Die Feier der Kirchweihe und die Weihe ihrer beiden Altäre
am Ostermontag, dem 27. März 1967
Die Feier der Kirchweihe, die aber am Vorabend des Weihetages, am Ostersonntag, dem 26. März 1967, in der ‚Kapelle‘ des Vereinshauses mit der Vigilfeier, dem großen Stundengebet zu den Heiligen beginnt, denn dort stehen die beiden Reliquienbehälter, die der Bischof am folgenden Tag in die beiden Altäre zementieren wird.
Die Gebeine der Heiligen, die auch in den beiden Altären der alten Josephskirche ruhten.
Die ersten Christen kannten keine eigenen Kirchen. Sie kannten und brauchten für ihren Glauben keine Tempele, wir brauchen für unseren Gottesdienst keine Tempel.
Wir feiern mit dem Auferstandenen Ostermahl und hören sein Wort. Kirche, das ist zuerst die Kirche aus lebendigen Steinen, die Gemeinschaft der Gläubigen mit Christus, ihrem Haupt.
Als aber dann, bei den Martyrergräbern die Versammlungstätten entstanden, da sind es Räume ausschließlich für den Gottesdienst und für die Gräber der Blutzeugen.
Dann wollten alle, einen Heiligen in ihrer Mitte und die Beisetzung von Reliquien wurde Brauch. 555 n.Chr. ist dann der erste, eigene Kirchweihritus bezeugt – wohl wissen: Die eigentliche Weihe der Kirche vollzieht sich durch die Feier der Eucharistie!!
Am folgenden Tag, wird der Gottesdienst der Kirchweihe nach dem alten Kirchweihritus seinen Lauf nehmen:
Dreimal umschreitet der Bischof die neue Kirche und besprengt sie mit dem Weihwasser.
Jedesmal pocht er mit dem Stab an die Tür: Attollite Portas Psalm 23,7 – hebt euch ihr Pforten
Beim dritten Mal öffnet sich erst die Kirchentür.
Auf die Schwelle zeichnet er das Kreuz mit dem Stab:
‚Christus, der Gekreuzigte nimmt Besitz von dieser Kirche.‘
Mit dem Arbeitsweise der alten römischen Vermesser nimmt Christus Besitz auch vom Innenraum:
Der erneuerte Kirchweihritus
Der Ritus der Kirchweihe ist ein selbst nach den Reformen ein reichhaltiger Ritus. Die Kirchweihe beginnt mit dem Einzug. Im Eröffnungsteil gibt es zwei wichtige Elemente, die Bitte um die Weihe und die Erneuerung des Taufbekenntnisses. Es folgt der Wortgottesdienst, die Lesungen und die Predigt. Dann folgt die Kirchweihe und die Altarweihe. Nach der Allerheiligenlitanei werden die Reliquien beigesetzt. Der Altar und die Kirche werden mit Weihwasser besprengt und mit Chrisam gesalbt. Das Weihwasser als österliches Zeichen, da Christus der Fels ist, aus dem lebendiges Wasser fließt und er ist der Gesalbte. In der Einführung des Ponifikales, dem Zelebrationsbuch der Bischöfe, heißt es: Christus ist durch seinen Tod und seine Auferstehung der wahre vollkommene Tempel des Neuen Bundes geworden und hat ein Volk um sich versammelt als sein Eigentum
Der Ambo
So ist der Ambo auch außerhalb der Feier beredtes Symbol für das Wort Gottes als Fundament und als nährende Kraft. ‘Für den Wortgottesdienst gab es im christlichen Versammlungsraum aus synagogalem Erbe seit jeher einen festen Ort, der aus einem erhöhten Podium mit einem Lesepult (Bema, Ambo) bestand. Nachdem jahrhundertelang die Wortverkündigung in der Liturgie eher an den Rand gedrängt war, hat das Zweite Vatikanum diese mit der Rede vom ‘Tisch des Wortes’ wieder in die Mitte des liturgischen Handelns und des liturgischen Raumes gestellt. In dieser Bildrede ist auch die Polarität zum Tisch des Mahles ausgedrückt, die sich in der Platzierung des Ambo niederschlagen kann. Der Ambo trägt das Evangelien- oder Lesungsbuch und ist so auch materiell Basis der Wortverkündigung.’
