Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 42

Mainz, 30. November 2019: Bischof Peter Kohlgraf legt Matthias Görtz die Hände auf. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 30. November 2019: Bischof Peter Kohlgraf legt Matthias Görtz die Hände auf.
Datum:
Mi. 4. Dez. 2019
Von:
am (MBN)

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Berichte

  • Der Synodale Weg hat begonnen
  • Bischof Kohlgraf weihte drei Ständige Diakone
  • Schlusskonferenz im Dekanat Bergstraße-Mitte
  • Projekt „Love Storm“ vorgestellt

Personalie

  • Joaquim Nunes verabschiedet

Vorschau

  • Aussendung des Friedenslichtes aus Bethlehem (15.12.)

Publikation

  • Letzter Aufsatz von Kardinal Lehmann veröffentlicht

Berichte

Synodaler Weg beginnt (1.12.)

Kohlgraf: „Begleiten Sie diesen Weg mit aktivem Interesse und im Gebet“

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Menschen im Bistum Mainz darum gebeten, den Synodalen Weg der Katholischen Kirche in Deutschland „mit aktivem Interesse und im Gebet“ zu begleiten. Das geht aus einem Brief hervor, den der Mainzer Bischof am Dienstag, 26. November, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum Mainz geschickt hat. Gleichzeitig mit dem Brief sind zahlreiche Materialien zum Synodalen Weg an die Pfarreien des Bistums versandt worden. Der Synodale Weg, der von der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Zentralkomitee der Katholiken in Deutschland (ZdK) initiiert wurde, beginnt am ersten Advent, Sonntag, 1. Dezember. Die erste Plenarsitzung des Synodalen Weges findet vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 in Frankfurt statt.

Synodalkerze im Mainzer Dom entzündet

Im Stiftsgottesdienst am Sonntag, 1. Dezember, ist – wie in anderen Domkirchen in Deutschland auch – eine so genannte Synodalkerze gesegnet und entzündet worden. In seiner Ansprache sagte Ehrendomkapitular Monsignore Engelbert Prieß: „Heute am ersten Advent schauen wir auf den Weg unserer Kirche. Und wir sehen, dass da noch viele dabei sind, manche frohen Mutes vorneweg, viele andere, die einfach so mitlaufen, viele, die zurückbleiben. Und wir sehen, dass viele, zu viele nicht mehr mitgehen, sich abgewandt haben, andere Wege gehen. Wir stellen auch fest, dass viele Menschen auch innerhalb der Kirche fragen: Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Muss die Kirche, müssen wir als Kirche nicht einfach mal stehenbleiben und nachdenken – nachdenken und die Fragen und Zweifel der Menschen ernstnehmen?“ Die entzündete Kerze sei Symbol des Synodalen Weges. Sie sei ein „Zeichen für Jesus Christus, dessen Licht unserem Weg als Kirche voranleuchten möge“, sagte er. Die Synodalkerze ist in der Sakramentskapelle des Mainzer Doms aufgestellt.

Vier Vertreter aus dem Bistum Mainz bei Plenarversammlungen

Bischof Kohlgraf hatte mehrfach auf die Bedeutung des Synodalen Weges hingewiesen. Zuletzt in seiner Predigt am Sonntag, 25. November, in Mainz-St. Peter. Dort sagte er: „Wir beginnen in Deutschland am kommenden ersten Advent den Synodalen Weg, der vor dem Hintergrund der Missbrauchsstudie auch das Thema der Macht in der Kirche in den Blick nimmt. Manche warnen, das sei eine oberflächliche Strukturdebatte, die geistlich und inhaltlich nichts bewirke. Ich kann diesen Einwand nicht akzeptieren. Es geht ja nicht um die Frage der Farbe der bischöflichen Kleidung oder die Höhe der Mitra auf dem Kopf des Bischofs. Es geht um die Frage, mit welcher Haltung Leitung in der Kirche ausgeübt wird.“

Kohlgraf gehört zu den Teilnehmern der ersten Plenarversammlung. Weitere Teilnehmer sind der Mainzer Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz, Pfarrer Markus Konrad als Vertreter aus dem Priesterrat sowie Martin Buhl, Mitglied des Katholikenrats im Bistum Mainz, der von Seiten des ZdK entsandt wird. Ansprechpartnerin im Bistum Mainz für den Synodalen Weg ist Martina Reißfelder, Geschäftsführerin der Diözesanversammlung und des Katholikenrates im Bistum Mainz.

