Predigt von Kardinal Karl Lehmann

Emeritierter Bischof des Bistums Mainz und Hauptkonsekrator

Datum:
So. 27. Aug. 2017
Von:
Internetredaktion
Liebe Brüder und Schwestern! Bevor wir die Bischofsweihe vollziehen, wollen wir wenigstens kurz bedenken, was wir tun und welches Amt in der Kirche unserem Bruder Peter Kohlgraf heute übertragen wird. Wie der Vater unseren Herrn Jesus Christus in die Welt gesandt hat, um die Menschen zu erlösen, so hat Jesus die Apostel gesandt. Er hat ihnen aufgetragen, in der Kraft des Heiligen Geistes aller Welt das Evangelium zu verkünden und alle Völker zu sammeln, sie zu heiligen und sie zu leiten.

Damit diese Aufgabe bis zum Ende der Zeiten erfüllt werde, haben sich die Apostel Mitarbeiter erwählt. Ihnen haben sie durch Handauflegung die Gabe des Heiligen Geistes verliehen, die sie selbst von Jesus Christus empfangen hatten. Durch diese Handauflegung wird das Sakrament der Bischofsweihe in seiner ganzen Fülle übertragen. So wird die ununterbrochene apostolische Nachfolge der Bischöfe gewahrt; das Werk des Erlösers besteht bis in unsere Zeit fort und wächst weiter.
Im Bischof, der umgeben ist von den Priestern, ist unser Herr Jesus Christus selbst in eurer Mitte gegenwärtig, der Hohepriester in Ewigkeit. Jesus Christus selbst verkündet durch den Dienst des Bischofs das Evangelium; er spendet denen, die glauben, die Sakramente.
Nehmt darum unseren Bruder Peter Kohlgraf frohen und dankbaren Herzens auf, den wir Bischöfe durch Handauflegung unserem Kollegium eingliedern. Achtet ihn als Diener Jesu Christi und als Verwalter der Heilsgaben Gottes. Ihm wird das Zeugnis für das Evangelium der Wahrheit anvertraut, der Dienst in Geist und Gerechtigkeit zum ewigen Leben. Beherzigt, was Jesus Christus zu den Aposteln gesagt hat: „Wer euch hört, der hört mich.“ 

Du aber, lieber Bruder, den der Herr erwählt hat, bedenke: Du bist aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott. Das Bischofsamt ist nicht zur persönlichen Ehre gegeben, sondern es ist eine Aufgabe, und der Bischof ist nicht da, zu herrschen, sondern zu dienen – wie der Herr geboten hat: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein.“ Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht. Weise zurecht in aller Geduld und Weisheit. In Gebet und Opfer erbitte für die Gläubigen aus dem Reichtum Jesu Christi seine Gnade in Fülle.
Als Verwalter der Heilsgaben Jesu Christi leite die Kirche, die Gott dir anvertraut hat, und wache über sie. Du bist vom Vater erwählt, seine Gemeinde zu führen. So halte dir immer das Bild des Guten Hirten vor Augen: Er kennt die Seinen, und die Seinen kennen ihn: bereiten Herzens hat er sein Leben für seine Schafe hingegeben.
Alle, die Gott dir anvertraut, liebe wie ein Vater und wie ein Bruder. Vergiss nie die Armen und die Kranken, die Heimatlosen und die Fremden. Ermuntere die Gläubigen, mit dir im apostolischen Dienst zu wirken, und sei gerne bereit, auf ihren Rat zu hören. Wende auch jenen deine Liebe zu, die noch nicht zu der einen Kirche gehören: Du bist auch für sie mitverantwortlich.
Denke immer daran, dass du in der katholischen Kirche, die durch die Liebe vereint ist, mit dem ganzen Bischofskollegium in aller Welt verbunden bist; daher vergiss nicht, die Sorge für alle Ortskirchen mitzutragen und den armen sowie notleidenden Diözesen bereitwillig beizustehen. Bemühe Dich um Einheit und Eintracht der Kirche. Gib also acht auf die ganze Herde, in welcher dich der Heilige Geist bestellt, die Kirche Gottes zu leiten:
Die Übertragung von Gnade und Vollmacht geschieht in dieser Weihe mit wichtigen Zeichen und Sinnbildern: das aufgeschlagene Evangelienbuch über Deinem Kopf gibt Dir die entscheidende Orientierung; die Mitra als Kopfbedeckung stärkt Dich gegenüber allen Angriffen des Bösen; der Ring erinnert Dich an die Liebe und Hingabe an die Kirche, ähnlich wie bei Eheleuten; der Stab gibt Dir Kraft zur Weisung und zur Führung der Kirche.
Wir versprechen Dir in der Nachfolge Jesu Chrisi Ehrfurcht, Treue und Gehorsam.
Amen