Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 18

Datum:
Do. 5. Nov. 2020
Von:
tob (MBN)
  • Bischof Kohlgraf: Wir gestalten den Wandel unserer Kirche
    Pläne zur Neustrukturierung des Bildungs- und Tagungsbereiches im Bistum vorgestellt

  • Zwischenbericht des unabhängigen Aufklärungsprojektes EVV
    Rechtsanwalt Weber ruft zu weiterer Mitarbeit von Betroffenen und Wissensträgern auf

  • „Wir dürfen keine Berührungsängste entwickeln“
    Diakon Benjamin Weiß von Bischof Peter Kohlgraf zum Priester geweiht

  • Benemerenti-Verdienstmedaille für Manfred Ruhs
    Bischof Peter Kohlgraf überreichte Päpstliche Auszeichnung

  • Kohlgraf: Gott braucht Menschen, die sein Licht weitergeben
    Sendungsgottesdienst für zwei neue Pastoralreferenten im Mainzer Dom 

  • Bischof Kohlgraf predigte an Allerheiligen im Mainzer Dom
    Mit Beginn des neuen Stiftsjahres wird an ausgewählten Sonntagen wieder Vesper gefeiert

  • Kohlgraf: „Synodalität ist unverzichtbar“
    Vorträge von Bischof Kohlgraf und Professor Müller im Erbacher Hof in Mainz

  • Geänderte Öffnungszeiten des Mainzer Doms (ab 19.10.)
    Intonation des ersten Bauabschnitts der neuen Domorgelanlage beginnt

  • Monat der Weltmission: Größte globale katholische Solidaritätsaktion eröffnet
    Bischof Kohlgraf und Missio-Präsident Bingener in Mainz: Appell zu weltweiter Solidarität

  • Bischof Kohlgraf: Über den eigenen Tellerrand hinausschauen
    Eröffnung des Missio-Weltmissionssonntags mit Gottesdienst im Mainzer Dom

  • Monsignore Vito Di Nuzzo verstorben
    Kondolenzbrief von Bischof Kohlgraf / Pfarrer der Titelkirche von Kardinal Lehmann

Bischof Kohlgraf: Wir gestalten den Wandel unserer Kirche

(c) Bistum Mainz / Blum

Pläne zur Neustrukturierung des Bildungs- und Tagungsbereiches im Bistum vorgestellt

Mainz. Mit Plänen zur Neustrukturierung des Bildungs- und Tagungsbereiches reagiert das Bistum Mainz auf die Umbruchsituation der Katholischen Kirche in Deutschland und die eigenen sinkenden finanziellen Möglichkeiten. Bei einem Pressegespräch am Mittwoch, 30. September, im Erbacher Hof in Mainz hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf gemeinsam mit Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, sowie Bildungsdezernent Gereon Geissler und Seelsorgedezernent Hans Jürgen Dörr die von der Bistumsleitung getroffenen Entscheidungen mitgeteilt.

Veränderungen bei sechs Schulen und drei Tagungshäusern

Im Rahmen der beschlossenen Neustrukturierung des Bildungs- und Tagungsbereiches beabsichtigt das Bistum Mainz, dass bei insgesamt fünf der 18 katholischen Schulen in Trägerschaft des Bistums Mainz die Trägerschaft nicht fortgeführt wird und die Konzeption einer Schule verändert wird, sowie drei Tagungshäuser des Bistums geschlossen werden, bei gleichzeitiger Stärkung der übrigen Tagungshäuser. Mit der Veröffentlichung dieser Pläne tritt das Bistum nach bereits erfolgten ersten Gesprächen jetzt in Verhandlungen mit den politisch Verantwortlichen über die Übernahme der Trägerschaften der Schulen ein.

Kohlgraf: „Kirche ein Gesicht geben, das in diese veränderte Zeit passt“„Es sind schmerzhafte Einschnitte, die wir auf verschiedenen Ebenen des Bistums vornehmen müssen“, betont Bischof Kohlgraf. „Dieser Abschied von bisher Gewohntem und Selbstverständlichem wird schwer werden. Aber gleichzeitig gehen wir mit dieser Neustrukturierung einen Weg, der unvermeidlich ist, und gerade mit Blick auf die mittel- und langfristige Entwicklung ist dies ein verantwortungsvoller Weg: Wir gestalten den Wandel unserer Kirche. Wir gestalten die Zukunft unseres Bildungs- und Tagungsbereiches zu einer Zeit, in der wir noch gestalten können. Und nicht erst dann, wenn uns fehlende finanzielle Mittel dazu zwingen. Mit der Neustrukturierung schaffen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten eine gute und tragfähige Zukunft für die verbleibenden Schulen und durch Konzentrationsprozesse im Tagungsbereich erreichen wir eine stabile Perspektive.“

