten um einen guten neuen Weihbischof. Und ich bitte besonders um das Gebet für eine gute Entscheidung. Sebastian Lang, bisher Subregens und dann kurzzeitig Regens im Priesterseminar, hat die Aufgabe des Generalvikars übernommen, wofür ich ihm sehr danke. Der Generalvikar hat eine besondere Nähe zum Bischof und seinen Aufgaben, so dass es eigentlich selbstverständlich ist, ihn auch in das Domkapitel zu berufen.

Pfarrer Michael Ritzert bringt viel Erfahrung aus der Seelsorge mit und hat sich in der Begleitung der Priester des Bistums verdient gemacht. Ich bin froh, dass auch er zugestimmt hat. Wir leben in Zeiten, in denen viel von Synodalität die Rede ist. Der Bischof soll nicht als Monarch regieren, sondern er wird beraten und in bestimmten Themen entscheiden Gremien mit. Dazu gehört das Domkapitel. Es gehört zu einer Reihe von Räten, die das Kirchenrecht vorsieht, damit der Bischof gute Entscheidungen vertreten kann. Die Tätigkeit im Kapitel ist also eine synodale Aufgabe mit großer Verantwortung, die Sachkenntnis und Loyalität voraussetzt, manchmal auch den Mut zum offenen Wort gegenüber dem Bischof oder den Brüdern und Schwestern.

Den zu verabschiedenden Brüdern danke ich für manchen Hinweis und Rat, für ihre Erfahrung und Einschätzungen. Die beiden Neuen bitte ich, ebenfalls das offene Wort nicht zu scheuen. Sachkenntnis bringen Sie beide mit und Sie werden das Kollegium gut ergänzen. Der wichtigste Dienst in diesen Zeiten scheint mir der Gebetsdienst an der Kathedrale zu sein. Die Gestalt des Domkapitels wird sich sicher verändern, wir haben intensiv an neuen Statuten gearbeitet, die den möglichen Veränderungen Rechnung tragen. Es wird sicher dazu kommen, dass Kapitulare nach und nach auch als Priester in seelsorglichen Feldern in der Fläche des Bistums eingesetzt werden. Die Sorge um Liturgie und Gebet an der Kathedrale aber werden als zentrale Aufgaben bleiben. Liturgie, Gotteslob und Gebet sind eine der tragenden Säulen der Kirche. Besonders in der Kathedrale, der Bischofskirche, muss die Liturgie vorbildlich gefeiert werden und das immerwährende Gebet, das uns aufgetragen ist, seinen festen Platz haben. Sicher ist die Liturgie im Dom etwas Besonderes. Lange Traditionen prägen die Kultur unserer Liturgien. Die musikalische Gestaltung und die gottesdienstliche Feier erfreuen sich einer besonderen Qualität. Dabei ist der feierliche und regelmäßige Gottesdienst kein Selbstzweck und kein feierliches Spiel, sondern Gotteslob. Im Gebet und in der Liturgie lassen wir das Licht Gottes in unsere Welt hinein, Gott selbst öffnet das Fenster zum Himmel. Die Liturgie, der Gottesdienst dient dann auch dem Menschen und der Welt, Gott dient dem Menschen, er bietet ihm seine Nähe an. Wir brauchen das Licht Gottes, das Lob Gottes macht den Menschen groß. Wer Gott Raum gibt, hört auf, um sich selbst zu kreisen. Ich bitte Sie also, betende Menschen zu sein und so das Volk Gottes zu motivieren, selbst das Gebet und eine würdige und angemessene Liturgie zu schätzen. Als Firmspender dürfen Sie jungen Menschen den heiligen Geist vermitteln, aber auch die anwesenden Familien, Patinnen und Paten verdienen es, ihnen viel Engagement und Sympathie entgegen zu bringen. Insofern müssen die Sakramentenspender immer auch bemüht sein, selbst glaubwürdig zu leben und das Evangelium glaubwürdig zu bezeugen. Dazu wünsche ich Ihnen eine gute Hand und Gottes Segen! Irgendwann werden Sie sich vielleicht mit der Wahl eines neuen Bischofs befassen müssen. Nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich heute wünsche, dass das nicht zu schnell eintritt. Ich danke für alles Miteinander und alle Loyalität, für das begleitende Gebet und manches ermutigende und auch kritische Wort. Es ist mir ein großer Wunsch, dass das Domkapitel ein echtes Kollegium ist, in dem man überzeugend vorlebt, wie Kirche insgesamt sein kann. So wünsche ich uns allen den Geist Gottes. Die Gläubigen des Bistums bitte ich herzlich um ihr Gebet für das Domkapitel, für mich als Bischof, aber auch für die Menschen, die uns in den vielen Räten beraten und in entscheidenden Fragen den Weg des Bistums mitbestimmen.