In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.
Ostern in Zeiten von Krisen und Krieg
In diesem Jahr ist für mich das Osterfest und die Osterzeit besonders wichtig. Die zentrale Botschaft dieses christlichen Festes lautet: Am Ende hat das Leben das letzte Wort – nicht der Tod. Zwei Jahre Pandemie, mit viel Frust und Verzagtheit, Tod und Trauer, Ärger und Verletzungen. Und dann ist da der Krieg in der Ukraine, auf den ich mit so vielen Menschen ohnmächtig schaue. Mit vielen Menschen teile ich die Sorge: Wie kann es weitergehen? Neben den Friedensgebeten gab und gibt es in den Kirchen und in der Gesellschaft großartige, ermutigende Solidarität: Menschen auch bei uns nehmen Geüchtete auf, bieten Unterstützung an, sammeln Spenden. Die ersten Osterzeugen und Zeuginnen haben das weitergegeben, was sie erlebt haben: Jesus wendet sich ihnen zu in ihrer je eigene Lebenssituation. Bis heute tun dies Menschen auch aus dem Glauben an den Auferstandenen heraus. Sie sehen konkrete Not und handeln. Viel[1]leicht ist das genau die konkrete Nachfolge, in die der auferstandene Jesus ruft. Ich schaue in meine eigene Biographie. Die Kirche und die Botschaft des Evangeliums waren für mich nicht allein glaubwürdig durch eine intellektuelle Stimmigkeit – das auch. Aber mehr noch waren es glaubwürdige Menschen, die mich in meiner eigenen Lebenssituation, in meinen Freuden und Sorgen, in meiner Trauer und Angst ernstgenommen haben und echte Wegbegleiter geworden sind. Mit den Augen des Glaubens sehe ich in ihnen den auferstandenen Christus an meiner Seite. Sie haben mir den Glauben nicht aufgedrängt. Sie waren eher hilfreich zur Seite, ohne eine Absicht zu verfolgen. Meine Antwort im Glauben habe ich dann in persönlicher Freiheit gegeben. Und immer wieder werde ich mir in dieser Zeit die Bitte der beiden Jünger in Emmaus zu eigen machen: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden. Der Tag hat sich geneigt.“
Martin Berker, Pfarrer St. Josef, Neu-Isenburg