Schmuckband Kreuzgang

Wort zur Woche

Starke Schultern

Wort zur Woche (c) D. Thiel
Wort zur Woche
Datum:
Mi. 17. Sept. 2025
Von:
Dietmar Thiel

In jeder StadtPost Neu-Isenburg gibt es ein „Wort der Woche". Pfarrerinnen, Pfarrer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Neu-Isenburg teilen ihre Gedanken zur Jahreszeit, zu Entwicklungen in unserer Gesellschaft oder zu Dingen, die sie aus christlicher Sicht bewerten, mit.  

In der Ausgabe: Jahrgang 41, Ausgabe Nr.37, Samstag, 13. September 2025, veröffentlichte die StadtPost folgenden Artikel:

Starke Schultern

Kennen Sie das Gefühl, getragen zu werden? Ich meine nicht nur im wörtlichen Sinn – wie Eltern ihr Kind auf den Schultern tragen –, sondern auch innerlich: in Zeiten, die schwer sind, wenn wir spüren, dass jemand unsere Last mitträgt und an unserer Seite bleibt.

Die Bibel kennt dieses Bild gut. In der Erzählung vom verlorenen Schaf heißt es: Der Hirte sucht das eine Schaf, das fehlt – und als er es findet, legt er es voller Freude auf seine Schultern. Getragen werden – das ist nicht nur ein schönes Bild, es ist eine Erfahrung, die wir machen können. Gerade dann, wenn wir nicht mehr weiterwissen oder kaum noch Kraft haben.

Vielleicht haben auch Sie solche Momente erlebt. Zeiten, in denen Sie dachten: „Ich kann nicht mehr.“ Und dann ging es doch weiter – durch ein gutes Wort, eine unerwartete Hilfe oder ein leises Gebet. Oft trägt Gott uns durch Menschen: durch Freunde und Freundinnen, durch Familie, manchmal auch durch stille Helferinnen und Helfer im Verborgenen. Und manchmal erkennen wir erst im Rückblick: Ich bin durchgekommen, weil mich jemand getragen hat – menschlich und göttlich zugleich.

Und es gibt auch die andere Seite: dass wir selbst für andere zu Schultern werden. Wenn wir jemanden stützen, trösten, einfach da sind. Dann wird Gottes Liebe sichtbar – mitten im Alltag.

Ich finde: Das ist eine wunderbare Vorstellung – getragen zu werden und selbst zu tragen. So entsteht Gemeinschaft. So wird Kirche lebendig. Vielleicht erinnern Sie sich in dieser Woche einmal daran, wer Sie getragen hat – und wen Sie getragen haben. Und vielleicht sagen Sie dabei leise „Danke“. Denn getragen zu werden, ist ein Geschenk. Und zu tragen, ist ein Segen.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche – und starke und gute Schultern für alles, was kommt.

Pfarrer Martin Berker, St. Josef Neu-Isenburg