Vier Gesprächsforen auf Bundesebene

Im Rahmen des Synodalen Weges wird es vier Gesprächsforen geben. Die Themen der Foren lauten: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilhabe und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, „Priesterliche Existenz heute“ sowie „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. Bischof Kohlgraf und der Mainzer Pastoraltheologe Professor Dr. Philipp Müller sind Mitglied des Gesprächsforums „Priesterliche Existenz heute“.

Der Synodale Weg war unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals und der so genannten MHG-Studie von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz und des ZdK ins Leben gerufen worden. Mit Hilfe des Weges will sich die Katholische Kirche in Deutschland „auf einen Weg der Umkehr und der Erneuerung machen“, wie es in der Satzung des Synodalen Weges heißt. Und weiter: „Der Synodale Weg dient der gemeinsamen Suche nach Schritten zur Stärkung des christlichen Zeugnisses“. Er ist auf zwei Jahre angelegt.

Brief von Kardinal Marx und ZdK-Präsident Sternberg

In einem gemeinsamen Brief schreiben der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Präsident des ZdK, Professor Dr. Thomas Sternberg, zum Synodalen Weg: „Er soll auch ein Weg der Umkehr und der Erneuerung sein, der dazu dient, einen Aufbruch im Lichte des Evangeliums zu wagen und dabei über die Bedeutung von Glaube und Kirche in unserer Zeit zu sprechen und Antworten auf drängende Fragen der Kirche zu finden. Denn selbstkritisch müssen wir feststellen: Die Botschaft des Evangeliums wurde verdunkelt, ja sogar aufs Schrecklichste beschädigt. Wir denken dabei besonders an den sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Wir müssen Konsequenzen daraus ziehen und dafür sorgen, dass die Kirche ein sicherer Ort ist.“

Und weiter: „Gemeinsam wollen wir den Weg suchen, wie wir als Kirche heute den Menschen, der Welt und Gott dienen können, wie wir ,die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art‘ teilen können, wie es das Zweite Vatikanische Konzil vor über 50 Jahren ausgedrückt hat (Gaudium et spes 1). Den Glauben neu verkünden zu wollen, verlangt von uns, dass wir das Gespräch besonders über Themen führen, die der Verkündigung im Wege stehen, wenn sie nicht geklärt werden.“

Marx und Sternberg betonen: „Wir laden ein, diesen Synodalen Weg in Freiheit und Vielfalt mitzugehen. Dabei setzen wir auf das Engagement aller, die sich für einen lebendigen Glauben in unserer Kirche engagieren. Als getaufte Frauen und Männer sind wir berufen, die ,Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes‘ (Tit 3,4) in Wort und Tat zu verkündigen. Wir wollen auf dem Synodalen Weg die Voraussetzungen verbessern, diese Aufgabe glaubwürdig erfüllen zu können. Es ist ein offener Weg, der zu Beschlüssen und Voten an die jeweils zuständigen kirchlichen Verantwortlichen führen soll.“

Hinweise:

  • Zum 1. Dezember werden alle Informationen zum Synodalen Weg auf der Internetseite www.synodalerweg.de zusammengefasst.
  • Alle Informationen zum Synodalen Weg im Bistum Mainz im Internet unter www.bistummainz.de/synodaler-weg. Ansprechpartnerin für das Bistum Mainz ist Martina Reißfelder im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Telefon: 06131/253-202, E-Mail: martina.reissfelder@bistum-mainz.de

am (MBN)

 