Weiter hebt Bischof Kohlgraf hervor: „Heute geht es konkret um Schulen und Tagungshäuser, aber der Wandel, den wir im Rahmen des Pastoralen Weges gestalten, betrifft alle Bereiche. Mit der Zusammenführung der 134 Pastoralen Einheiten auf 50 Pfarreien oder auch der Einführung eines Zweckverbandes für unsere Kindertagesstätten wird es natürlich weitere Veränderungen geben. Einsparungen gibt es bereits etwa bei den Zuweisungen für Caritas und Pfarreien, ebenso durch den Wegfall der Verbeamtungen im Bistum Mainz. Die Institution Kirche wird kleiner - an Mitgliedern, an finanziellen Mitteln und auch an Menschen, die sich für ein christliches Profil engagieren wollen. Es ist jetzt unsere Aufgabe, der Kirche im Rahmen des Pastoralen Weges ein Gesicht zu geben, das in diese veränderte Zeit passt. Und eines ist mir am heutigen Tag besonders wichtig: Die angestrebten Trägerveränderungen bei den Schulen bedeuten keinen Abschied von Kindern und Jugendlichen. Die Schulpastoral und der Religionsunterricht bleiben wichtige Begegnungsorte der Kirche mit Kindern und Jugendlichen. Das Bistum ist bestrebt, die verbleibenden Schulen als lebendige Kirchorte noch stärker zu profilieren und in die allgemeine Seelsorge zu vernetzen. Ebenso bedeutet der Abschied von Tagungshäusern nicht den Abschied aus diesen pastoralen Feldern. Wir führen sie an anderen Orten mit neuer und geeigneterer Struktur weiter.“

Konkret geht es um folgende Einrichtungen:

Schulen

Aktuell finden für folgende vier Schulen Gespräche zur Übernahme der Trägerschaft statt:

  • Liebfrauenschule Bensheim
  • Hildegardisschule Bingen
  • Martinus-Grundschule in Mainz-Gonsenheim
  • Ketteler-Kolleg und -Abendgymnasium in Mainz

Für das Theresianum in Mainz soll eine eigene Trägerkonstruktion geschaffen werden, wie sie beispielhaft bereits für die Maria Ward-Schule in Mainz oder die Edith Stein-Schule in Darmstadt besteht.

Veränderung der Konzeption:

Bei der Grund- und Realschule plus, Weißliliengasse Mainz, ist geplant, den Realschulzweig ausbauen und von einer zweizügigen zur dreizügigen Schule zu erweitern. Der Grundschulzweig der organisatorisch verbundenen Schule wird sukzessive verkleinert und ab dem Schuljahr 2022/23 keine neuen Schülerinnen und Schüler mehr aufnehmen.

Tagungshäuser

  • Schließung des Hauses am Maiberg in Heppenheim zum 31. Dezember 2022. Geplant ist, den gut eingeführten und renommierten Arbeitsschwerpunkt sozialpolitischer und sozialethischer Bildung zu erhalten, ihn aber strukturell an die Bildungsarbeit in der Akademie Erbacher Hof in Mainz anzuschließen. Um Zentralisierungstendenzen entgegen zu wirken und weiterhin Präsenzen in beiden Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz zu halten, soll der sozialpolitische und sozialethische Zweig im Sinne einer dezentralen Präsenz fortgeführt werden. Geprüft wird etwa die Einrichtung einer Außenstelle „Akademiearbeit im Bistum Mainz - Schwerpunkt sozialpolitische und sozialethische Bildung“ im Gebäude „Katholisches Bildungszentrum nr30 Darmstadt“ sowie die Entwicklung neuer, dezentraler Veranstaltungsformen an den unterschiedlichen regionalen Zentren des Bistums.
  • Schließung des Hauses St. Gottfried in Ilbenstadt Ende 2020. Trotz Steigerung der Belegzahlen in den letzten Jahren, lässt sich das Haus, das vor allem für Jugendpastoral, Erwachsenenbildung, Familienpastoral und kirchenmusikalische Ausbildung zur Verfügung steht, nicht wirtschaftlich führen. Es ist vorgesehen, dass die Pfarrei in Ilbenstadt die Räumlichkeiten vorerst weiter nutzen kann, bis für die Gemeinde eine geeignete Lösung gefunden ist, und die Folgenutzung des Hauses St. Gottfried geklärt ist.
  • Schließung des Kardinal Volk-Hauses auf dem Rochusberg in Bingen Ende 2022. Das Exerzitien-Kursprogramm soll bis Mitte 2022 in gewohnter Weise laufen. Das Kloster Jakobsberg bei Ockenheim soll gemeinsam mit den Missionsbenediktinern zu einem spirituellen Zentrum des Bistums Mainz mit Schwerpunkten im Bereich von Exerzitien, Kirchenmusik und generationenübergreifender Bildungsarbeit ausgebaut werden. Ein weiteres spirituelles Zentrum soll das Kloster Engelthal bei Altenstadt sein.

Für den Bildungs- und Tagungsbereich erwartet das Bistum mit der Umsetzung der Maßnahmen jährliche Einsparungen in Höhe von rund 15 Millionen Euro sowie zusätzlich nicht getätigte Investitionskosten etwa für den Gebäudeerhalt oder Erweiterungen im Ganztagsschulbereich und nicht mehr benötigte Pensionsrückstellungen.

Bentz: „Bistum Mainz steht zu pluraler Bildung und hochwertiger Bildung“

Weihbischof Bentz, der auch Ökonom des Bistums Mainz ist, macht deutlich, dass der Haushalt des Bistums Mainz bereits seit mehreren Jahren defizitär ist: „Im aktuellen Haushaltsjahr 2020 rechnen wir mit einem negativen Ergebnis von rund 32 Millionen Euro (bei einem Gesamtvolumen von 357 Millionen Euro). Hinzu kommen die Risiken der Corona-Krise, die den ersten Berechnungen zufolge die Einnahmesituation noch einmal um zehn bis 15 Prozent verschlechtern wird. Zudem befindet sich Deutschland in einer Rezession. Das bedeutet, dass die Kirchensteuerprognosen für die kommenden Jahre weiter nach unten korrigiert werden müssen.“ Und weiter: „Um dauerhaft eine solide und verantwortungsvolle Haushaltsplanung vorlegen zu können, muss das Bistum schrittweise 20 bis 25 Prozent seiner Ausgaben einsparen. Bis zum Jahr 2030 bedeutet das ein Einsparvolumen von mehr als 50 Millionen Euro pro Jahr.“ Bentz macht deutlich, dass insbesondere der Schulbereich zu den größten Posten im Bistumshaushalt gehört: „Von den erwarteten Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 232,6 Millionen Euro gehen im laufenden Wirtschaftsplan für das Jahr 2020 insgesamt 68,2 Millionen Euro in den Bereich Schulen, Hochschulen und Religionsunterricht.“

