Der Hochaltar in Ober Flörsheim
Die Kirche St. Peter und Paul in Ober Flörsheim, so wie wir sie kennen ist 1773 bis 1776 an der Stelle der alten Kirche neu erbaut. Die barocke Einrichtung gelangte danach in die Kirche.
Der Hochaltar zeigt die Kreuzigung: Jesus am Kreuz, Maria und Johannes der Lieblingsjünger stehen beim Kreuz. Am Kreuzesfuß eine Passionsblume.
Jesu Lebenshingabe für uns, ein für alle mal am Kreuz ist Quelle der Eucharistie, die am Altar gefeiert wird. Im Ostermahl wird seine Liebe gegenwärtig. Wir feiern seinen Tod und seine Auferstehung im österlichen Mal.
Der barocke Drehaltar (Teile sind zum Ambo geworden) ist durch einen Tresor ersetzt.
Darüber der Pelikan. Die Mythologie berichtet, er habe sich sein Herz aufgerissen und seine Jungen ernährt.
Aus der alten Kommunionbank, der große, weißgedeckte schmale Tisch !! an den die Gläubigen herantreten ist nun wirklich der Tisch geworden, nämlich der Hauptaltar, mitten im Chorraum, den alle umstehen könnten.
Kommt und seht, wie gut der Herr ist, singt die Liturgie.
Selig, die zum Mahle des Lammes geladen sind, heißt es in der Offenbarung des Johannes.
Geschichte von St. Peter und Paul Ober-Flörsheim
Die katholische Pfarrkirche, wie wir sie heute kennen ist der Neubau von 1773-1776 an der Stelle der alten Kirche. Die Christengemeinden in unseren Dörfern sind meist mit Stiftungen an Klöster im 8. und 9. Jahrhundert belegt, aber sicher schon ab dem 5. und 6. Jahrhundert da.
Als der deutsche Orden 1237 für 850 Mark Silber den gesamten Besitz der Benediktinerabtei Hugshofen in Ober Flörsheim kauft erhält er auch für 70 Mark von Graf Eberhard von Eberstein die Vogtei. Er erhält das Patronatsrecht über die Pfarrkirche St. Peter und Paul, die damals bereits bestand.
1253 ist auch die Kommende belegt. Zeitweise lebten dort drei Ordenspriester und bis zu sieben Ordensritter. Das Gebetsleben der Kommende vollzog sich in der Ordenskapelle in der Schaffnerei. Die Ordenspriester aber versahen den Pfarrdienst an der Pfarrkirche, oberhalb der Kommende.
Die Kirche hatte den Hochaltar, der Peter und Paul geweiht war und zwei Seitenaltäre, der Marienaltar und der Altar Johannes des Täufers. In der Sakristei ein Altar dem Erzengel Michael geweiht. Die Pfarrei gehörte zum Bistum Worms, zum Architdiakonat von St. Paul.
Mit der Reformation erlosch der katholische Gottesdienst.
1685 war der katholische Gottesdienst wieder erlaubt und wurde unregelmäßig durch die Kapuziner von Alzey gefeiert.
1705 in der Pfälzischen Kirchenteilung wurde die Kirche der reformierten Konfession zugesprochen.
Der Deutsch Orden erhob Einspruch, der erst in den siebziger Jahren zugunsten des Ordens entschieden wurde. Die Kirche war derweilen verfallen, wurde niedergelegt und 1773-1776 nach Rissen des kurfürstlichen Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabalia aufgebaut. Sie hatte nur einen hölzernen Dachreiter, der 1827 abgerissen werden musste und 1829 durch einen steinernen Dachreiter ersetzt wurde. 1930 wurde dann der Dachreiter durch einen steinernen Turm im ‚Heimatstil‘ ersetzt. Der Haupteingang der Kirche wurde von der rechten Seitenwand in den Turm verlegt.
1965 wurde ein Sakristeianbau notwendig, denn mit den umfänglichen Umbauarbeiten fielen die alten Sakristeiräumlichkeiten im Umgang um den Hochaltar weg.
Ursprüngliche Einrichtung der Kirche
Es ist gut, dass alte Fotoaufnahmen noch die ursprüngliche barocke Einrichtung der Kirche ahnen lassen, die mit dem in den 70er Jahren einsetzenden Drang zur Veränderung, nicht immer zum Guten, unwiederbringlich verloren sind.
