Am Gesicht erkennt man, wer ein Mensch ist. Das Gesicht ist wie ein Fenster zum Inneren des Menschen. Mit dem Gesicht – und auch mit den Händen kommen wir in Kontakt mit der Welt. Wir gewinnen im Schauen, Riechen und Schmecken Eindrücke, nehmen durch Essen und Trinken die Welt in uns auf. Das Gesicht ist die wichtigste Kontaktfläche nach außen und mit dem Gesicht drücken wir viele unserer Gefühle aus – unmittelbar aber manchmal auch gespielt.
Allerseelen ist der Gedenktag der Verstorbenen. An Allerheiligen und Allerseelen besuchen Menschen die Gräber der Toten. Mit den Jahren verblasst die Erinnerung an die Menschen, die im Tod von uns gegangen sind. Es bleibt der Name – aber vielleicht wenn wir uns bemühen – auch die Erinnerung an das Gesicht der Verstorbenen. Das Gesicht ist einmalig – anders als der Name. In ihm sind eingeschrieben das Wesen des Menschen, aber auch seine Lebensgeschichte: ein entspanntes Lächeln oder eine ernste Miene, vielleicht Falten auf Stirn und Wangen, gezeichnet durch Sorgen und Schwierigkeiten, Augen, die Güte und Gelassenheit, aber auch Verschlagenheit oder Verschlossenheit ausstrahlen können und vieles mehr. Vielleicht können Sie heute oder in den nächsten Tagen versuchen Gesichter zu erinnern – und wertschätzend und wohlwollend noch einmal geistig ins Angesicht verstorbener Menschen zu schauen. Wir geben so unseren Toten Ansehen.
Dass Sie Dich schauen von Angesicht zu Angesicht. So beten wir bei der Messe, im Hochgebet für unsere Verstorbenen. Das ist Bild für Begegnung Gottes mit uns Menschen. Gott nimmt unser Gesicht wahr. Er liest unsere Lebensgeschichte – er schaut unser Wesen – mit Wohlwollen und Güte.