„Das Bistum Mainz steht zu pluraler Bildung und es steht zu hochwertiger Bildung. Wir können dies aber langfristig nicht mehr in dem Umfang wie bisher ermöglichen“, betont Bentz. „Um den Bereich unserer Schulen und Tagungshäuser in gewohnt stabiler und professioneller Weise führen zu können, müssen wir unser Engagement auf ein Maß beschränken, das wir uns auch in Zukunft noch leisten können. Besonders schmerzhaft ist es, dass das Bistum sich in dieser Umbruchsituation auch von gut laufenden Einrichtungen trennen muss. In den Schulen und Häusern, die auf Zukunft hin nicht mehr vom Bistum verantwortet werden, wird eine sehr gute Arbeit von engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet. Deshalb bleibt es unser erklärtes Ziel, diese Arbeit in einem neuen Rahmen zu sichern und eine dauerhafte Kontinuität unter veränderten Bedingungen zu schaffen.“

Bildungsdezernent Geissler: Geleistete Arbeit wertschätzen

 „In den Gesprächen, die vor uns liegen, ist es uns ein dringendes Anliegen, gute Lösungen für alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schülerinnen und Schüler, Familien und für alle vor Ort Engagierten zu finden“, hebt Gereon Geissler, der Bildungsdezernent des Bistums Mainz ist, hervor. „Dafür werden wir uns mit aller Kraft einsetzen.“ Denn man wisse um den hohen Wert der geleisteten Arbeit der Schulgemeinschaften und der Tagungshäuser. Es sei dem Bistum wichtig, diese Arbeit unter veränderten Vorzeichen auch auf Zukunft hin abzusichern. Mit der Veröffentlichung der Neustrukturierungspläne stehen nun Gespräche mit den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz, den jeweiligen kommunalen Gebietskörperschaften und anderen freien Trägern an: „Wir haben sie über unsere Pläne in Kenntnis gesetzt und sind in guten Gesprächen. Die Verhandlungen beginnen nun transparent mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung. Ich denke, wir können an dieser Stelle an gute Gesprächsfäden anknüpfen.“ Als Bildungsdezernent ist Geissler für den Bereich der Schulen sowie das Haus am Maiberg in Heppenheim zuständig.

Seelsorgedezernent Dörr: Wir stärken die verbleibenden Häuser

 Mit dem Abschied von zwei Einrichtungen wollen wir ganz bewusst eine Stärkung und teilweise Neuaufstellung der verbleibenden Tagungshäuser verbinden“, betont der Seelsorgedezernent des Bistums Mainz, Hans Jürgen Dörr. „Es ist jetzt unser wesentliches Anliegen, dem Jugendhaus Maria Einsiedel in Gernsheim, dem Jugendhaus Don Bosco in Mainz, dem Kloster Jakobsberg in Ockenheim und dem Kloster Engelthal bei Altenstadt eine zukunftsfähige Perspektive zu geben.“ Und weiter: „Das Kloster Jakobsberg spielt in unseren Zukunftsüberlegungen eine wichtige Rolle. Wir wollen in Zusammenarbeit mit den Missionsbenediktinern von St. Ottilien den Jakobsberg als geistliches Zentrum für die Diözese Mainz entwickeln. Zielperspektive ist ein Tages- und Gästehaus für wichtige pastorale Aufgaben: Spiritualität und Glaubensvertiefung, Exerzitienarbeit, kirchenmusikalische Bildungsarbeit, Angebote der Jugend- und Erwachsenenseelsorge und mit Blick auf die Herausforderungen des Pastoralen Wegs: unterstützende Kursangebote für Pfarreigremien und Pastoralteams in den neuen Pfarreien. Wesentliche Teile der bisherigen Arbeit in Bingen und Ilbenstadt können so auf den Jakobsberg verlagert und dort fortgeführt werden.“ Als Seelsorgedezernent ist Dörr für das Haus St. Gottfried in Ilbenstadt und das Kardinal Volk-Haus in Bingen zuständig.

Zwischenbericht des unabhängigen Aufklärungsprojektes EVV

Rechtsanwalt Weber bei der Pressekonferenz am 7 Oktober 2020 in Mainz (c) Bistum Mainz
Rechtsanwalt Weber bei der Pressekonferenz am 7 Oktober 2020 in Mainz

Rechtsanwalt Weber ruft zu weiterer Mitarbeit von Betroffenen und Wissensträgern auf

