„Bitte“ und „Danke“ gehören zu den grundlegendsten Höflichkeitsformen, die Kindern von klein auf vermittelt werden. Sie zeigen Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit und gelten als Ausdruck guter Erziehung. Dennoch hat man heute oft den Eindruck, dass diese einfachen Worte an Bedeutung verlieren. Statt um etwas zu bitten, wird häufig gefordert, und ein ehrliches Dankeschön bleibt vielfach aus. Aussagen wie „Das steht mir zu“ oder „Das ist selbstverständlich“ zeigen, wie sehr die Kultur des Bittens und Dankens ins Hintertreffen geraten ist. Dabei kostet es nichts, diese Worte zu verwenden, und sie tragen entscheidend zu einem respektvollen Miteinander bei.
Auch im christlichen Glauben kommt dem Bitten und Danken eine zentrale Rolle zu. Jesus selbst macht dies im Gleichnis vom bittenden Freund deutlich (Lk 11,5–8). Er erklärt, dass derjenige, der ausdauernd bittet, schließlich Gehör findet. Im Gebet an den Vater verspricht er: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet“ (Lk 11,9–10). Damit wird die Zuversicht gestärkt, dass Gott den Menschen nicht alleinlässt, sondern auf Bitten eingeht und das schenkt, was wirklich gebraucht wird.
Dennoch darf man Gott nicht als Automat missverstehen, der jeden Wunsch unmittelbar erfüllt. Er ist nicht der Erfüller beliebiger irdischer Sehnsüchte, sondern handelt stets mit Blick auf das Beste für den Menschen. Oft zeigt sich erst im Rückblick, dass nicht erfüllte Wünsche zum größeren Wohl beigetragen haben. Gottes Ziel ist das Leben in Fülle, weshalb der Mensch vertrauen darf, dass seine Bitten gehört werden – auch wenn die Erfüllung anders aussieht als erwartet.
So sind „Bitte“ und „Danke“ nicht nur Zeichen guter Kinderstube, sondern Ausdruck einer lebendigen Beziehung zu Gott. Sie verbinden Höflichkeit, Dankbarkeit und Glauben und erinnern daran, dass jedes Geschenk des Lebens nicht selbstverständlich ist.