In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.
Beziehung zu Gott
Als Kind wusste ich:
Jeder Schmetterling
den ich rette
Jede Schnecke
und jede Spinne
und jede Mücke
jeder Ohrwurm
und jeder Regenwurm wird kommen und weinen
wenn ich begraben werde
Einmal von mir gerettet
muss keines mehr sterben
Alle werden sie kommen
zu meinem Begräbnis
Als ich dann groß wurde
erkannte ich
Das ist Unsinn
Keines wird kommen ich überlebe sie alle
Jetzt im Alter
frage ich: Wenn ich sie aber
rette bis ganz zuletzt
kommen doch vielleicht zwei oder drei?
(Erich Fried, Zu guter Letzt)
Dieses Gedicht von Erich Fried weist uns auf die Einsamkeit der Menschen in einer modernen Welt mit allen Kommunikationsmöglichkeiten hin. Die Beziehung zu Gott und zu den Menschen sind zwei Seiten einer Münze. Wir haben einen liebenden Gott, einen Gott der Beziehungen. Wenn Gott jetzt aber Liebe ist, ist er nicht nur Liebe für mich. Das musste notwendig auch meine Beziehung zu meinen Mitmenschen verändern. Als mir aber Gott als der Liebende begegnete, schlossen sich Liebe und Gehorsam auf einmal nicht mehr aus. Fröhlichkeit und Konsequenz verbanden sich. Es wirkte attraktiv, wenn man ein Profil hat, aber eben nicht weltfremd ist. Fröhlich, aber dennoch standhaft durch die Welt zu gehen, wirkt überzeugend. Als ich meine Angst vor meinen Mitmenschen verlor, fing ich an, sie zu lieben. Ich fing an, mich mit ihnen zu beschäftigen, mit ihnen zu reden, ihnen zuzuhören, mit ihnen Zeit zu verbringen. Sie wurde mir wichtig. Sie wurden meine Freunde und mein Leben bekommt eine neue Orientierung und einen neuen Sinn. Lasset uns versuchen, unsere Beziehung zu Gott, den Menschen und der Natur zu vertiefen.
Pater Pius, Kaplan in St. Josef, Neu-Isenburg