Mainz. Bei der Vorstellung seines Zwischenberichtes zum unabhängigen Aufklärungsprojekt „Erfahren.Verstehen.Vorsorgen (EVV)“ hat der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber die gute Zusammenarbeit mit dem Bistum Mainz hervorgehoben: „Bischof Peter Kohlgraf kann und will nach unserer Einschätzung alle Karten auf den Tisch legen“, betonte Weber am Mittwochmorgen, 7. Oktober, vor Journalisten im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes. Weiter sagte Weber: „Das heute mit der Untersuchung sexueller Gewalt im Bistum beauftragte kirchliche Personal war vor unserer Beauftragung nicht in einschlägigen Ämtern für die Bewertung damaliger Beschuldigungen zuständig. Die zeitlich bedingt fehlende persönliche Betroffenheit ist eine große Chance für unsere Arbeit als Aufklärer. Sie reduziert die Gefahr einer automatischen subjektiven Verteidigungs- oder Rechtfertigungshaltung der beauftragenden Institution.“

Das Projekt „Erfahren. Verstehen. Vorsorgen“ nimmt Taten sexuellen Missbrauchs und sexualisierter Gewalt im Bistum Mainz seit 1945 in den Blick und fragt danach, wie im Bistum damit umgegangen wurde. Ein großes Anliegen ist es auch, bislang verborgenes Wissen über sexuelle Gewalt im Bistum ans Licht zu bringen. Weber betonte, dass er mit seinem Zwischenbericht dazu anregen wolle, dass sich noch weitere Betroffene oder Wissensträger melden, also etwa also Angehörige von Betroffenen, Pfarreiangehörige oder Bistumsmitarbeiter.

Zahlen zu Beschuldigten und Betroffenen

Das Bistum Mainz hatte Anfang 2019 den Generalstaatsanwaltschaften Koblenz und Frankfurt Listen mit insgesamt 199 im Bistum dokumentierten Sachverhalten überlassen, die in einem sexuellen Kontext stehen bzw. stehen könnten. Dabei wurden auch Fälle aufgelistet, die nicht Gegenstand der MHG-Studie vom September 2018 waren, etwa von Mitarbeitern, die nicht Geistliche sind. In der MHG-Studie sind im Bistum Mainz für die Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg 53 beschuldigte Geistliche dokumentiert und 169 Betroffene. In den Listen, die vom Bistum Mainz den beiden Generalstaatsanwaltschaften in Hessen und Rheinland-Pfalz übergeben wurden, sind die Sachverhalte der MHG-Studie enthalten.

Weber machte deutlich, dass seine Studie über den Bereich der MHG-Studie hinausgeht: Das Aufklärungsprojekt untersuche neben sexueller Gewalt auch sexualisierte Grenzüberschreitungen und zwar nicht nur in Bezug auf Geistliche. Außerdem liege der Fokus auch auf Abhängigkeitsverhältnissen im seelsorglichen Kontext, so dass als Betroffene nicht nur Minderjährige in den Blick kommen. Bislang hätten seine Nachforschungen für diesen erweiterten Bereich in der Zeit von 1945 bis 2019 insgesamt 422 Betroffene und 273 Beschuldigte ergeben. Wörtlich sagte er: „Die Schilderungen sexueller Gewalt erstrecken sich von der Ausnutzung der besonderen Schutz- und Vertrauenssituation der Beichte eines Erwachsenen für verbale sexuelle Belästigung bis hin zum schweren sexuellen Missbrauch eines Vorschulkindes.“ Weber betonte, dass erst im weiteren Verlauf des Projektes diese Beschuldigungen auf ihre Plausibilität hin geprüft und hinsichtlich ihrer juristischen Bedeutung eingeordnet werden. Grundlage für diesen Status quo des Zwischenberichtes seien neben der Prüfung kirchlicher Unterlagen bislang die Gespräche mit 50 Betroffenen und 75 Wissensträgern.

Weber erläuterte, dass er mit seinem Zwischenbericht keinen Vorgriff auf den Abschlussbericht vornehmen wolle. Die bisherigen Untersuchungen machten jedoch bereits „ein Fehlverhalten“ auf Ebene der Pfarreien und auf Ebene der Bistumsleitung deutlich. In der Vergangenheit sei in der Bistumsleitung auf einschlägige Meldungen oftmals nicht adäquat reagiert worden, sagte Weber. Es habe keine funktionierenden Kontrollmechanismen gegen den weiteren Einsatz von Klerikern trotz Kenntnis früherer Taten gegeben. Eine häufige Reaktion auf Missbrauchsfälle sei einzig die Versetzung in eine andere Pfarrei gewesen. Selbst schwere Missbrauchsfälle hätten lediglich zu geringen Sanktionen seitens der Bistumsleitung geführt. Bei Bistumswechsel habe es vielfach keine Informationen über Vorfälle gegeben. Schweigegebote gegenüber Opfern, Meldern und Tätern sowie gezielte Aktenführung hätten zu einer systematischen Verschleierung beigetragen. Weber formulierte in der Zwischenbilanz allerdings nicht nur Vorwürfe gegen die dieses Fehlverhalten zu verantwortende Bistumsleitung: „Klare Indizien und Kenntnisse durch Mitarbeiter vor Ort wurden in den Pfarrgemeinden negiert, bagatellisiert und/oder für sich behalten.“ Melder und Betroffene seien - teils sogar durch Anwendung körperlicher Gewalt - unter Druck gesetzt, diskreditiert und isoliert worden.

Weiter sagte Weber: „Wie kann es sein, dass das Umfeld von Betroffenen trotz klarer Indizien für eine Täterschaft insbesondere Priestern ein unerschütterliches Vertrauen entgegenbrachte? Wie kann es sein, dass verantwortliche Stellen nicht informiert wurden, obwohl pädophile Neigungen eines Beschuldigten bereits Stadtgespräch waren?“ Diese zwei Fragen stünden für eine Vielzahl von gesellschaftlichen Umständen, die Weber ebenso hervorhob: „Neben der Ebene weiterer Faktensammlungen durch Gespräche mit Beteiligten und einschlägiges Aktenstudium werden wir die Frage nach den jeweiligen gesellschaftlichen Dynamiken hinter diesen Aspekten stellen und versuchen, Antworten zu finden, die in unseren Abschlussbericht der Studie Eingang finden werden“, erklärte Weber zum weiteren Vorgehen.

