Schmuckband Kreuzgang

Die Fenster von St. Joseph Alzey

Innenraum St. Joseph Alzey (c) up
Innenraum St. Joseph Alzey

Die Fenster unserer Josephs-Kirche

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Erkunden und Entdecken.
Pfr. Wolfgang Bretz

Die Rosette der Ostwand

Die drei Kirchenpatrone: der heilige Georg, der heilige Nikolaus, der heilige Joseph

(siehe auch: Große Fenster von St. Joseph)

Die zehn Fenster an den Seitenwänden: erstes Fenster, zweites Fenster, drittes Fenster, viertes Fenster, fünftes Fenster, sechstes Fenster, siebtes Fenster, achtes Fenster, neuntes Fenster, zehntes Fenster

(siehe auch: Seitenfenster von St. Joseph)

Der Kirchenbau und das geistliche Programm der Fenster

St. Joseph, die dritte Josephskirche an dieser Stelle, wurde ab 1959 geplant und 1967 eingeweiht. Ihr Planung beginnt weit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil und ist einer der ersten Kirchenneubauten im Bistum Mainz, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und seiner begonnen liturgischen Erneuerung geweiht wurde.
Pfarrer und Architekt, Dekan Hans Nau und Adalbert Ditt haben diese Kirche bewusst aus dem Geiste der liturgischen Erneuerung geplant und gestaltet.
Was diesen modernen Bau für alle Besucher und Mitfeiernde auszeichnet ist der Glanz seiner Fenster, der Reichtum der bildhaften Gestaltung.
Ganz bewusst wünscht Dekan Nau den Reichtum der Symbole. Direkt gibt er dem Architekten die 1949 approbierte neue Kirchweihpräfation als Inspirationsquelle der Kirchenfenster an.
Die biblischen Bilder für die Kirche, die Bildworte der Kirchenväter werden zu Wegweisern für die Kirche, die im Heiligen Geist aus lebendigen Steinen gebaut ist.
Die Gemeinschaft der Getauften ist hier in Alzey seit über 1600 Jahren unterwegs, Kirche auf dem Weg durch die Zeit, Kirche auf dem Weg zur Einheit.
Der heiligen Georg , der heilige Nikolaus und der heilige Joseph,
in den drei ebenerdigen Kirchenfenstern dargestellt stehen für diesen Weg. Im Josephsfenster werden St. Joseph und die Nikolaikirche zusammengestellt und bei der Deutung der Georgs-Glocke verweist Dekan Nau auf die Sehnsucht nach der Einheit im Glauben, nach der Einheit in Christus.
Mit den Kirchenpatronen aber tauchen auch die schweren Strecken der Alzeyer Christenheit auf:
Völkerwanderung, Kirchenspaltung, Dreißig Jähriger Krieg, Revolutionszeit, Kulturkampf und nicht zuletzt der Kirchenkampf des 20. Jahrhunderts.
Es geht um die spannenden Verbindungen von Geschichte und Spiritualität, theologische und kulturgeschichtliche Hintergründe, von dem, was sich in Zahlen und Fakten benennen lässt.
Ein Kirchenbau beginnt zu sprechen.
Er erzählt von Menschen, Schicksalen und Lebensgeschichten.
Er erzählt von der Geschichte der Kirche in Freud und in Leid.
Er erzählt von der Treue Gottes mit seiner Kirche hier in Alzey durch Spaltungen und Verfolgungen hindurch.

Die Kirchweihpräfation der lateinischen Liturgie aus dem Jahr 1949 als geistlicher Schlüssel

Wer die St. Josephskirche bei einem Sonnentag betritt ist überwältigt von den leuchtenden Buntglasfenstern und der Fülle ihrer Symbole.
Was bedeutet das? Was bedeutet jenes? Warum besteht diese Auswahl?
Gibt es einen Notenschlüssel für diese Farb- und Symbolkomposition?
Wie dechiffriert man diese Überfülle..

