In diesen anderen Zeiten, in denen Kirchen für Gottesdienste geschlossen sind, aber viele Menschen gerne Worte des Trostes und der Aufmunterung hören und lesen, haben Mitarbeiter des katholischen Dekanats Impulse geschrieben:
Halt an, wo läufst du hin…
Andere Zeiten erfordern einen anderen Umgang
- mit guten Gewohnheiten
- mit wiederkehrenden Frühlingsbräuchen
- mit unseren Sozialkontakten
- mit uns selbst im Einklang von Körper, Geist und Seele
- mit Blick auf Ostern
- mit unseren Dekanats-Exerzitien im Alltag, die wir für die letzten beiden Wochen elektronisch weiterführen.
Wer jetzt Zeit und Lust hat, einen solchen Weg auszuprobieren, für den kommt die Initiative in unserem Bistum zu Online – Exerzitien mit Online – Begleitung genau recht. Mitmachen kann jede und jeder.
Hier der Einladungsbrief aus dem Exerzitienhaus:
Ein Angebot zur geistlichen Unterstützung in dieser Notzeit wollen die Alltags-Exerzitien in der Krise sein, die das Zentrum für Glaubensvertiefung und Spiritualität im Bistum Mainz unter www.hoffnung.online anbietet.
Ein Aspekt der liturgischen Tagestexte wird darin ausgelegt und durch Fragen und einen Impuls ergänzt. Dies soll zur persönlichen Besinnung, aber auch zum telefonischen oder digitalen Austausch mit Familie, Freunden/Nachbarn oder Menschen in der Kirchengemeinde anregen.
Wer in seinem Umfeld keine geeignete Austauschperson hat, kann unter austausch@hoffnung.online um Vermittlung eines solchen Kontaktes oder eine Begleitung in den Exerzitien bitten.
Das Wort des Angelus Silesius kann uns in diesen Zeiten auch ermutigen, Exerzitien in unseren ganz gewöhnlichen Alltag zu integrieren:
Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir: Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.
(Gabriele Weiler-Beck, Gemeindereferentin und Exerzitienleiterin)
Das Maß aller Dinge
Die unterschiedlichen Eingriffe, so in etwa drückte sich ein Börsianer in einer Nachrichtensendung aus, die unterschiedlichen Maßnahmen in der Welt seien der Kursentwicklung nicht dienlich. Was ist das Kriterium dafür was dienlich ist und wem es dienlich gemacht werden muss?
Natürlich braucht es ein Wirtschaften. Es braucht es ein global vernetztes Wirtschaften der Menschen, ich will das nicht unterbewerten. Die große Bedrohung in einer so reich vernetzten Welt lässt uns aber doch neu fragen, was der entscheidende Maßstab sein soll. Wenn das Gefährlichste vorbei ist, müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Und die Lösungswege werden unseren Egoismus arg strapazieren, glaube ich.
Das Maß ist doch der Mensch, jeder einzelne Mensch, die Gemeinschaft aller Menschen, nicht Gewinnsteigerung, Kostenminimierung, persönlicher, regionaler oder nationaler Egoismus. Wir sind so reich vernetzt, wirklich bereichernd im tiefsten Sinn vernetzt, dass wir, verzeihen Sie die Formulierung, zur Solidarität und zum Teilen ‚verdammt‘ sind. Und dass im Kleinen und Nahen und im Fernen und Weiten. Viele kleine Gesten der Solidarität und der Hilfe geben in diesen Tag Kraft und Zuversicht. Das lässt doch aufhorchen.
Was lernen wir für unsere Nachbarschaftlickeit? Was lernen wir für unser Gesundheitswesen und was sind wir bereit zu bezahlen, damit Kranke gesund werden können, das Mediziner und Pflegekräfte leisten dürfen, was sie leisten können und auch wollen – jenseits von Einsparung und Gewinnsteigerung, von Medizin hergestellt in Billiglohnländern. Kranke und Pflegende zahlen zur Zeit einen hohen Preis. Wir danken immer wieder den Schwestern, Pflegern, Ärztinnen und Ärzten, das ist ganz wichtig.
Aber werden wir in einigen Monaten diese Dankbarkeit auch in ein Umdenken und Umentscheiden und Umhandeln verwandeln? Sind wir lernfähig? Ich wünsche es uns.
(Pfr. Wolfgang Bretz)
Gute Nachrichten
Es gibt tatsächlich auch gute Nachrichten in dieser Zeit. Einige Beispiele: Die Nachbarschaftshilfe wird ausgebaut, wenn man sich gegenseitig beim Einkaufen hilft. Parteigräben werden übersprungen, wenn es darum geht in der Krise aktiv zu helfen. Solidarität wird gepflegt, um für die zu sorgen, die Hilfe und Schutz brauchen. Die Nazis können nicht aufmarschieren, weil öffentliche Veranstaltungen untersagt sind. Die Schüler bekommen keine schlechten Noten, weil die Schule ausfällt. Alle wünschen sich „Bleib gesund!“ und meinen das ernst. Die Luft wird weniger belastet, weil keiner mehr fliegen darf. Mancher hat unverhofft Zeit zum Aufräumen, weil viele Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Dem Pflegepersonal wird deutlich mehr gedankt als sonst. Neue Witze über das Hamsterkaufverhalten verschiedener Kulturen machen nachdenklich. Toilettenpapier- und Nudelproduzenten steigern ihren Absatz.
Die Beispiele ließen sich fortführen und ich bin mir sicher, dass Sie auch gute Nachrichten zu berichten haben. Wir leben in einer spannenden Zeit, die nicht nur Einschränkungen mit sich bringt und viele Menschen in Sorge und Angst versetzt, sondern auch gute Seiten hat.
Besonders beeindruckend finde ich, dass sich jetzt viele Menschen trauen, davon zu reden, was das Wesentliche unseres Lebens ist. Das geschieht glaube ich nicht nur, weil Konsum und Ablenkung eingeschränkt sind, sondern auch weil jeder spürt, wie wichtig die Gesundheit und das Leben sind. Das Wesentliche unseres Lebens wiederzuentdecken, ist wirklich eine gute Nachricht.
(Guntram König, Dekanatsreferent)