Das unabhängige Aufklärungsprojekt EVV

Mit dem unabhängigen Aufklärungsprojekt „Erfahren.Verstehen.Vorsorgen (EVV)“ sollen drei wesentliche Fragen geklärt werden: „Gibt es Rahmenbedingungen im Bistum, die sexuelle Gewalt befördert oder nicht verhindert haben?“, „Wie wurde mit Fällen sexueller Gewalt umgegangen, nachdem sie bekannt geworden waren?“ und „Gab es im Bistum seit dem Zweiten Weltkrieg weitere, bislang unbekannte Fälle von sexueller Gewalt?“ Mit Ulrich Weber steht während des Projektes ein vom Bistum Mainz unabhängiger Ansprechpartner zur Verfügung, bei dem Betroffene von sexueller Gewalt oder Menschen, die von solchen Fällen wissen, anonym Gehör finden können. Für die Kontaktaufnahme hat Weber unter der Adresse www.uw-recht.org eine eigene Internetseite freigeschaltet.

Das im Juni 2019 vorgestellte Projekt ist auf rund zwei Jahre angelegt. Bei dem Pressetermin sagte Weber, dass „Anfang 2022 ein realistischer Termin für den Abschlussbericht“ sei. Weber wird zum Abschluss in Form eines anonymisierten Abschlussberichtes eine Bewertung der Vorgänge abgeben. Im Sinne des Projekttitels „Erfahren. Verstehen. Vorsorgen“ ist es erklärtes Ziel des Bistums Mainz, die abschließende Bewertung zu nutzen, um Transparenz zu schaffen, strukturelle Defizite im Umgang mit Missbrauchsfällen aufzuzeigen und die Präventionsarbeit zu stärken.

Kohlgraf: Wir wollen Transparenz schaffen

In einer ersten Reaktion im Anschluss an die Pressekonferenz von Rechtsanwalt Weber dankte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf für dessen Arbeit: „Sie helfen uns, in einen schrecklichen Abgrund im Bistum Mainz zu blicken. Wir wenden den Blick nicht ab. Wir wollen Transparenz schaffen und wir wollen gerade die systemischen Fragen verstehen, die in der Kirche dazu beitragen, dass sexuelle Gewalt nicht verhindert oder sogar befördert wird.“ Kohlgraf betonte, dass Weber sein Projekt ohne jegliche Einflussnahme durch das Bistum Mainz durchführe. „Wir öffnen Ihnen Türen im Bistum und wollen so unseren Beitrag dazu leisten, dass Ihr Aufklärungsprojekt gelingt.“

Weiter sagte er: „Sie haben heute über Fehlverhalten gesprochen, von früheren Bistumsleitungen und Pfarrgemeinden. Und Sie zeigen mit Ihren Ergebnissen, dass die Frage nach sexualisierter Gewalt über den Bereich der Kirche hinaus auch in weiteren gesellschaftlichen Bereichen zu stellen ist, die im Abschlussbericht noch konkreter aufgegriffen werden sollen. Heute ist nicht der Tag Ihres abschließenden Urteils und so kann es auch nicht der Tag meiner abschließenden Bewertung sein. Aber eines ist klar: Wir werden nicht auf die Suche nach Entschuldigungen gehen. Wir werden uns der Frage stellen, was solches Fehlverhalten für das Leben der Kirche heute bedeutet, für unsere Präventionsarbeit, aber auch für die historische Einordnung und Erinnerung an Menschen, die früher im Bistum gearbeitet und Verantwortung getragen haben.“

Und weiter: „Es sind in vielerlei Hinsicht segensreiche Lebenswerke, auf die wir bei den Mainzer Bischöfen bis zum Zweiten Weltkrieg zurückblicken. Aber die problematische Seite, die im Aufklärungsprojekt jetzt untersucht wird, gehört ebenso zum Leben dieser Männer und somit auch zur Geschichte des Bistums Mainz.“ Mit dem Abschlussbericht komme auf das Bistum die Aufgabe zu, dass wir uns früheren Fehlern zu stellen. „Wir werden dieser Aufgabe nicht aus dem Weg gehen. In dieser Hinsicht gibt es im Bistum Mainz kein Tabu mehr“, betonte Kohlgraf.

Bentz: Den betroffenen Menschen gerecht werden

Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz wies darauf hin, dass das unabhängige Aufklärungsprojekt eingebettet ist in eine große Vielfalt von Maßnahmen, mit denen das Bistum seiner Verantwortung gerecht werden will: „Gerade in persönlichen Gesprächen mit Betroffenen ist uns deutlich geworden, dass die Perspektive der Betroffenen nicht nur Voraussetzung für eine Aufarbeitung ist, sondern leitend für die Wege der Aufarbeitung sein muss. Aktuell sind wir dabei, einen Betroffenenbeirat für das Bistum Mainz einzurichten. Vertreter des Betroffenenbeirates sollen künftig auch in unserer mit externen Experten besetzten Aufarbeitungskommission mitarbeiten.“ Bentz hob außerdem neue Ordnung des Verfahrens zur Anerkennung des Leids hervor: „Das einheitliche Verfahren, das auf der Herbstvollversammlung in Fulda beschlossen wurde, garantiert ein transparentes und unabhängiges Verfahren. Schon bisher ist das Bistum Mainz bei allen Anträgen den Empfehlungen der Zentralen Koordinierungsstelle gefolgt. Mit der Neuorganisation der Aufarbeitung und Aufklärung im Bistum Mainz im Jahr 2018 haben wir ein eigenes Konto für Anerkennungszahlungen und zum Teil weit darüber hinaus gehende Zahlungen von Therapiekosten eingerichtet, das nicht über Kirchensteuermittel finanziert wird. Für die Leistung der Anerkennungszahlungen werden seitdem ausschließlich Kapitalerträge des Bistums Mainz verwendet.“