Die Kirche ist ein Saalbau mit dreiseitig geschlossenem Chor. Der alte Kreuzweg des neuzehnten Jahrhunderts ist noch zu sehen, der nun durch eine ansprechende moderne Tonarbeit ersetzt ist. Der Hochaltar wurde bei den Umbauarbeiten höher gesetzt.
Die Patrone der Kirche stehen auf den Türbögen zum Raum hinter dem Hochaltar. Heute sind sie an den beiden Seitenwänden angebracht.
Der rechte Seitenaltar die Marienkrönung, die nun auf der Empore zu sehen ist.
Der linke Seitenaltar trägt die Marienfigur, die heute vor dem Chor auf der Stirnwand angebracht ist.
Im Chorraum der alten Kirche gab es ein kleines ‚Chorgestühl‘ mit jeweils vier Stallen.
Am Sakristeieingang hängt noch die kleine, alte Glocke:
1727 GOSS MICH GEORG CHRISTOPH ROTH IN MAINZ / OBER FLERSHEIM CC
Die Orgel
Eine weitere Kostbarkeit unserer Kirche, auch wenn sie in barocker Stimmhöhe die Sängerinnen und Sänger zu ‚höchst‘-Leistungen zwingt ist die historische Orgel der Orgelbaufirma Senn, die 2007 nach aufwändiger Renovierung wieder aufgestellt wurde.
Hier die Dokumentationen der Bistumsseite:
Geschichte:
1774
Kauf einer 1740 vermutlich von Valentin Senn gebauten Orgel aus Oppau.
1794-1912
Reparaturen durch Jaeckel, Gebr. Embach, Johann Schlaad, Jakob Eberlein und
Karl Förster.
1977
Abbau der Orgel, Lagerung auf dem Dachboden.
2002
Lagerung der Orgel in einer landwirtschaftl. Halle bei Ober-Flörsheim.
2007
Restaurierung durch Orgelbau Müller, Merxheim
Disposition:
Manual C,D-c3
Pedal C,D-f0
Gedackt
8'
Subbaß
16'
Prinzipal
4'
Octavbaß
8'
Gedackt
4'
Gemshorn
4'
Pedalkoppel
Salicional
C-H 4', ab c° 8'
Quinte
2 2/3'
Leerzug
Octave
2'
Flaschnett
1'
Mixtur III
1'
Ausstattung der Kirche
In der Kirche begegnen wir einer reichhaltigen Marienfrömmigkeit. Wie unterschiedlich die Jahrhunderte ihren Blick auf Maria richteten.
Da ist die barocke Marienfigur der Immaculata an der Stirnwand. Maria zertritt die Schlange mit dem Apfel. Sie ist die neue Eva.
Im Eingangsbereich links eine große holzgeschnitzte Pieta aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Maria hält ihren toten Sohn, den sie vom Kreuz abgenommen haben. Blau der Mantel, die Farbe der Schöpfung, rot das Kleid, die Farbe der Liebe. Wieviele Menschen wussten sich in ihrem großen Leid mit Maria verbunden und von ihr verstanden.
In einer Nische der rechten Seitenwand eine moderne Holzschnitzerei, Maria die den Rosenkranz reicht. Der Rosenkranz, die seit dem 11. Jahrhundert in der westlichen Kirche sich verbreitende Form des JESUSGEBETES. Mit Maria, das Wort Gottes, das in Christus Fleisch geworden ist im Herzen bewegen.
Die modernsten Darstellungen Mariens aber finden sich in den Kreuzwegstationen in der Kirchenwand.
Im Eingangsbereich des Turmes empfängt uns eine Herz-Jesu-Statue. Von Paray le monial aus beginnt im 19. Jahrhundert die Herz-Jesu-Verehrung. Gott öffnet in Christus sein eigenes Herz. Der Heiland öffnet seine Arme und umfängt uns. Die Herzlichkeit Gottes, sein Erbarmen, das uns willkommen heißt.
Die Kunst des 19. Jahrhunderts mag nicht jeden sofort ansprechen. Das Versprechen aber ist doch unfassbar: Gott liebt uns, vor aller Leistung, trotz aller Fehler.
(Pfarrer Wolfgang Bretz)