Der Ambo am Hauptaltar ist ebenso wie der Ambo am Seitenaltar eine Arbeit von Dr. Günter Kuntze, aus unserer Pfarrei. Die Symbole der vier Evangelisten stammen von Architekt Adalbert Ditt. Den Ambo am Hauptaltar ziert jeweils das Symbol desjenigen Evangelisten, der im jeweiligen Lesejahr vorgetragen wird – hier der Stier, Symbol des Evangelisten Lukas.
Das Symbol des Ambos am Seitenaltar ist der Mensch, das Symbol des Evangelisten Johannes.
Eine Besonderheit des Hauptambos sind die Teile aus dem Sperrzaun im Todestreifen der Zonengrenze, die Deutschland bis 1989 teilte. Dr. Kuntze’s Wurzeln reichen ins Eichsfeld und sein Freund schenkte ihm und der Kirche diese Teile, als Mahnung, alles Trennende und Ausgrenzende in Kirche und Welt zu überwinden.
Der Altar und der Tabernakel
Der Gottesdienst der heiligen Versammlung hat seit frühester Zeit zwei Brennpunkte: Christus im Wort und Christus im heiligen Mahl. So sind Ambo und Altar die beiden Brennpunkte einer Ellipse. Das aus dem Kult stammende Wort ‘Altar’ in dem alere-brennen;verbrennen mitschwingt dringt erst spät in den christlichen Sprachgebrauch. Der Altar ist und bleibt Mensa, Tisch, Tisch des Herrn. Er lädt ein, wir sind die, wie die Liturgie sagt ‘Circumstantes’, die diesen Tisch umstehen. Und es gibt auch sinnvollerweise nur einen Tisch, nur einen einzigen Altar. Über die Jahrhunderte war der Altar aus der Mitte, dem Zentrum des Raumes immer mehr an die Chorwand gerückt. Durch die Reliquienverehrung des Mittelalters nahm er im Barock die Form eines Sarges an. Der Altarüberbau, schmückendes Beiwerk würde fast zum eigentlichen Altar.
Das Konzil hat nun den zentralen Sinn des Altares wieder ins Licht gestellt. In der Instruktion zur Durchführung der Liturgiekonstitution vom 26.11.1964 heißt es in Nr. 91: Der Hochaltar soll von der Rückwand getrennt errichtet werden, so dass man leicht um ihn herumgehen und an ihm zum Volk hin zelebrieren kann. Er soll in den heiligen Raum hineingestellt sein, dass er wirklich die Mitte ist, der sich von selbst die Aufmerksamkeit der ganzen versammelten Gemeinde zuwendet.’
In den Altar eingeschlossen wurden Reliquien, sterbliche Überreste von Heiligen. In der Frühzeit war es Brauch an den Gräbern der Märtyrer Kirchen zu bauen, Altäre zu errichten. In den großen Patriarchalbasiliken Roms stehen diese Altäre hinter oder über der Confessio, dem Heiligengrab. So wurde es dann umgekehrter Brauch, Reliquien im Schaft der Altäre in Schreinen auszustellen, oder in kostbaren Reliquienschreinen auf die Altäre zu stellen. Der Heilige, der davon Zeugnis gibt, wie man aus dem Geheimnis der Eucharistie und in der Nachfolge Christi lebt. Dieses Zeichen war aber immer auch magischem Missbrauch zugänglich. So sagen die Bestimmungen heute, es sollen keine Reliquien im Altar geborgen werden, sondern in der Nähe des Altar. In Alzey, kurz nach dem Konzil wurde der alte Brauch beibehalten.
Es ist sicher anregend, sich die ganze Bedeutungsfülle des Altares durch die Texte der Altarweihe aufzeigen zu lassen, wie sie im erneuerten Pontifikalen vorliegen. Dabei sind im Text die pastoralen Einführungen kursiv wiedergegeben:
Die Konsekrations-Urkunde für den Hochaltar:
Am 27. März 1967 habe ich, Hermann, Bischof des Heiligen Stuhles von Mainz diese Kirche konsekriert und ihren Hochaltar zu Ehren des Allmächtigen Gottes, der glorreichen Jungfrau Maria und aller Heiligen, und auf den Namen und zum Gedächtnis des Heiligen Joseph, des Bräutigams der seligen Jungfrau Mara.