Und weiter: „Seit einiger Zeit fordern wir von noch lebenden Tätern eine finanzielle Beteiligung von bereits geleisteten Zahlungen in Anerkennung von erlittenem Leid ein. Außerdem überprüfen wir den Sachstand zu den kirchenrechtlichen Verfahren. Dort, wo sie nicht sachgerecht durchgeführt wurden, strengen wir gegebenenfalls eine Wiederaufnahme bzw. den ordentlichen Abschluss von Verfahren an.“

Hinweis: Unabhängiges Aufklärungsprojekt „Erfahren.Verstehen.Vorsorgen“ -Rechtsanwalt Ulrich Weber: Harzstraße 22, 93057 Regensburg, Telefon: 0941/7060631, E-Mail: uweber@uw-recht.org, Internet: uw-recht.org

Fotos unter www.bistummainz.de/presse

„Wir dürfen keine Berührungsängste entwickeln“

Mainz, 24.10.2020: Strahlende Gesicher in der Domsakristei: Bischof Peter Kohlgraf (l.) und Neupriester Benjamin Weiß. (c) am (MBN)
Mainz, 24.10.2020: Strahlende Gesicher in der Domsakristei: Bischof Peter Kohlgraf (l.) und Neupriester Benjamin Weiß.

Diakon Benjamin Weiß von Bischof Peter Kohlgraf zum Priester geweiht

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 24. Oktober, durch Handauflegung und Gebet Diakon Benjamin Weiß im Mainzer Dom zum Priester geweiht. In seiner Predigt rief Kohlgraf dazu auf, „keine Berührungsängste gegenüber den Menschen unserer Zeit zu entwickeln“. „Sicher, die Frohe Botschaft ist kein Konstrukt von Menschen, sie ist nicht ,von dieser Welt‘, aber sie ist für diese Welt. Wir dürfen das Evangelium als etwas Herausragendes und Besonderes verkünden, denn das ist die Frohe Botschaft wahrlich. Aber wir dürfen sie nicht derart in eine kirchliche Sonderwelt, eine theologische Fachsprache und in nichtssagenden Formeln verstecken, dass sie ihre Kraft nicht entfalten kann“, sagte er. Und weiter: „Gerade in den sich verändernden kirchlichen Zeiten und Bedingungen ist es meine große Sorge, dass dieses ,Mittendrin‘ immer schwerer möglich sein wird. Es muss aber unser Herzensanliegen sein. Denn auch der menschliche Kontakt, Freundschaften, Begegnungen und auch Konflikte sind notwendige geistliche Erfahrungen im Leben des Priesters.“

Ein Priester müsse sich zu den Letzten begeben, den Abgehängten, die keine Lobby und keine laute Stimme haben. „Nicht nur in der Gesellschaft, auch in der Kirche, geben oft die Lauten, die Fitten, die Starken, das Tempo und die Richtung vor. Wir müssen gut achtgeben, dass auch andere zu Wort kommen. Der priesterliche Dienst hat so auch eine prophetische Dimension. So wie die Propheten der Bibel an den einen Gott erinnern und den Gottesglauben untrennbar mit Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit verbinden, muss sich der Priester einmischen in Fragen des Glaubens und Fragen des Lebens“, betonte Kohlgraf.

Er sehe einen Priester „notwendigerweise auch mitten unter den ihm anvertrauten Menschen“, hob der Mainzer Bischof hervor. „Ein Priester kann seine Aufgabe nur gut ausfüllen, wenn er sich als Teil des Volkes Gottes versteht. Er ist nicht qua Amt heiliger oder wertiger. Es ist seine Aufgabe, die Gläubigen zu motivieren, zu ermutigen und zu befähigen, das je eigene Charisma, den je eigenen Glaubensweg zu finden und in Kirche und Gesellschaft einzubringen“, sagte er. Es laufe überall dort in der Kirche schief, wo sich die unterschiedlichen Glieder am Leib Christi „als Konkurrenz oder gar als Bedrohung erleben“. „Es braucht daher die ,Synodalität‘, d.h. das gemeinsame Gehen des Weges, das gemeinsame Ringen um die Unterscheidung der Geister. Der Priester hat nicht per se den engeren Draht zu Christus oder zum Geist Gottes. Von Anfang der Kirche ging es darum, eine Gemeinschaft des Gebets, des Glaubens und der Nächstenliebe zu leben und zu gestalten“, sagte Kohlgraf.

Der Mainzer Bischof wies auch darauf hin, dass sich ein Priester seiner Verantwortung bewusst sein müsse und „einen selbstkritischen Blick“ bewahren sollte. „Und es gilt immer wieder, in Jesus Orientierung zu suchen: Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße und gibt uns ein Beispiel, wie er sich immer wieder seiner Macht entäußert, um sie in den Dienst der Menschen zu stellen. Insofern ist es für den Priester geradezu lebenswichtig, sich eine kritische Begleitung zu suchen, und sich immer wieder im Gehorsam gegenüber Gott und auch den Menschen zu üben. Wenn er dies zur Lebenshaltung macht, darf er dankbar seine Aufgabe wahrnehmen“, sagte Kohlgraf.

