Um die vielfältigen liturgischen und administrativen Aufgaben an der Kathedrale bewältigen zu können, sind dem Domkapitel besondere Ämter und Einrichtungen zugeordnet.
Der Domdekan ist Vorsitzender des Domkapitels. Er beruft die Mitglieder zu den Sitzungen ein, stellt die Tagesordnung auf und leitet die Beratungen. Der Domdekan hat vor allem Repräsentationsaufgaben und vertritt das Domkapitel gerichtlich und außergerichtlich. Der Domdekan ist der Hausherr der Mainzer Kathedrale.
In der Regel leitet er die Gottesdienste zur Eröffnung des Stiftsjahres (Anfang Oktober), am Festtag des heiligen Stephanus, dem zweiten Patron der Kathedrale (26. Dezember), an Palmsonntag (Sonntag vor Ostern), am Tag der äußeren Feier der Domkirchweihe (4. Juli) und die Fronleichnamsvesper. Sein Stellvertreter ist der jeweils dienstälteste Domkapitular. Domdekan ist seit 2022 Domkapitular Henning Priesel.
Domkustos
Der Domkustos sorgt für die laufende bauliche Unterhaltung und den Schmuck der Kathedrale. Alle Angelegenheiten des Gottesdienstes gehören zu seinen Aufgaben. So untersteht ihm auch die Aufsicht über die Domsakristei . Außerdem ist der Domkustos verantwortlich für die sichere Verwahrung des Mainzer Domschatzes . Die wertvollen Kunstwerke und liturgischen Geräte sind teilweise im Dom- und Diözesanmuseum ausgestellt. Domkustos ist der Domdekan. Sein Stellvertreter ist der Dompfarrer als Subkustos.
Dompfarrer
Der Dom St. Martin ist nicht alleine Bischofskirche, sondern zugleich Pfarrkirche für rund 800 Katholiken in der Mainzer Altstadt. Diese Pfarrei leitet der Dompfarrer. Er wird vom Bischof nach Anhörung des Domkapitels frei ernannt und ist für die Zeit dieser Tätigkeit im Range eines Dompräbendaten Mitglied des Domstifts, sofern er nicht ohnehin Domkapitular ist. Die Dompfarrei wird durch das Dompfarramt verwaltet. Dompfarrer ist seit Mai 2003 Domkapitular Prof. Dr. Franz-Rudolf Weinert.
Bischöflicher Zeremoniar
Der Bischöfliche Zeremoniar ist der Protokollchef für die Pontifikalämter im Dom mit dem Mainzer Bischof an hohen kirchlichen Festtagen. Er wacht dabei über den reibungslosen Ablauf der gesamten Feierlichkeiten, den Altardienst und die Einhaltung der Chorordnung im Dom. Bischöflicher Zeremoniar ist derzeit Pastoralreferent Johannes Brantzen.
Bußkanoniker
Ein Mitglied des Domkapitels wird vom Diözesanbischof zum Bußkanoniker bestellt. Er ist zunächst Beichtvater, der im Dom eine feste Beichtzeit anbietet. Von anderen Beichtvätern unterscheidet ihn, dass er die besondere Vollmacht hat, von bestimmten Kirchenstrafen selbst direkt loszusprechen. Zum Beispiel dann, wenn jemand die Messe gefeiert hat oder Beichte gehört hat, ohne Priester zu sein. Unter der Verschwiegenheit der Beichte kann er auch bei zuständigen Stellen der Kirche für den Nachlass bestimmter, schwerer Kirchenstrafen Sorge tragen, z.B. nach Verunehrung (Profanierung) der Hl. Eucharistie oder bei Beichtsiegelbruch. Bußkanoniker ist derzeit Domkapitular Dr. Peter Hilger.
Feste Beichtzeiten im Dom (Beichtstuhl / Petruskapelle beim Nordost-Portal): freitags 15.30 - 17.00 Uhr.
Domschweizer
Für Ruhe und Ordnung im Dom sorgten traditionell die Domschweizer. Heute haben sie weitgehend repräsentative Aufgaben . Die Domschweizer begleiten die Bischöfe und das Domkapitel zu Beginn und Schluss von Gottesdiensten. 1802 verordnete Bischof Joseph Ludwig Colmar das Amt des sog. "Dompolizisten". Die Kleidung erinnert an französische Uniformen und hat sich in zwei Jahrhunderten kaum verändert: die Domschweizer tragen einen schwarzen Zweispitz, der bei besonderen Festlichkeiten mit Straußenfedern geschmückt wird, einen dunklen Frack (im Winter einen Mantel) und eine rote Schärpe mit einer Plakette darüber. Diese zeigt das Mainzer Rad mit Mitra und Bischofsstab. Früher stand auf dem ovalen Schild "Police d’oculte" (Kultpolizei). Zur Domschweizer-Ausrüstung gehören weiterhin eine Hellebarde als Paradewaffe, die bei Gottesdiensten vor dem Altar abgestellt wird, und ein Stock mit Silberknauf.
Wahrscheinlich gab es bereits im Mittelalter sogenannte Domstäbler, die mit einem Stab in der Hand über Sitte und Anstand im Gotteshaus wachten. Die Bezeichnung Domschweizer ist wohl der päpstlichen Leibgarde im Vatikan entlehnt. Während die Mainzer Domschweizer früher hauptamtlich angestellt war, sind sie heute ehrenamtlich tätig.