In diesen Altar wurden eingeschlossen die Reliquien der heiligen Castus, Amandus und Grata.
Jedem Gläubigen gewähre ich einen vollkommenen Ablaß heute und am Jahrestag der Weihe einen Ablaß von 500 Tagen, wenn er diese Kirche besucht, in der in der Kirche üblichen Form.
Am Tag der Konsekration, wie oben angegeben. + Hermann
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Konsekrations-Urkunde für den Altar des Seitenschiffes:
Am 27. März 1967 habe ich, Hermann, Bischof des Heiligen Stuhles von Mainz, diesen Altar konsekriert zu Ehren der seligen Jungfrau Maria und habe ihn ihm die Reliquien der hl. Märtyrer Timotheus und Amelia eingeschlossen. Jedem Gläubigen habe ich heute einen vollkommenen Ablaß in der in der Kirche üblichen Form gewährt. + Hermann
Unsere Altäre:
Die Altäre, die Gabenkredenz und der Taufstein sind aus italienischem Marmor gearbeitet.
‚Grigio Carnico‘ ist die Bezeichnung des Marmors und wird in der Provinz Verona, am Ostufer des Gardasees abgebaut.
Er stammt von der Firma Antolini SAS, Sega di Cavaion. Der Marmor der Böden stammt aus Grumello bei Bergamo. Die Wiesebadener Firma Dreeger hat ihn geliefert, verlegt wurde er von Fachleuten aus Italien.
Der Hochaltar
Der Hochaltar unserer Josephskirche ist der Mittelpunkt des Raumes, auf den alles zuläuft.
Auf der vorderen Seite ist das altchristliche Fischsymbol eingraviert, dazu die Brote – Anspielung auf die Begegnung der Jünger mit dem Auferstandenen – wie sie das 21. Kapitel des Johannesevangeliums verkündet.
Eingeschrieben das Wort ICHTHYS – in griechischen Buchstaben.
Y Iesous Jesus, dieser Jesus von Nazareth, unverwechselbar, einmalig, einzigartig
X Christos der Christus, der Messias, der Gesalbte
TH Theos Gott
Y hyos Sohn, der Sohn Gottes
S Soter Erlöser, Heiland
Es war das Erkennungszeichen der frühen Christen im römischen Reich, so wie es heute wieder zum Erkennungszeichen von Christen wird, als Schmuckstück, als Aufkleber auf Autos.
Der Fisch im 21. Kapitel des Johannesevangeliums aber liegt auf Feuer.
Augustinus hat dazu das lateinische Sprichwort geprägt:
Piscis assus – christus passus --- der gebratene Fisch – Christus der gelitten hat.
Und wer sich gefragt hat, warum unsere Altäre, das Taufbecken und die Kredenz ausgerechnet aus norditalienischem Marmor gefertigt sind,
Dekan Nau gibt in den Mitteilungen am 03. Oktober 1965 einen Wink:
Der Pfarrer verbringt die erste Hälfte seines Urlaubs am Gardasee, der Heimat seines Großvaters!
Der Tabernakel
Das Allerheiligste wurde in den frühesten Zeiten auch während der Christenverfolgung in Schmuckkästchen mit nach hause genommen zur häuslichen Kommunion. In den Kirchen wurde es aufbewahrt für die Kommunion der Kranken und Sterbenden. Oft war der Aufbewahrungsort eine über dem Altar schwebende Taube. In der Gotik sind es Wandnischen und Sakramentshäuser an der Chorwand. Die Nischen links waren der Sorge des Diakons anvertraut: Allerheiligstes und Evangeliar. Die Nischen rechts waren für der Sorge des Subdiakons unterstellt: das Lektionar. Erst im Barock ‘wandert’ der Tabernakel auf den Altar. Im Mittelaltar war das Schauen und Anbeten zentraler als die Teilnahme und das Kommunizieren. So ist der Tabernakel nicht Zentrum, sondern würdiger Aufbewahrungsort für das Allerheiligste.
Unser Tabernakle ist geziert mit dem Osterlamm, Ähre und Traube und das Kreuz mit den fünf Wunden. Wie Flügel der Cherubin die Bundeslade schützen, so schützen goldflammende Flügel das Zelt seiner bleibenden Gegenwart. Wie die Flammen des Dornbuschs am Sinai, der nicht verbrennt.
(Pfarrer Wolfgang Bretz)