Im Schreiben Dekan Naus vom 29. Juli 1965 an Architekt Adalbert Ditt heißt es:
‚Meine Gedanken beschäftigen sich mit der Gestaltung unserer Kirchenfenster. Könnten wir die Ideengestaltunge nicht auch der neuen Kirchweihpräfation entnehmen, von der wir auch die Grundsteingestaltung übernommen haben? .... Unsere Kirche und unser Volk liebt das Bild, das Symbol, weil es seine Glaubenswerte darin besser zum Ausdruck gebracht sieht, als nur in Farbkompositionen!‘

1949 gab Pius XII der Liturgie eine neue Kirchweihpräfation, die für unseren Kirchbau und besonders für die Gestaltung der Kirchenfenster den geistlichen, den spirituell-theologischen Schlüssel in die Hand gibt.

Die Kirchweihpräfation von 1949 in der Eigenübersetzung von Dekan Hans Nau
Aus: Hans Nau, Die Kirche St. Joseph in Alzey, Worms, 1971, S. 17

Es ist in Wahrheit würdig und recht, billig und heilsam, dir immer und überall dankzusagen, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott.
Du Spender aller Güter,
Du wohnst in diesem Hause des Gebetes, das wir erbaut
und heiligst in unaufhörlichem Wirken die Kirche, die Du selbst gegründet.
Dies ist ja wahrhaftig das Haus des Gebetes, ein schwaches Abbild im sichtbaren Bau.
Dies ist der Tempel, in dem deine Herrlichkeit wohnt,
dies ist der Thron unwandelbarer Wahrheit, das Heiligtum ewiger Liebe.
Dies ist die Arche, die uns - entrissen der Sintflut der Welt - in den Hafen des Heiles geleitet.
Dies ist die geliebte, einzige Braut,
die Christus in seinem Blute erworben, die er mit seinem Geiste belebt.
In ihrem Schoße wurden wir wiedergeboren durch deine Gnade.
In ihr werden wir mit der Milch des Wortes genährt,
mit dem Brot des Lebens gestärkt
und durch die Hilfe deiner Barmherzigkeit behütet.
Dies ist die Braut, die mit dem Beistand ihres Bräutigams treu auf Erden kämpft und,
von ihm gekrönt, im Himmel ewig triumphiert.

Für die Rosette der Ostwand gibt Dekan Nau dann in seinem Schreiben vor:
‚Wenn wir noch eine Idee für ein Fenster brauchen - vielleicht die Rosette - dann noch der letzte Gedanke dieser Präfation: Dies ist die Braut, die mit dem Beistand ihres Bräutigams treu auf Erden kämpft und, von ihm gekrönt, im Himmel ewig triumphiert.‘
So stehen die Siegeskrone und das Christusmonogramm für den siegreichen Bräutigam in der Mitte und die acht Medaillons sind eine Darstellung der acht Seligpreisungen des Matthäusevangeliums, beginnend im Scheitelpunkt.

Für die zehn Fenster, beginnend auf der Südseite (links) vorn und durchlaufend bis zum vorderen Fenster auf der Nordseite (rechts) listet Dekan Nau in seinem Schreiben die Themen numerisch auf:
Die Südseite, die linke Seite greift mehr die biblischen Bilder auf:

Erstes Fenster
Dies ist ja wahrhaftig das Haus des Gebetes - ein schwaches Abbild im sichtbaren Bau.

Zweites Fenster
Dies ist der Tempel, in dem Deine Herrlichkeit wohnt.

Drittes Fenster
Dies ist der Thron unwandelbarer Wahrheit.

Viertes Fenster
Das Heiligtum ewiger Liebe.

Fünftes Fenster
Dies ist die Arche, die uns - entrissen der Sintflut der Welt - in den Hafen des Heiles geleitet.


Die Fenster der rechten Seitenschiffwand, von hinten zählend, greifen die gottesdienstlichen, sakramentalen Motive auf:

Sechstes Fenster
Dies ist die geliebte einzige Braut.

Siebtes Fenster
Die Christus in seinem Blute erworben.

Achtes Fenster
Die er mit seinem Geiste belebt.

Neuntes Fenster
In ihrem Schoß wurden wir wiedergeboren durch Deine Gnade. (Taufe)

Zehntes Fenster
In ihr werden wir mit der Milch des Wortes genährt, mit dem Brot des Lebens gestärkt und durch die Hilfe Deiner Barmherzigkeit behütet.