Weihe von drei Ständigen Diakonen

Pontifikalamt im Mainzer Dom mit Bischof Peter Kohlgraf

Mainz. Durch Handauflegung und Gebet hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Samstag, 30. November, drei Männer zu Ständigen Diakonen geweiht: Matthias Görtz, Nidderau-Heldenbergen, Markus Landua, Worms-Pfiffligheim, sowie Marcus Ostheimer, Schaafheim-Mosbach. In seiner Predigt im Mainzer Dom würdigte der Bischof die Bereitschaft, sich in der Kirche zu engagieren: „Drei Männer stellen sich dem Dienst in der Kirche zur Verfügung. Es ist für eine Gemeinde schön zu erleben, dass Menschen für eine Aufgabe in der Kirche zur Verfügung stehen, die von ihrer Wortbedeutung her ‚Dienst’ bedeutet. Und ich darf erwähnen, dass dies nur möglich ist, weil die Ehefrauen und Familien diesen Weg mitgegangen sind und mitgehen. Ihnen darf ich einen herzlichen Dank sagen für dieses Glaubenszeugnis.“

Weiter sagte Kohlgraf: „Gott beruft Menschen in einen besonderen Dienst an der Gemeinschaft der Kirche. Der Dienstcharakter wird besonders deutlich im Diakonenamt, das ursprünglich auch dazu bestimmt war, die Armenfürsorge in den größer werdenden Gemeinden der frühen Kirche zu organisieren. Berühmte Diakone sind etwa Stephanus, der von den Aposteln bestimmt wurde, ‚den Dienst an den Tischen’ zu verrichten, Laurentius, der die Armen als die eigentlichen Schätze der Kirche bezeichnete, und Vinzenz von Valencia, einen Heiligen des vierten Jahrhunderts.“

Eingesetzt als Ständige Diakone mit Zivilberuf werden die Neugeweihten in folgenden Pastoralen Einheiten: Matthias Görtz in Altenstadt-St. Andreas, Markus Landua in der Pfarrgruppe Worms-Nordstadt, und Marcus Ostheimer im Pfarreienverbund Bachgau. Konzelebranten des Gottesdienstes waren der Mainzer Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz, der Personaldezernent der Diözese, Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, Pfarrer Markus Warsberg, Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat, sowie der Spiritual der Ständigen Diakone, Pfarrer Winfried Hommel. Musikalisch gestaltet wurde der Weihegottesdienst von einer Schola und dem Mainzer Domorganisten Professor Daniel Beckmann. Nach dem Weihegottesdienst fand ein Empfang im Priesterseminar statt.

Stichwort: Diakon / Ständiger Diakon

Diakone sind bereits in der Apostelgeschichte erwähnt. In der frühen Kirche wirkte der Diakon (griechisch: Diener) in der Armenpflege oder als Gehilfe des Bischofs beim Gottesdienst. Seit dem fünften Jahrhundert verlor das Amt an Bedeutung. Lange Zeit war der Diakon nur noch eine Durchgangsstufe auf dem Weg zur Priesterweihe. Das Sakrament der Weihe ist in der katholischen Kirche in drei Stufen gegliedert: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat das eigenständige Amt des Diakons in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“ vom 21. November 1964 erneuert und sein spezifisches Profil betont. Es eröffnete auch verheirateten Männern die Weihe zu so genannten Ständigen Diakonen. Dabei wird zwischen dem „Diakon mit Zivilberuf“ und dem „Diakon im Hauptberuf“ unterschieden. In der Diözese Mainz wurden 1971 die ersten Männer zu Ständigen Diakonen geweiht. Die Bezeichnung „Ständiger Diakonat“ macht deutlich, dass es sich nicht um eine Durchgangsstufe zur Priesterweihe handelt.

Der Diakon ist in besonderer Weise zum helfenden Dienst aufgerufen und kann mit verschiedenen pastoralen und karitativen Aufgaben betraut werden. In der Liturgie assistiert er unter anderem bei Eucharistiefeiern. Er leitet Wortgottesdienste und spendet das Sakrament der Taufe. Außerdem kann er mit Beerdigungen und Trauungen beauftragt werden. Das Mindestalter bei der Diakonenweihe für Ständige Diakone liegt bei 35 Jahren für Verheiratete. Eine Bedingung für den Ständigen Diakonat ist, dass die Ehefrau des Bewerbers die Entscheidung zur Diakonatsweihe mitträgt.