Handauflegung und Weihegebet

Vor der Weihe hatte Weiß seine Bereitschaft erklärt, sein Amt im Sinne Christi und der Kirche auszuüben. Anschließend gelobte er dem Bischof und seinen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam. Nach der Allerheiligen-Litanei erfolgte die eigentliche Weihe, bei der Bischof Kohlgraf dem Kandidaten schweigend die Hände auflegte. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass sich Gottes Hand auf den zu Weihenden legt und ihn mit seinem Geist erfüllt. In den ausdeutenden Riten erhielt der Neupriester sein Messgewand aus den Händen seines Heimatpfarrers. Anschließend salbte der Bischof ihm die Hände, überreichte ihm Brot und Wein und zeigte ihm schließlich mit einer angedeuteten Umarmung, dass er ihn als Priester in seinen Dienst aufnimmt.

Konzelebrant im Mainzer Dom war Regens Dr. Tonke Dennebaum. Die musikalische Gestaltung hatte ein Ensemble des Mainzer Domchors unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel übernommen. Am frühen Nachmittag spendete der Neupriester den Primizsegen in einer Andacht in der Seminarkirche in der Augustinerstraße.

Weiß stammt aus der Pfarrei Maria Himmelskron in Heusenstamm (Dekanat Rodgau); hier wird er auch seinen Primizgottesdienst feiern. Der Gottesdienst im Mainzer Dom stand unter der Überschrift „Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete“. (Lk 24,32) Der Weihegottesdienst war aufgrund der Corona-Pandemie von Juni auf Oktober verschoben worden; wegen der weiterhin aktuellen Coronasituation fand der Gottesdienst unter besonderen Auflagen statt.

Benjamin Weiß wurde am 19. Juli 1983 in Frankfurt/Main geboren. Von 2006 bis 2011 studierte er katholische Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt und anschließend Biowissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt. Von 2011 bis 2013 studierte Weiß Biologie und katholische Religion auf Lehramt, bevor er im Oktober 2015 ins Mainzer Priesterseminar eintrat. Nach seiner Diakonweihe 2019 war er in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Friedberg tätig, wo er auch als Kaplan bleiben wird.

Stichwort: Priester / Priesterweihe

Aufgabe eines Priesters ist es, das Evangelium zu verkünden (Lehramt), die Sakramente zu spenden (Priesteramt) und die Gläubigen zu leiten (Hirtenamt). Durch seine Weihe handelt er bei seinem Dienst nicht aufgrund eigener oder verliehener Autorität, sondern in der Person Christi und im Namen der Kirche. Dieses besondere Priestertum ist vom allgemeinen Priestertum aller getauften Gläubigen zu unterscheiden, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil neu betont worden ist.

Die Priesterweihe erfolgt im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes durch den Bischof. Dabei wird der Heilige Geist auf den Kandidaten herabgerufen (Epiklese), was zeichenhaft in der Handauflegung durch den Bischof und die anwesenden Priester sowie das Weihegebet deutlich wird. Das Sakrament der Weihe ist in der katholischen Kirche in drei Stufen gegliedert: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe. Die erste Heilige Messe eines neu geweihten Priesters wird Primiz genannt. Sie wird in der Regel in dessen Heimatgemeinde gefeiert.

Nach dem katholischen Kirchenrecht kann nur ein getaufter Mann zum Priester geweiht werden. Er muss unverheiratet sein und das 25. Lebensjahr vollendet haben. Das Versprechen der Ehelosigkeit (Zölibat) legt der Kandidat bereits bei seiner Diakonenweihe ab, in der Regel ein Jahr vor der Priesterweihe. Die Ausbildung der Priesteramtskandidaten erfolgt in einem Priesterseminar, in dem die Seminaristen während ihres Theologiestudiums wohnen. Nach dem Studium schließt sich eine praktische Seelsorgsausbildung an.

Umgangssprachlich werden die Bezeichnungen „Priester“ und „Pfarrer“ oft gleichbedeutend gebraucht. Ein Priester trägt den Titel „Pfarrer“ allerdings nur, wenn er von seinem Bischof mit der Leitung einer Pfarrgemeinde beauftragt worden ist. Darüber hinaus sind Priester auch in der Seelsorge für bestimmte Personengruppen (Kategorialseelsorge) oder in der Verwaltung tätig. Neu geweihte Priester werden in der Regel in der Pfarrseelsorge als Kapläne zur Unterstützung und Vertretung eines Ortspfarrers eingesetzt.

Im Beschluss „Die pastoralen Dienste in der Gemeinde“ der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1975) heißt es über das Priesteramt: „Die Sendung des Priesters lässt sich nicht mit Hilfe von einigen nur ihm vorbehaltenen Funktionen umschreiben. Vielmehr übt der Priester den der ganzen Kirche aufgegebenen Dienst im Auftrag Jesu Christi amtlich und öffentlich aus. Durch Verkündigung, Spendung der Sakramente, Bruderdienst, Auferbauung und Leitung der Gemeinde und nicht zuletzt durch sein persönliches Zeugnis soll der Priester die anderen zu ihrem eigenen Dienst bereit und fähig machen.“ (Kapitel 5.1.1.)

