Schmuckband Kreuzgang

Hermann Kardinal Volk und sein Wirken - ein erster Überblick

Kardinal Volk (c) Pfarrer Bretz (Ersteller: Pfarrer Bretz)
Kardinal Volk

Hier ein kleiner Blick auf den Konsekrator, Bischof Dr. phil. Dr. theol. Hermann Volk.
Mit der Pfarrei St. Joseph Alzey verbindet sich sein Wirken als Kaplan in seiner ersten Kaplansstelle.

Er ist am 27. Dezember 1903 in Groß-Steinheim geboren und wurde am 02. April 1927 von Bischof Ludwig Maria Hugo in Mainz zum Priester geweiht.
Seine erste Kaplansstelle führt ihn vom 01. Mai 1927 bis zum 31. August 1931 nach Alzey St. Joseph. 1935 nach einer weiteren Kaplanszeit in St. Ignaz in Mainz wird er zum Studium beurlaubt. Promoviert am 12. Oktober 1938 in Freiburg in Philosophie. Er habilitiert sich, nach Seelsorglicher Mitarbeit in Nidda, Offenbach und Gau-Odernheim am 20. März 1943 in Münster.
Von 1946 bis 1962 ist er Dogmatik-Professor an der theologischen Fakultät in Münster/Westfalen.
Am 03. März 1962 wird er zum Bischof von Mainz gewählt, am 25. März durch Papst Johannes XXIII bestätigt und am 06. Juni 1962 im Hohen Dom zu Mainz zum Bischof geweiht.
Von 1962 bis 1965 nimmt er am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Am 05. März 1973 wird er zum Kardinal erhoben. Am 27. Dezember 1982 wird er vom Amt des Bischofs von Mainz entpflichtet.
Am 01. Juli 1988 stirbt Hermann Kardinal Volk in Mainz und wird in der Bischofsgruft seines Domes beigesetzt.

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Aus dem Nekrologium:
Kaplan Herman Volk - Bischof Hermann Kardinal Volk -
Kaplan von Alzey St. Joseph von 01.05.1927 bis 01.09.1931
geboren am 27.12.1903 in Steinheim
geweiht am 02.04.1927 in Mainz durch Bischof Hugo
Bischofsweihe 05.06.1962 in Mainz
Kardinalserhebung 05.03.1973
gestorben am 01.07.1988 in Mainz
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Das Bild unten zeigt ihn in der Dalmatik beim ‚levitierten Pontikfikalamt‘ mit Bischof Dr. Ludwig Maria Hugo bei der Kirchweihe der renovierten zweiten Josephskirche 1928.

In der Pfarrei war eine seiner Hauptaufgaben die Begleitung der männlichen Pfarrjugend, der ‚Marianischen Jünglingssodalität St. Georg Alzey‘.

In diesem Kapitel soll zunächst ein Blick auf die Zusammenhänge geworfen werden, die politisch-wirtschaftlichen Entwicklungen 1925 bis 1933,
die kirchenpolitischen Entwicklungen in den Herausforderungen der Weimarer Republik und speziell in Rheinhessen.
Gerade bei den Protokollbüchern der Jungmännerkongregation, wo immer wieder Artikel der Rhein-Main-Zeitung gelesen werden, die geprägt ist von Friedrich Dessauer, Walter Dirks u. a., und beim Lesen der nordamerikanischen Reisebriefe von Friedrich Dessauer wird deutlich, dass die Jugendarbeit in der Zurüstung der katholischen jungen Männern für die gesellschaftlichen Herausforderungen bestand.

Nach diesem Blick auf die Wirklichkeit in der die Katholiken Alzeys lebten und glaubten sollen dann genauere Einblicke in das Wirken Hermann Volks versucht werden
- im Blick in die Predigtbücher
- im Blick in die Protokollbücher der Heimabende der Jungmännerkongregation
- im Blick in das Protokollbuch der Vorstandssitzungen der Jungmännerkongregation
- im Blick in die Pfarrchronik.

Am Sonntag, dem 29. August 1999 wurde in Alzey eine der sechs Bronzebüsten des Mainzer Bildhauers Karlheinz Oswald von Hermann Kardinal Volk aufgestellt und eingeweiht.

Der Künstler hatte sie noch zu Lebzeiten des Bischofs angefertigt.
Erworben wurde sie durch den Altstadtverein Alzey.

 

Es sei hier nun die Erinnerung von Theodor Römer angefügt, die dieser für seinen verstorbenen Freund am 01.11.1995 verfasst hat.

Theodor Römer, Vorstandsmitglied der Jungmännerkongregation, ihr Schriftführer und Präfekt hat vier Jahre eng mit dem Kaplan zusammengearbeitet, eine Freundschaft wuchs, die bis zum Tod Hermann Volks anhielt.


Der Text wurde im damaligen Sonderheft von ‚Gemeinde aktuell‘ anlässlich der Einweihung der Büste veröffentlicht.

Kaplan Hermann Volk und die Alzeyer Jugend
Erinnerungen von Theo Römer, + 21.05.1908
Ehem. Leiter des Sozialamtes der Stadt Alzey

Alzey im Jahre 1927. Die Wunden des 1. Weltkrieges waren noch nicht geheilt. Die Inflation in guter Erinnerung. Die vielen Witwen und Waisen erhielten eine kleine Rente. Die alten Leute hatten ihre Ersparnisse verloren und mussten den schweren Gang zum Fürsorgeamt gehen. Es gab mehr Arbeitslose als heute. Der Wille zum Wiederaufbau war da. Man sprach vom kleinen Wirtschaftswunder. Die Menschen gingen zur Kirche und suchten Trost im Glauben.
In der katholischen Kirchengemeinde waren bewährte Pädagogen tätig:
Die Kirchmusik leitete Studienrat Dr. Seibert,
den Kirchenchor Rektor Hein,
den Frauenverein Pfarrer Hillenbrand,
den Jungfrauenverein Prof. Seipel und
den Jungmännerverein Kaplan Dr. Hammer.
Der Jungmännerverein war in drei Gruppen eingeteilt:
1. Die Jungmannschaft: Mitglieder über 18 Jahre
2. Die Jungenschaft: Mitglieder von 14 bis 18 Jahren
3. Die Jungschar: Schüler unter 18 Jahren
An Untergliederungen bestanden die Deutsche Jugendkraft (Handball), die Sturmschar (Wandergruppe) und die Bastelgruppe.