Hinweis: www.diakone.bistummainz.de

tob (MBN)

 

Bischof Kohlgraf: „Ich habe ein sehr lebendiges Dekanat wahrgenommen“

Schlusskonferenz in Heppenheim anlässlich der Visitation im Dekanat Bergstraße-Mitte

Heppenheim. „Ich habe Ihr Dekanat als ein sehr lebendiges Dekanat wahrgenommen, in dem auch schon viel über Zusammenarbeit nachgedacht wurde und in dem schon viel Zusammenarbeit praktiziert wird – beispielsweise mit dem Katholikenrat Bergstraße, der auch über die Dekanatsgrenzen hinweg geht. Vieles machen Sie schon gemeinsam. Diese Zusammenarbeit im Team wird auch in Zukunft auf dem Pastoralen Weg sehr wichtig sein, beispielsweise bei der Erarbeitung katechetischer Konzepte.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei der Schlusskonferenz zum Abschluss der Visitation des Dekanates Bergstraße-Mitte. Die Konferenz mit Haupt- und Ehrenamtlichen fand am Donnerstag, 28. November, im Gemeindehaus der Pfarrei Erscheinung des Herrn in Heppenheim hat. Zuvor hatte der Bischof in der Kirche die Eucharistie gefeiert. Bischof Kohlgraf hatte vom 7. August bis 28. November das Dekanat Bergstraße-Mitte visitiert.

Kohlgraf lud die Haupt- und Ehrenamtlichen im Dekanat im Rahmen des Pastoralen Weges „breit zu denken, viele Menschen einzubeziehen und auch selbst bereit sein, sich einzubringen“. „Sie haben in Ihrem Dekanat die Entscheidung getroffen, zuerst an den Inhalten zu arbeiten und erst dann die Strukturen anzusehen. Das begrüße ich sehr. Ich halte es für eine gute Entscheidung, zunächst zu prüfen, was inhaltlich unser Weg sein soll. Dann kann man auch danach leichter festlegen, wie man Strukturen schafft, um diesen Weg zu gehen und die Ideen umzusetzen“, sagte der Mainzer Bischof. Kohlgraf sprach auch über das Leitung der künftigen Pfarreien des Bistums Mainz. „Das Bild des Priesters als Einzelkämpfer ist meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß und es war eigentlich nie zeitgemäß. Wir brauchen ein Verständnis von Leitung, das gemeinsame Leitung einschließt, wo Leitungsverantwortung abgegeben werden kann – gegebenenfalls auch an Nichtgeweihte, auch an Nichthauptamtliche. Es muss gut überlegt werden, wie dies konkret vor Ort aussehen kann. Die Pfarrleitung dieses Verwaltungskonstrukts Pfarrei wird ein Pfarrer machen. Welche Leitungsverantwortung aber in Gemeinden wahrgenommen wird, das kann sehr unterschiedlich sein. Wir werden vor Ort über unterschiedliche Modelle nachdenken müssen“, sagte er.

Der Mainzer Bischof ging auf die Profanierung der Kirche in Bensheim-Schönberg ein, die „nicht überall auf Gegenliebe“ stoße. „Ich kann gut nachvollziehen, dass es eine hohe emotionale Bindung an eine Kirche gibt, besonders wenn man mit ihr und in ihr aufgewachsen ist und die Sakramente empfangen hat. Der Schritt einer Profanierung und eines Verkaufs ist für viele sehr schmerzhaft“, sagte er. Aber man müsse auch den „Realitäten ins Auge sehen, gerade da, wo es in relativ naher räumlicher Entfernung weitere Möglichkeiten zum Gottesdienstbesuch“ gebe.

