Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

Der Zankapfel

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
Mi. 13. Sept. 2023
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.

In der Ausgabe: Jahrgang 39, Ausgabe Nr.37, Mittwoch, 13. September 2023, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

Der Zankapfel

Eine alte Fabel erzählt folgendes: Als Herakles eines Tages durch eine Schlucht schritt, lag dort etwas, das wie ein Apfel aussah. Er versuchte, es zu zertreten. Als er aber sah, dass es sich verdoppelte, trat er stärker darauf, dann schlug er es mit einer Keule, aber es blähte sich immer größer auf und versperrte ihm den Weg.

Herakles blieb verwundert stehen, da sagte ihm eine Stimme: „Hör auf, was du siehst, ist Zanksucht und Streit. Wenn Du es liegen lässt, bleibt es klein, wenn Du es aber aufnimmst, wird es unüberwindlich groß.“ Diese Fabel drückt eine alte Erfahrung aus, die jeder von uns schon gemacht hat. Da ist zum Beispiel ein böses Wort gefallen oder ein beleidigender Satz. Wir sind tief getroffen. Und nun stehen diese Worte zwischen uns und einem Mitmenschen.

Immer wieder wird es solche Zankäpfel geben, unüberlegte Worte, der falsche Ton, das Missverständnis, alles Zankäpfel auf unserem Lebensweg. Oft heben wir sie leider auf und dann wird es wie in der Fabel: Der Ärger wächst, der Auseinandersetzung folgt kein Zusammensetzen. Dann füllt der aufgehobene Zankapfel plötzlich alle unsere Gedanken aus. Die Arbeit geht uns nicht recht von der Hand, wir sinnen auf Rache und so weiter.

Aber, ist jemals etwas besser geworden, wenn wir jene Zankäpfel auf unserem Lebensweg aufgesammelt haben? Darum ist der Rat gut, dort, wo solche Zankäpfel liegen, sie liegen zu lassen, sich nicht durch sie in den negativen Teufelskreis ziehen zu lassen.

In der Bibel heißt es: „Besser ein Langmütiger als ein Kriegsheld, besser, wer sich selbst beherrscht, als wer eine Stadt erobert.“ (Sprüche 16,32)

Ich wünsche Ihnen diese Gelassenheit.

Pater Pius Kanndadil, St. Josef, Neu-Isenburg