Papst Paul VI. soll am 14. Oktober heiliggesprochen werden.

„Wort des Bischofs“ von Bischof Peter Kohlgraf für „Glaube und Leben“, 3. Juni 2018

Datum:
So. 3. Juni 2018
Von:
Bischof Peter Kohlgraf
Papst Paul VI. soll am 14. Oktober heiliggesprochen werden. Der vergessene Papst – so lautet der Titel einer Biographie über Papst Paul VI. (Papst von 1963 bis 1978), der – wie Papst Franziskus kürzlich angekündigt hat- am 14. Oktober in Rom heiliggesprochen werden soll.

Die meisten verbinden mit ihm zunächst wohl die Enzyklika Humanae Vitae und darin besonders das Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung. Man wird aber weder ihm noch dieser Enzyklika gerecht, diesen Punkt herauszulösen. Denn die Enzyklika ist eine durch und durch positive Würdigung der menschlichen Liebe, Sexualität und der Ehe. Sie ist von einem positiven Ton geprägt, nicht von Verurteilungen. Letztlich geht es ihm darum, dass die tiefste Begegnung zweier Menschen Ausdruck einer lebenslangen Liebe und einer wirklichen Partnerschaftlichkeit sein muss, wenn sie menschenwürdig bleiben will. Wenn man sieht, wie heute Fragen auch der Sexualität ins Technische und oft Beliebige abzurutschen drohen, bleibt der Text eine Anfrage an heute Selbstverständliches. Papst Paul VI. ist der Papst, der mutig gegen viele Widerstände das II. Vatikanische Konzil zu Ende brachte, die Liturgiereform umsetzte, und das Papstamt von vielen Äußerlichkeiten befreite. Er war ein Papst, der sich der damals modernen Medien bediente, um das Evangelium zu verkünden, er war der erste Papst, der aus dem Vatikan herausging, um auf Reisen Menschen zu begegnen. Zwei Texte möchte ich besonders hervorheben:
Kurz nach seiner Wahl zum Papst schreibt er eine Enzyklika über den Dialog (Ecclesiam suam 1964). Die Kirche muss in den Dialog treten mit der Welt und mit den anderen Christen. Das war ein neuer Ton, und ist es für manchen bis heute. Der Papst wollte die Menschen nicht mehr belehren, sondern ihnen begegnen, auch den Andersgläubigen und den nichtkatholischen Christen. Ein Glaube, der mit anderen im Gespräch ist, verändert sich vielleicht, bleibt beweglich, muss sich Fragen stellen. Es ist die Haltung, dass auch der Gesprächspartner der Kirche etwas zu sagen hat. Paul VI. war der Papst des Dialogs, mit der Welt, innerhalb der Kirche, und mit anderen Christen. Er hat offenbar sehr darunter gelitten, dass ihm manche darin nicht folgen wollten.
Bis heute wegweisend ist sein Schreiben über die sogenannte Evangelisierung (Evangelii nuntiandi 1975). Evangelisierung ist nicht einfach Mission. Vielmehr sieht der Papst sehr klar, dass unsere Welt immer mehr von Entwicklungen bestimmt ist, die dem Menschen schaden. Evangelisierung will die Welt und das Leben durch die Frohe Botschaft prägen. Sie beginnt dort, wo jemand etwas vom Evangelium verstanden hat und dies lebt. Dann beginnt sich die Lebenswelt zu verändern. Papst Paul VI. hat wahrgenommen, dass es auch Christen oft schwer fällt, den Glauben wirklich zur Tat werden zu lassen. Deswegen ist der erste Schritt immer der Weg, sich selbst zu evangelisieren, selbst ganz aus der Liebe Jesu zu leben. Heute ist es unverzichtbar für die kirchliche Sendung, einen Glauben zu bezeugen und zu leben, der von der Erfahrung Zeugnis gibt, geliebt und wertvoll zu sein. Das ist Christentum, das ist die wichtigste Botschaft der Kirche. Papst Paul VI. nimmt dabei jeden in die Pflicht. Er sollte nicht vergessen bleiben.