In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.
Es hilft auch kleine Hilfe
Es ist Reisezeit. Immer noch. Manche kehren zurück aus einem späten Sommerurlaub, andere fahren oder fliegen in ihren Herbsturlaub. Es herrscht Hochbetrieb an den Flughäfen. Das gilt auch für die Obdachlosen am Frankfurter Flughafen. Zwischen 30 und 60 sind dort unterwegs. So war es kürzlich in der Hessenschau zu sehen. Sie sammeln Flaschen, die es jetzt reichlich gibt. Und sie werden betreut von der Diakonie. Die verteilt Hygieneartikel und Kleidung an die, die kein Dach über dem Kopf haben. Schlafen dürfen sie am Flughafen nicht. Für manche sind Reisetage richtig gute Tage. Einer erzählt, dass er bis zu 800 Euro im Monat nur durch gesammelte Pfandflaschen zusammen bekommt, die er in einem Gepäckwagen vor sich herschiebt. Dafür läuft er aber auch bis zu 40 km übers Gelände. Die Reisezeit ist für Obdachlose ein Gewinn.
Auch Fluggäste sind eher spendabel, erzählt die Diakonie. Manche geben Geld; andere verschenken ihr sogenanntes Übergepäck, also Dinge, die sie wegen zu viel Gewicht nicht mehr mitnehmen dürfen und für die sie nicht noch extra bezahlen wollen. Das sind die besten Tage, erzählt ein Obdachloser: wenn ihnen etwas zufällt, womit sie niemals gerechnet hatten und das ihnen bei demnächst kälteren Temperaturen noch gut tun wird.
Obdachlosigkeit ist kein Spaß. Man ist ziemlich schnell ganz unten; es dauert aber lange, bis man wieder nach oben kommt. Gut also, dass sich Menschen im Namen Gottes um die ärmeren Menschen sorgen. Nicht immer kann ausreichend geholfen werden. Aber oft ein wenig. Manchmal genügen schon gütige Blicke; Blicke, die nicht verurteilen. Auch das Personal am Flughafen, so erzählen Mitarbeitende der Diakonie, hat meist freundliche Worte und Blicke für die Obdachlosen.
Es gibt hier nichts zu verurteilen. Es gibt aber viel zum Mitfühlen. Auch in der Bibel wird nicht allen Menschen geholfen. Aber sie werden alle wertgeschätzt. Der Prophet Jesaja drückt es so aus (58,7): Entzieh dich nicht deiner Verwandtschaft.
Es hilft auch kleine Hilfe. Nicht verurteilen zum Beispiel; nicht verächtlich blicken. Jesaja verspricht uns: Du wirst selber heiler, wenn du freundlich schaust. Wo Menschen miteinander fühlen, da leuchtet ihnen Gott.
Martin Berker, Pfarrer St. Josef Neu-Isenburg