 

Als Kaplan Volk am 01. Mai 1927 seine erste Stelle antrat, wurde er von einer begeisterten Gemeinde und Jugend empfangen.

In Alzey erwarb er sich durch seine intensive Arbeit in der Gemeinde, vor allem aber durch seine aktive Jugendarbeit als Mensch und Seelsorger viel Anerkennung und Freunde. Die Jungmannschaft, der ich damals angehörte, traf sich jeden Montagabend im damaligen Vereinshaus. Wir lasen viele Bücher und Zeitschriften. Wir waren Bezieher der Zeitschriften des Jungmännerverbandes ‚Die Wacht‘ und die ‚Jungwacht‘. Im Verein lasen wir die ‚Stimmen der Zeit‘, den ‚Rheinischen Merkur‘ und die ‚Frankfurter Hefte‘. Viele Mitglieder waren auch in der Bonner Buchgemeinde.
Ich kam täglich in die Kaplanei. Der Tisch des Präses lag immer voller Bücher, so dass man sich immer ein Buch zum Lesen mitnehmen konnte.
Einmal sagte mir der Präses: Theo, diese Nacht habe ich dieses (400 Seiten dicke) Buch gelesen. Danach habe er nur vier Stunden geschlafen.
So wie einzelne von uns auch Vorträge in den Jugendgruppen hielten, so hielt ich meinen ersten Vortrag über die Geschichte der Stadt Alzey (Wimmer).
Im Vereinshaus, später in der Stadthalle und auch in verschiedenen Gemeinden spielte wir mit großem Erfolg Theater: ‚Das große Welt-Theater‘,
‚Als Mutter noch lebte‘, ‚Das tapfere Schneiderlein‘, ‚Den Totentanz‘, Goethes ‚Faust‘ u.a.
Kaplan Volk war ein guter Sportler und immer auf dem Spielfeld bei seinen Jungen zu finden. Wir machten Fahrten und nahmen an Wallfahrten teil.
Im Jahr 1930 besuchten wir mit 50 Jungen Trier. Es war das große Treffen des Jungmännerverbandes. Zehntausende Jungen füllten die Kirchen und Plätze der alten Stadt. Die Feiern dauerten zwei Tage. Mit einem riesigen Fackelzug wurde der letzte Verbandstag des Jungmännerverbandes Deutschlands beendet.
Kaplan Volk hatte immer Zeit für seine Jungens. Er besuchte die Kranken und Freunde. Zu mir kam er, wenn er Geld brauchte für einen Ball für Handballer oder einen Kochtopf für die Sturmschar, denn ich war der Kassierer des Hauptvereins.
Nach den Versammlungen montagabends machten wir Ältere meistens noch einen Spaziergang auf den Wartberg. Der Winter 1928/29 war sehr kalt. Der Schnee lag auf den Straßen 40 cm hoch. Wir koppelten fünf Schlitten zusammen und fuhren vom Wartberg (weißes Häuschen) bis in die St. Georgenstraße. Im Lenkschlitten saß unser Kaplan.


Fortsetzung von Theo Römer:
Wir waren auch Mitglied der Marianischen Kongregation. An einem Sonntag im Monat fand um 7 Uhr vormittags eine Eucharistiefeier statt, die von der männlichen Jugend gestaltet wurde. Nachmittags stand dann die Christenlehre auf dem Programm. Es nahmen meistens über 100 Jugendliche teil.
An Fronleichnam beteiligten sich die Jungen auch bei Aufbau der Altäre, dem Schmücken der Häuser und Straßen und viele der Jugendlichen waren aktiv im Kirchenchor und in der Kirchenmusik.
Auch Advent, Nikolaus und Weihnachten wurden im Verein und mit der Gemeinde ganz groß gefeiert.
Als mein Freund ab 01.09.1931 als Kaplan nach Mainz ‚St. Ignaz‘ berufen wurde, bleiben wir in Verbindung. Am 01.05.1935 nahm Hermann Volk sein Studium in Freiburg (Schweiz) auf.
Es war im Herbst 1947 als sich mein Büro damals im Haus der ‚Zwölf Apostel‘ in der Hellgasse befand: da klopfte jemand an das Fenster und rief: ‚Theo, hoch oder tief?‘ Mit einem Sprung sprang Hermann Volk in mein Zimmer. Was war das für eine Überraschung!
Mittlerweile war aus dem ehemaligen Kaplan Professor Dr. Dr. Hermann Volk geworden! Von dieser Zeit an trafen wir uns öfters und schrieben uns nette Briefe.
Ich war an seinem Grab im Mainzer Dom. An der Gedenkstätte lagen frische Blumen und außer mir besuchten noch mehrere Personen diesen Ort.
Ein Zeichen dafür, wie beliebt Kardinal Volk in Mainz war!
Man bot mir einen Stuhl an und eine Dame fragte, ob ich ein Bruder oder Verwandter von Kardinal Volk sei.
Es war ein letzter Gruß meines Freundes.‘