Wir beginnen im Oktober 2016 das 500jährige Reformationsgedenken. Das 1765 errichtete Rathaus von Flomborn mit seiner Kapelle für die Katholiken im Erdgeschoss ist ein beredtes Zeugnis dafür.
Im Bild oben: Prälat Giebelmann setzt Reliquien in den Altar. Im Zug der Umbauten der 60er Jahren wurde leider die originale Barocke Einrichtung entfernt. Der zu große Altar dann durch Herrn Geyer in jetziger Form gestaltet.
Die Kapelle ist dem Heiligen Remigius geweiht, sein Bild ist auf die Chorwand gemalt.
Seit 1685 war wieder katholischer Gottesdienst im pfälzischen Gebiet gestattet. 1705 wurden die Kirchen zwischen Reformierten, Katholiken und Lutheranern aufgeteilt.
Blieb eine Konfession ohne Raum, so suchten die Kurfürsten ihnen in oft neu gebauten und dafür groß gebauten Rathäusern eine Heimat zu schaffen.
Von 1685 bis 1703 wurde sporadisch durch die Alzeyer Kapuziner katholischer Gottesdienst gefeiert - ab 1703 hatte Flomborn und Ober-Flörsheim einen eigenen, festen Pfarrer.
Heute ist in unserer Kapelle regelmäßig am Freitagabend um 18.00 Uhr Eucharistiefeiern.
Seit der pfälzischen Reformation 1555 durch Ottheinrich haben die Bewohner der Pfalz mehrmals die Konfession wechseln müssen, mal Lutherisch, mal Reformiert und mit Spaniern und Franzosen auch wieder katholisch.
1685 starb die reformierte Fürstenlinie aus und mit dem Haus Pfalz-Neuburg wurden die pfälzischen Fürsten katholisch.
Nun war die Ausübung des katholischen Gottesdienstes wieder erlaubt.
Da der Erzbischof von Mainz auf die Schnelle nicht soviele katholische Priester senden konnte übernahmen die Orden, Karmeliter, Franziskaner, Kapuziner die Gemeindeseelsorge.
So waren die Alzeyer Kapuziner bis 1703 mit der seelsorgerlichen Versorgung der Katholiken betraut. Dann erst kam ein eigener Pfarrer für Ober-Flörsheim und Flomborn, Dintesheim und Eppelsheim.
Die Pfälzer mochten keine Simultankirchen, die immer auch mit Streitigkeiten behaftet waren.
1705 kam es zur Aufteilung der Kirchen an Reformierte, Katholiken und Lutheraner.
In Flomborn gingen die Katholiken ‚leer‘ aus. Diesen Gemeinden ermöglichten die Pfälzer den Gottesdienstraum in den Rathäusern. So wurde manches große Rathaus gebaut, damit der Kapellenraum groß war.
1765 wurde nun das Rathaus gebaut, ein spätbarocker Putzbau mit Fachwerkobergeschoss.
Der hohe Kapellenraum hat eine durch Unterzüge gegliederte Flachdecke und hat eine Empore, auf der die 1892 gebaute Orgel steht.
Leider wurde im Zug der Liturgiereform und dem nicht immer glücklichen Eifer mancher Pfarrer die ursprüngliche barocke Ausstattung entfernt. Leider.
Ein Trost, dass sie in der Fürfelder Kirche nun weiter ihren ‚Dienst‘ tun kann. Hier seien nur die erhaltenen schwarz-weiß Aufnahmen gezeigt.
Von 1760 ist auch die Marienfigur, die nun auf einer Stele im Altarraum steht.
Die Schnitzfigur des heiligen Simon des Zeloten, fälschlich wegen der Säge als Josef angesehen ist eine spätere Anschaffung.
Für die Zeit nach der Revolution und der Neuordnung der Diözesen, verliert die Metropole Mainz, die über Jahrhunderte Drehscheibe des Orgelbaus am Mittelrhein war an Bedeutung. Ketteler förderte auch die Kirchenmusik. Es werden überwiegend einmanualige Werke für kleine Dorfkirchen in Auftrag gegeben. Im Orgelbau ist dabei eine zunehmende Konfessionalisierung festzustellen. ‘Mit der Reichsgründung 1871 setzte zwar ein Wirtschaftsboom ein, dieser zog aber für den Bereich der Diözese keine vermehrte Auftragslage im Orgelbau mit sich. Im Vergleich zu den Jahren davor stagnierte er und kam in den Jahren 188o/81 sogar ganz zum Erliegen! Dies waren die indirekten Auswirkungen des Kulturkampfes zwischen Staat und katholischer Kirche im neuen Kaiserreich. .. Ab 1873 wurden auch hessische Kirchengesetze erlassen, auf die der Klerus mit passivem Widerstand antwortete.... Nach dem Tod von Bischof Ketteler 1877 blieb der Mainzer Bischofstuhl bis 1886 unbesetzt. .... Aus der Kulturkampfzeit ging die katholische Bevölkerung mit gestärktem Selbstbewußtsein hervor. Ein Nachholbedarf auch an Orgeln stellte sich ein. Waren es nur 36 Werke, die in den 2o Jahren seit 1866 entstanden, so wurden bis zum ersten Weltkrieg 9o neue Instrumente aufgestellt.'