Kohlgraf thematisierte ebenso die veränderte Rolle des Ehrenamts. „Wir müssen auch eine Veränderung im Engagement der Menschen zur Kenntnis nehmen und darauf reagieren. Offensichtlich sind die Menschen immer weniger bereit, sich langfristig zu binden. Ein Engagement in einer Projektarbeit, also zeitlich begrenzt, ist da für viele scheinbar interessanter. Da sehe ich noch viel Luft nach oben bei der Förderung projekthafter ehrenamtlicher Arbeit“, sagte er.

am (MBN)

 

Love-Storm: Workshops vermitteln digitale Zivilcourage

Treffen der Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main

Mainz. Wie kann man sich gegen Hass im Internet wehren? Konkrete Handlungsstrategien zeigte David Scheuing, Fortbildungskoordinator des Projekts „Love-Storm“, am Freitag, 29. November, bei einem Workshop in den Räumen der Landeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz (LpB) auf. Dazu eingeladen hatte die Projektgruppe Zivile Konfliktbearbeitung Rhein-Main, in der Pax Christi Mainz und Limburg, das Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz, das Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck, das Bildungswerk Hessen der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) und die LpB mitwirken. Rund 20 Teilnehmer erlebten den Workshop.

„Rechte Gewalt ist kein neues Phänomen in der deutschen Gegenwart“, betont David Scheuing.  Der Friedens- und Konfliktforscher erinnert an die ausländerfeindlichen Gewalttaten in der Bundesrepublik Anfang der 1990er-Jahre, nennt die Orte Mölln und   Hoyerswerda. „Die Friedens- und Konfliktforschung hat damals Formen der Gegenrede entwickelt, die wir nun auch im Blick auf die Hasskommentare anwenden können.“ Scheuing will den Teilnehmern des Workshops vermitteln, digitale Zivilcourage praktisch anzuwenden. Der 30-Jährige zeichnet drei Schritte vor: Wenn jemand angegriffen wird, sollte man ihn schützen und stärken. Zuschauende sollten motiviert werden. Dem Angreifer setzt man Grenzen - und zwar gewaltfrei.

Die Dimension digitaler Gewalt kann sehr unterschiedlich und intensiv sein, warnt Scheuing. Das Spektrum reicht von sexistischer Anmache bis zu Morddrohungen. Fälle, die justiziabel sind, werden an die Landeskriminalämter weitergeleitet. „Auf keinen Fall sollte man alleine vorgehen und den starken Max markieren.“ Ziel sei es, einen Mittelweg zu finden: sich selbst schützen und sich gleichzeitig wehren.

Daher entstand die Idee, eine Trainingsplattform  zu entwickeln, in der Lehrer, Sozialarbeiter und in der außerschulischen Bildungsarbeit Tätige speziell zu dieser Thematik geschult werden. So entsteht eine „Community“, die als Reflexionsraum dient. Scheuing: „Hier besteht  zudem die Möglichkeit, die Aufregung im Einzelfall auch mal herunterzufahren.“

Im Mainzer Workshop führen sich die Teilnehmer den konkreten Ablauf eines Vorfalls in einem Rollenspiel vor Augen. Eine muslimische Autorin hat zu einer Lesung eingeladen und bekommt eine Mail: „Du mit deinem Kopftuch kannst froh sein, dass du in Deutschland lebst. Bei Dir zu Hause dürftest du nicht mal Bücher lesen, geschweige denn schreiben.“ Die Teilnehmer äußern sich im Chat als „Angreifer“ oder „Eingreifer“, andere bleiben stumme Zuschauer.

Einige „Eingreifer“ schreiben, dass sie zur Lesung gehen wollen, um die Autorin zu unterstützen. Und sie laden andere Leser ebenfalls dazu ein. Am meisten Beachtung unter den Teilnehmern aber finden die Beiträge der „Angreifer“. Ihnen geht es nicht um die Lesung, sondern ausschließlich um Diskriminierung. „Ich wollte einfach nur draufhauen und habe gar nicht gelesen, was andere schreiben“, erklärt ein „Angreifer“ später sein Verhalten im Rollenspiel. Die „Eingreifer“ geben zu: „Das Tempo der Hass-Botschaften reduziert die Lust dagegen zu halten.“ Die „Angegriffene“ berichtet, dass sie die Unterstützung wahrgenommen hat, sich aber mehr Aufmerksamkeit gewünscht hätte.  Aus diesen Beobachtungen schließt Scheuing: „Hass ist offenbar interessant!“

