Schmuckband Kreuzgang

Gottes Werk und Joschkas Beitrag

Wort von Pfarrer Weber & Mitteilungen, KB 6, 26.04.-24.05.2025

Titelseite KB6 (c) Pastoralraum Heusenstamm-Dietzenbach
Titelseite KB6
Datum:
Do. 24. Apr. 2025
Von:
Helena Doetsch

Wort von Pfarrer Martin Weber: 2025_6_KB_Wort_Pfarrer_Weber

Mitteilungen aus dem Pastoralraum: 2025_6_KB_Mitteilungen

"Gottes Werk und Joschkas Beitrag

Unser früherer Außenminister, Joschka Fischer, hat sein neues Buch vorgestellt: „Die Kriege der Gegenwart und der Beginn einer neuen Weltordnung“. Die FAZ findet darin die „schonungslose Beschreibung einer neuen Gegenwart“. Insbesondere das Agieren der Großmächte USA, China und Russland und das Vertreten ihrer Interessen wird beleuchtet. Europa müsse darauf reagieren und eine eigene Position beziehen. Dazu gehört für Fischer auch militärische Macht; Verteidigungs- und Aggressionsbereitschaft.

Vor 20 Jahren wurde Fischer für eine ähnliche Position mit Farbbeuteln beworfen – heute ist sie Mainstream. Doch wie realistisch ist sie, die neue „Kriegstüchtigkeit“? Fischer selbst bringt eine gehörige Portion Skepsis mit, wenn er feststellt: „Europa ist alt, reich und schwach“. Und man wisse ja, was mit solchen Menschen in gefährdeten Gebieten geschehe. Die Alten, Reichen und Schwachen werden zum Opfer.

Dieser Beitrag Fischer`s hat sich mir eingeprägt: „Wir sind alt, reich und schwach.“ Ja, so ist es! Das macht sich insbesondere an der Bevölkerungsentwicklung fest. Die Deutschen und die Europäer bekommen schlichtweg zu wenige Kinder! Singlehaushalte und Hunde dagegen boomen.

Alt, reich und schwach ist auch unser Glaube geworden. Zum ersten Mal ist die Zahl der Christen unter 50% der Gesamtbevölkerung gefallen. Das ist ein historischer Einschnitt. Neben der Demographie ist es atemberaubend, wie schnell die Leute inzwischen ihre Religion und Kultur „entsorgen“. Die Zahl der Kirchenaustritte bleibt unglaublich hoch. Wiewohl ich weiß, dass jeder Austritt auch differenziert zu betrachten ist. Aber die Masse macht es halt. Noch scheint dennoch vieles so zu laufen wie immer. Die Kirche in Deutschland ist - trotz allem - noch reich. Aber es ist absehbar, dass auch das ein Ende finden wird.

Und dennoch bin ich nicht pessimistisch, sondern hoffnungsvoll. Wie sollte es auch anders
sein: Das ist in die christliche DNA eingewoben. Wenn Ostern und die Auferstehung Jesu die Mitte unseres Glaubens sind, dann können wir gar nicht anders. Ich bin kein Prophet, aber es wird noch große Ab- und Umbrüche geben. Die Gestalt der Kirche und des Glaubens verändert sich. Das merken wir schon jetzt: Es gibt viel mehr „Sonderkonstellationen“ als noch vor einigen Jahren. Kinder werden oft später getauft, junge Menschen entscheiden sich verstärkt selbst zur Taufe, Menschen fragen nach Anbetung und Innerlichkeit. Neue spirituelle Initiativen entstehen.

In Frankreich, wo die Säkularisation viel weiter vorangeschritten ist als bei uns, wurden in diesem Jahr mehr als 10.000 Erwachsene getauft! Eine Steigerung von 45 % gegenüber 2024. Parallel dazu ist auch die Zahl der jugendlichen Taufbewerber sprunghaft gestiegen. Der Bischof von Lyon schreibt dazu: „Die größte Herausforderung besteht darin, dass aus diesen Menschen Jünger werden. Unsere Pfarrgemeinden müssen sich bewusstwerden, dass sie nur als missionarisch ausgerichtete Gemeinden dafür gerüstet sind“.

Das ist nicht unser Werk, es ist Gottes Werk. So wie Er in der Auferweckung Jesu gewirkt hat. Menschlich gesehen ist mit dem Tod Jesu alles zu Ende. Gott ist es, der den neuen Anfang schafft! Das Kreuz ist seitdem nicht ein Zeichen des Todes, sondern des Sieges. Wer an die Macht Gottes glaubt, der kann gar nicht anders als hoffnungsvoll zu sein. Und die Hoffnung strahlt in vielen Farben – ähnlich schön wie beim diesjährigen Osterbild, dem Altarbild von Maria Himmelskron.
Martin Weber, Leitender Pfarrer"