Einer der kleineren Werkstätten war die Werkstatt Engers-Schlaad in Waldlaubersheim. ‘Im 19. Jahrhundert blühte, als ‘Ableger' der Stummschen Werkstatt, in Waldlaubersheim, Kreis Bad Kreuznach, über dreieinhalb Generationen das Orgelbauhandwerk. Gegründet wurde die Werkstatt von Heinrich Engers. Sein Sohn Friedrich Engers führt die Werkstatt weiter und übergab sie in dritter Generation an Johann Martin Schlaad. Dessen beiden Söhne betrieben das Orgelbauhandwerk nach dem Tod des Vaters nur noch kurze Zeit weiter und gaben die Werkstatt gegen Ende des Jahrhunderts aus Rentabilitätsgründen auf. In den 8o Jahren des Werkstattbestehens wurden in Waldlaubersheim Orgelwerke gebaut, die vor allem während der Zeit Johann Schlaads qualitativ mit Werken der Gebr. Stumm konkurrieren konnten.'
In Waldlaubersheim wurden die Orgelteile entweder von den Empfängergemeinden selbst abgeholt oder per Bahn (Bahnhof Bingerbrück) oder Schiff auf dem Rhein verschickt. Den Aufbau vor Ort führte Schlaad zusammen mit einem Mitarbeiter aus.
Die Engerschen Orgelwerke stehen der Stummschen Bauart, wenn auch vergröbert nahe. Schlaad führt diese Tradition bis etwa in das Jahr 185o weiter. Dann zeigt sich stärker sein eigener Stil. Der Hauptkundenkreis von Schlaad waren kleine Landgemeinden. So baut er einfache, zweckdienliche Gehäuse mit romanischen und klassizistischen Formen. Er baut fast ausschließlich Gehäuse aus Tannenholz, die dann naturbelassen, oder eichenholzfarbig Schlaad baut ausschließlich seitenspielige Orgeln, die in die Emporenbrüstung gesetzt sind.
‘Die Dispositionsweise Schlaads ist als eher konservativ, mit einem lückenlosen Aufbau der Principalreihe, und der Romantik verhaftet, zu bezeichnen. Das wird beispielsweise durch den Anteil der die Grundtönigkeit betonenden Labiale in 8'- und 4'- Lage unterstrichen. Mit ganz wenigen Ausnahmen baute Schlaad alle Werke auf Prinicipal 8'-Basis..... Als Streicherregister wurde immer Salicional 8', selten Salicional 4' oder Gamba 8' disponiert. Salicional 8' ist in der gorßen Oktave immer in ein Gedackt 8' überführt. Ein klangliche Abrundung in der Tiefe erfuhren auch kleine Werke durch Bordun 16' ab c. .... ‘Im Schatten der Gebr. Stumm stehend, deren Geschäft zur Blütezeit der Waldlaubersheimer Werkstatt (186o-187o) schon über einige Generationen bestand, hatte Schlaad es schwer, einen eigenen Absatzmarkt für seine Orgeln zu finden. Er wich in abseits gelegenere Gebiete aus und spezialisierte sich auf den Bau von Orgelwerken für kleinere Räume. Der Anteil der zweimanualigen Neubauten am Gesamtopus Schlaads beträgt 3o%. Da es sich in Waldlaubersheim um ein Familienunternehmen handelte, von dem alle Orgelteile/Pfeifen usw. selbst gefertigt wurden, konnte man billiger anbieten als viele Zeitgenossen. Diese war sicher der Qualität der Instrumente nicht immer zuträglich. Probleme entstanden häufig, wenn nach erfolgtem Orgelbau nicht der übliche Wartungsvertrag und damit eine Garantiezeit von meist zehn Jahren vereinbart wurde, die Orgelwerke also nicht gepflegt wurden. Um so höher ist es zu bewerten, dass rund 5o Prozent der Schlaadschen Neubauten erhalten sind. Ein Grund dafür ist die solide Bauweise der entscheidenden Teile, nämlich des Pfeifenwerkes, besonders der Metallpfeifen, und der Windladen.'
Die Orgel von Flomborn
Die Flomborner Kirchenorgel ist 1892 von Jo. Schlaad gebaut und verfügt über 6 Register: Principal 4‘; Gedackt 8‘; Salicional 8'; Flöte 4‘; Oktave 2‘ und Subbaß 16‘.