In einer zweiten Spielrunde setzt der Koordinator die „Eingreifer“ räumlich zusammen. In der Gruppe können sie sich nun besser austauschen. Jetzt zeigt sich, dass die „Eingreifer“ sich stärker artikulieren und das Interesse deutlich auf die Lesung der Autorin gelenkt wird. Der Hass verläuft sich. Daniel Untch von Pax Christi bilanziert: „Ich habe gelernt, dass es verschiedene Strategien gibt, die je nach Situation mehr oder weniger sinnvoll sind.“ So sollte man den Angreifenden weniger Raum und Aufmerksamkeit geben und stattdessen positiv auf die angegriffene Person reagieren. Alois Bauer vom Bistum Mainz: „Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, sich miteinander zu verständigen, um gemeinsam auf hate speech zu antworten.“ David Scheuing zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Workshops: „Gegenrede ist die Kunst, respektvoll auf Respektlosigkeit zu antworten“, sagt er zum Schluss.

In den Workshops von „Love-Storm“ wurden bundesweit bislang rund 600 Teilnehmer trainiert. Das Kernteam um David Scheuing besteht aus vier Personen. 15 bis 20 Trainerinnen und Trainer leiten die Workshops. Auf der Website von „Love-Storm“ ist eine Meldefunktion für besonders gravierende Fälle eingerichtet. Die Projektgruppe Zivile Konfliktberatung Rhein-Main besteht seit rund zehn Jahren. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, ein Netzwerk zivilgesellschaftlicher Gruppen und Organisationen aufzubauen. Die Projektgruppe trifft sich viermal im Jahr.

ath (MBN)

Personalie

Joaquim Nunes verabschiedet

20 Jahre Vorsitzendes des Beirates der muttersprachlichen Gemeinden

Mainz. Joaquim Nunes ist als Vorstand des Beirates von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz verabschiedetet worden. Der Pastoralreferent aus Offenbach geht zum Ende des Jahres in den Ruhestand. Ordinariatsdirektor Hans Jürgen Dörr, in dessen Zuständigkeit die Pastoralen Räte im Bistum Mainz fallen, würdigte unter anderem, dass Nunes den Beirat zu einer aktiven Plattform aller verschiedenen muttersprachlichen Gemeinden gestaltet habe. Nunes stand dem Gremium seit 1999, also über fünf Amtsperioden, vor. Die Verabschiedung fand im Rahmen der Herbstvollversammlung des Beirates am Freitag, 29. November, im Erbacher Hof in Mainz statt.

Rund ein Viertel der Katholikinnen und Katholiken im Bistum Mainz haben eine andere Muttersprache als Deutsch; insgesamt gibt für die einzelnen Sprachgruppen 24 Gemeinden anderer Muttersprachen. Das Bistum Mainz war eines der ersten, das vor mehr als dreißig Jahren auch synodale Gremien für die zunehmende Zahl der Migranten, damals vor allem aus Süd- und Südosteuropa, schuf. Der Beirat heute ist eng vernetzt mit Katholikenrat und Diözesanversammlung und berät damit auch die Bistumsleitung mit. Er hat rund dreißig Mitglieder, Ehrenamtliche, Pfarrer, Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Delegierte der Caritas.

am (MBN)

Vorschau

„Mut zum Frieden“ (15.12.)

Friedenslicht aus Bethlehem kommt nach Mainz / Aussendungsfeier im Mainzer Dom 

Mainz. Die Aussendungsfeier für das Friedenslicht aus Bethlehem findet am Sonntag, 15. Dezember, um 15.00 Uhr im Mainzer Dom statt. Nach dem Gottesdienst mit Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz, dem Mainzer Diözesanjugendseelsorger, Pfarrer Mathias Berger, und Pfarrer Daniel Kretsch, Diözesankurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg Mainz (DPSG), ziehen die Teilnehmer gegen 15.45 Uhr zum Gutenbergplatz zu einem inhaltlichen Abschlussimpuls. Zur Aussendungsfeier laden die Pfadfinderverbände DPSG, Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG), der Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ein. Die Aktion Friedenslicht steht in diesem Jahr inhaltlich unter dem Thema „Mut zum Frieden“. Das Friedenslicht wird nach der Aussendungsfeier von den Pfadfindern in Familien, Kirchengemeinden und soziale Einrichtungen weitergegeben.

