Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

Dona nobis pacem! Gib Frieden, Gott!

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
Do. 14. Juli 2022
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.

In der Ausgabe: Jahrgang 38, Ausgabe Nr.28, Donnerstag, 14. Juli 2022, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

Dona nobis pacem! Gib Frieden, Gott!

Manchmal liege ich morgens im Bett und bin einfach nur dankbar. Dankbar dafür,dass ich ruhig und friedlich schlafen konnte in dieser Nacht. Ich denke an die vielen, vielen Menschen, die nachts Angst haben müssen vor Bomben und Raketen, vor Schüssen und Gewalt. Vor allem muss ich derzeit natürlich an die Ukraine denken. Ein paar Tausend Kilometer entfernt von uns, noch mitten in Europa, herrscht Krieg, und ich will mich nicht daran gewöhnen. Aber auch an anderen Orten dieser Erde können Menschen nachts nicht in Frieden schlafen. In Syrien, im Jemen, in Nigeria.

Frieden ist kein Hirngespinst. Er ist möglich, im Großen wie im Kleinen. Auch im Privaten gibt es das ja immer wieder: dass nach langen Jahren des Streits oder des Schweigens Versöhnung gelingt. Es braucht vielleicht nur einen, der den ersten Schritt wagt. Ich habe das schon in der einen oder anderen Familie erlebt: dass nach Jahren des Kontaktabbruchs Verwandte wieder miteinander reden. Oder: Nach langen Jahren der Distanz lagen sie sich wieder in den Armen. Die Freude über den Frieden war riesig.

Der Frieden ist auch ein Schlüsselwort in der Bibel. „Frieden hinterlasse ich euch!“ (Johannes 14,27), sagt Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern zum Abschied. Und auch in anderen Religionen ist der Frieden ein zentraler Begriff und ein wichtiger Gruß: Salaam! Shalom! Der Frieden meint in den religiösen Traditionen nicht einfach nur eine Abwesenheit von Gewalt. Es ist ein Zustand des Wohlergehens, für jeden Einzelnen und für alle zusammen. In der jüdischen und christlichen Bibel sind Frieden und Gerechtigkeit eng miteinander verwoben. „Gerechtigkeit und Frieden küssen sich“, heißt es einem Psalm (Psalm 85,11).

Der Frieden in der Nähe wächst, wenn ich mit den Menschen um mich herum friedlich umgehe, ihnen respektvoll begegne, und vor allem auch: meinem Gegenüber zuhöre. Das klingt so klein und ist manchmal so herausfordernd.

Martin Berker, Pfarrer St. Josef, Neu-Isenburg