Das alte Flomborner Patrozinium ist das des heiligen Ulrich, ja es gibt Zeugnis eines noch älteren Stephanus-Patroziniums.
Die neue Rathauskapelle aber ist dem heiligen Remigius geweiht.
Remigius wurde im Jahr 436 bei Laon, im heutigen Nordosten Frankreichs (nicht allzu weit von Reims) geboren. Seine Familie gehörte der gallisch-römischen Aristokratie an und war recht begütert.
Remigius war bei seinem Amtsantritt als Bischof von Reims gerade mal 22 Jahre alt. Sein Wirken fiel in die Schlussphase des Zerfalls des römischen Weltreiches. Unermüdlich machte er sich zur Aufgabe, die aus dem Osten eingedrungenen Franken für die römische Kirche zu christianisieren und zur Abkehr vom Arianismus zu bewegen, dem sie zum Teil anhingen.
‹ Die Arianer stellen die absolute Wesensgleichheit zwischen Gott Vater und Jesus Christus infrage, was auch Konsequenzen für die Trinitätslehre mit sich bringt. Trinität = Dreieinigkeit Gottes ›
So betrieb er sehr erfolgreich die religiöse Integration der neuen Machthaber in die spätrömische Tradition. Aufgrund seiner erfolgreichen Missionierung der Franken wurde und wird er auch ‚Apostel der Franken‘ genannt.
Weit über die Grenzen hinaus bekannt wurde Remigius durch die Taufe des Merowingerkönigs Chlodwig, der bis dahin dem germanischen Glauben anhing. Chlodwigs christliche Ehefrau Chlothilde versuchte ihrem Gatten den christlichen Glauben näher zu bringen, aber erst angesichts der übermächtigen Alemannen in der Schlacht von Zülpich (496) habe er gelobt den christlichen Glauben anzunehmen, wenn er den Sieg über die Feinde erringe. Nach der erfolgreichen Schlacht soll er den Bischof von Reims gebeten haben ihm die Taufe zu spenden. So wurde also Chlodwig am Weihnachtsfest eines der Jahre zwischen 496 und 508 von Remigius zusammen mit 3000 weiteren Franken getauft.
Der Legende nach fehlte beim Taufakt das Chrisamöl, Remigius betete und eine Taube soll ihm das Salbgefäß gebracht haben. Dieses Gefäß, die „Sainte Ampoule", spielte auch noch im Mittelalter bei der Krönung der französischen Könige, eine Rolle. Die heilige Ampulle befindet sich heute im Kirchenschatz von Saint Remi in Reims.
Zusammen mit Königin Chlothilde wird Remigius als Wegbereiter des Christentums in Europa angesehen. Während seines über 70 Jahren andauernden Episkopats als Bischof von Reims gründete er mehrere Bistümer in Frankreich (die Diözesen Arras, Laon, Thérouanne, Tournai-Cambrai). Durch seine unermüdliche Arbeit wurde der größte Teil des nördlichen Gallien christianisiert.
Bischof Remigius starb mit 96 Jahren am 13. / 15. Januar 533 in seiner Heimat in Reims. Später wurde er von der Katholischen Kirche heiliggesprochen. Seine Gebeine wurden am 1. Oktober 1049 erhoben und befinden sich in der Basilika St. Remi in Reims. Durch eine Lichtkrone hoch oben im Gewölbe des120 m langen Kirchenschiffes dringt das Tageslicht durch 96 Öffnungen ein, die die Lebensjahre des großen Bischofs symbolisieren.
In der Folgezeit, zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert, wurden ihm eine große Zahl von Kirchen geweiht, die den Namen St. Remigius tragen; aber auch einige Klöster des Benediktinerordens wurden ihm gewidmet, allen voran die Abtei Saint Remi in Reims und ihre deutsche Filiale, die Propstei St. Remigius auf dem Remigiusberg im Landkreis Kusel.
Fotos und weitere Aufnahmen im Pfarrbrief wurden zur Verfügung gestellt von Wilhelm G. Reinheimer. Ein herzliches Dankeschön.
Pfarrer Wolfgang Bretz
An vielen Orten wird Remigius am 1. Oktober gedacht, am Tag der ersten Translation. Remigius ist der Patron der Stadt als auch der Diözese Reims. Im Kölner Raum wurde früher der 1. Oktober als „St.-Remeis-Daach" bezeichnet; er war Frist- und Zahltag. So bezeichnete man auch den Oktober als „Remeismonat". Nicht nur in Deutschland und Italien ist der Remigius-Kult weit verbreitet. Der heilige Remigius wird angerufen gegen Pest, Epidemien, Halsweh, Fieber; gegen Schlangen und gegen religiöse Gleichgültigkeit.