Seit dem Jahr 1986 entzündet ein Kind in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem das Friedenslicht. Pfadfinderinnen und Pfadfinder tragen das Licht als Zeichen des Friedens und der Hoffnung in die Welt. Die Flamme wird auch an den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf (Mittwoch, 18. Dezember, um 17.15 Uhr im Mainzer Bischofshaus) und an die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Montag, 16. Dezember, um 16.00 Uhr in der Staatskanzlei, Peter Altmeier-Allee 1, 55116 Mainz) übergeben.

Hinweise:

am (MBN)

Publikation

Letzter Aufsatz von Kardinal Lehmann posthum veröffentlicht

Beitrag über Romano Guardini erscheint im „Archiv für Liturgiewissenschaft“

Münster/Maria Laach. Im jüngst erschienenen Band der liturgiewissenschaftlichen Fachzeitschrift „Archiv für Liturgiewissenschaft“ ist posthum der letzte Aufsatz des früheren Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann (1936-2018), veröffentlicht worden. Der Beitrag trägt den Titel „Romano Guardinis ‚Vom Geist der Liturgie’. Ursprünge eines neuen Denkens für die Liturgische Erneuerung - damals und heute“. Lehmann setzt sich darin mit Romano Guardinis Schrift „Vom Geist der Liturgie“ (1918) auseinander. Im Hintergrund steht ein Vortrag, den Lehmann am 16. September 2017 in der Abtei Maria Laach gehalten hat. Lehmann untersucht das biographische und zeitgeschichtliche Umfeld von Guardinis Publikation. Diese galt in der Liturgischen Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts gleichsam als Kultbuch.

Lehmann schöpft aus seiner Kenntnis von Philosophie und Theologie der Zeit Guardinis und arbeitet dessen Beziehung zu Max Scheler und Paul Ludwig Landsberg heraus. Für heutige Diskussionen um die Liturgie ist ihm ein Aspekt des Denkansatzes von Guardini wichtig: Guardini wiederholte nicht einfach das Herkömmliche, wie Lehmann schreibt. Er öffnete sich vielmehr, ohne die Tradition abzulehnen, den in seiner Zeit anstehenden Grundproblemen von Kirche und Gottesdienst. Außerdem ging es ihm um den Geist der Liturgie, nicht um einzelne Regelbestimmungen. Lehmann skizziert Perspektiven für die weitere Wirkungsgeschichte der Schrift, welche auch heute noch helfen könne, mit Blick auf die vielfältigen Dimensionen des Gottesdienstes die richtigen Fragen zu stellen.

Zwei weitere Beiträge im „Archiv“ setzen sich mit Guardini auseinander. Holger Zaborowski, Vallendar, stellt unter der Überschrift „Vermittelndes Denken“ Guardinis Buch als Klassiker der katholischen Theologie des 20. Jahrhunderts vor. Stefan K. Langenbahn, Maria Laach, geht den Anfängen der modernen Liturgischen Bewegung im deutschen Sprachraum und insbesondere ihrer akademischen Phase bei Romano Guardini nach.

Neben umfangreichen Literaturberichten findet man im aktuellen „Archiv für Liturgiewissenschaft“ weitere Beiträge zur Theologie und Geschichte des Gottesdienstes, unter anderem zur liturgischen Rede vom eucharistischen Opfer (Alexander Zerfaß) und zu gedruckten mittelalterlichen Gottesdienstordnungen der Kirchenprovinz Magdeburg (Tillman Lohse, Berlin). Die Zeitschrift wird von den Liturgiewissenschaftlern Martin Klöckener, Fribourg, Benedikt Kranemann, Erfurt, und Alexander Zerfaß, Salzburg, in Verbindung mit der Abtei Maria Laach herausgegeben.

Hinweis: Archiv für Liturgiewissenschaft 60. 2018 (Münster: Aschendorff Verlag). ISSN 0066-6386

PM (MBN)

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