Der Heilige Martin von Tours – MEHR als MANTELTEILER
Viele haben von Martin nur die großherzige Geste des 18-jährigen Elitesoldaten der kaiserlichen Palastgarde im Sinn. Seinen kostbaren, pelzbesetzten weißen Gardemantel teilt er mit dem Bettler am Rand. Das ist viel Lernstoff für eine Zeit, inder der eigene Spaß mehr zählt als die Gesundheit der anderen. Der eigene Konsum mehr zählt als die Erhaltung der Welt für alle und für die nächste Generation. Selbst essen macht dick. Das Hemd ist näher als der Rock. Das ist die rheinhessische Gestalt des ALL-MOI, ALL-MOI.
Aber da ist der Junge in einer heidnischen Familie, der in Ungarn eine christliche Gemeinde erfährt. Sich hinschleicht. Ihre Liebe und Sorge umeinander, Ihre Freundschaft mit Christus dem Auferstandenen, dem Gottessohn. Ihn lernt er kennen und lieben, ihn will er verkünden. Da ist der, der bei Bischof Hilarius Glauben vertieft und sich taufen lässt. Mit anderen führt er ein Klosterleben in Ligugé, dann in Marmoutier bei Tours. Tägliches lesen und meditieren der Heiligen Schrift, sein Tun und sein Denken sind durchtränkt vom Evangelium. Wir reden viel von Evangelisierung, Jesus und sein Wort heute im eigenen Denken, Reden und tun lebendig werden lassen.
Als Bischof lebt er weiter mit den Mönchen vor der Stadt, nicht bei der vornehmen, latein-sprechenden Oberschicht in Gesellschaft und Klerus. Arm, bescheiden und mit einem Blick für die ebenso Armen. Angefeindet von der High Societie und seinen Bischofskollegen. Er sorgt dafür, dass die Dörfer Priester haben und zwar solche die gallisch können, die die Menschen im Dorf verstehen. Er legt sich mit den Dämonen an, all den Mächten, die den Menschen fesseln und versklaven, und die ihre Opfer nicht freiwillig aus den Fängen lassen. Unsere Versklavungen und Seelenverkäufe sind auch nicht einfach zu heilen.
Er kämpft gegen die Brutalität der Mächtigen, auch in der Kirche. Irrlehren lassen sich nicht durch den Kaiser auslöschen, sondern nur im ernsten und respektvollen innerkirchlichen Streiten. So zieht er nach Trier und streitet mit dem Kaiser und machtgierigen spanischen Bischöfen. Und 81-jährig stirbt er voll Glauben bei einer Visitationsreise in Candes. Sein Biograph und Freund Sulpicius Severus schreibt: Oh unaussprechlicher Mann, der zu Sterben sich nicht fürchtet und von der Mühsal des Lebens nicht besiegt wird und sich dem Leben und seinen Anforderungen und Herausforderungen nicht entzieht.