Fotos in druckfähiger Qualität unter www.bistum-mainz.de/presse

Benemerenti-Verdienstmedaille für Manfred Ruhs

Päpstliche Verdienstmedaille an Manfred Ruhs (c) Katholische Pfarrei Weisenau
Päpstliche Verdienstmedaille an Manfred Ruhs

Bischof Peter Kohlgraf überreichte Päpstliche Auszeichnung

Mainz. Manfred Ruhs aus der Gemeinde Mariä Himmelfahrt in Mainz-Weisenau ist für sein ehrenamtliches Engagement mit der Päpstlichen Verdienstmedaille Benemerenti ausgezeichnet worden. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf überreichte die Auszeichnung am Freitag, 23. Oktober, bei einem Dankgottesdienst in der Gemeinde und würdigte den großen Einsatz des Geehrten. Ruhs ist unter anderem seit 1979 im Verwaltungsrat der Gemeinde sowie seit 2004 stellvertretender Vorsitzender des Gremiums. Das Bistum Mainz hatte sein Engagement bereits mit der Medaille „Dank und Anerkennung“ (2004) sowie der Martinus-Medaille (2009) gewürdigt.

Kohlgraf: Gott braucht Menschen, die sein Licht weitergeben

Mainz, 31. Oktober 2020: Bischof Peter Kohlgraf mit den beiden neu gesandten Pastoralreferenten Lena Ullges und Patrick Strosche. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 31. Oktober 2020: Bischof Peter Kohlgraf mit den beiden neu gesandten Pastoralreferenten Lena Ullges und Patrick Strosche.

Sendungsgottesdienst für zwei neue Pastoralreferenten im Mainzer Dom

Mainz. Der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, hat am Samstag, 31. Oktober, eine Frau und einen Mann als Pastoralreferentin und als Pastoralreferent in den Dienst des Bistums Mainz gesendet. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Mainzer Dom erhielten Lena Ullges und Patrick Strosche die kirchliche Sendung für ihren Dienst im Bistum Mainz. Bischof Kohlgraf dankte den beiden für die Bereitschaft, sich in Dienst nehmen zu lassen und wünschte ihnen „die Erfahrung des lebendigen, wirkmächtigen Wortes, in dem Gott zu uns spricht“.

Ullges ist in der Krankenhausseelsorge an den Kliniken in Darmstadt tätig und Strosche im Religionsunterricht und der Schulseelsorge an der Werner Heisenberg-Schule in Rüsselsheim. Die Sendungsfeier stand unter dem biblischen Leitwort: „In Jesus Christus ist das Leben, und das Leben ist das Licht der Menschen.“, ein frühchristliches Glaubensbekenntnis aus dem Evangelium (nach Joh 1,4).

In seiner Predigt ging Kohlgraf auf das Leitwort der Feier ein: Der Christ lebe im Licht Gottes. Und darüber hinaus brauche es Fenster, um dieses Licht in die Welt zu lassen. „Unsere Aufgabe ist es, solch ein Kathedralfenster zu sein, um dem Licht die Möglichkeit zu geben, in die Welt hinein zu strahlen“, sagte Kohlgraf. „Dieses Licht kommt nicht aus uns. Aber das Licht braucht uns, um leuchten zu können, um seine ganze Farbenpracht zu entfalten. Sicher, Gott braucht den Menschen nicht, um Licht zu sein. Aber er braucht Menschen, die sein Licht aufnehmen und weitergeben. Erst dadurch wird das Licht Gottes wahrnehmbar, wird es farbig. Die ganze Heilsgeschichte erzählt vom Suchen Gottes nach Menschen, die sein Leuchten weitergeben, die Hoffnung geben in der Dunkelheit. Gott wird auch heute ohne uns die Welt nicht erhellen. Ohne uns wird sich die Welt nicht verändern.“

Weiter sagte der Bischof: „Ohne Gottesbeziehung kann niemand Christ sein. Wenn ich meine, es reicht, ein guter Mensch zu sein, ohne mit Gott in Beziehung zu stehen, dann versuche ich, mein eigenes Licht weiterzugeben. Ein Fenster ohne die Sonne, die es bestrahlt, ist auf Dauer eine recht blasse, ja langweilige Angelegenheit. Ein Mensch, der die Kraft zum Leben allein in sich selbst sucht, muss sorgen, dass er die Leuchtkraft nicht verliert. Wenn wir uns nicht weit öffnen für Gott, der zu uns kommen will, wenn wir unser Herz nicht aufmachen, ist christliches Leben der fade Versuch, aus sich selbst gut zu sein. Das überfordert den Menschen auf Dauer.“

Da coronabedingt die Zahl der Teilnehmer am Gottesdienst beschränkt war, hatten Ullges und Strosche ein Video mit einem 45-minütiges Segensgebet aufgenommen, um Menschen über den Kreis der Gottesdienstteilnehmer hinaus an der Sendungsfeier teilhaben zu lassen und mit dem die beiden um Begleitung im Gebet bitten. Bei der Sendungsfeier hinaus herrschte für alle Teilnehmer entsprechend der aktuell gültigen Corona-Verordnung für Mainz auch am Platz Maskenpflicht.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Mainzer Domorganisten, Professor Daniel Beckmann, Franz Stüber (Saxophon) und einer Gesangsschola unter der Leitung von Kantorin Mechthild Bitsch-Molitor. An der Feier nahmen unter anderen auch der Personaldezernent des Bistums Mainz, Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, die Bischöfliche Beauftragte für die Berufsgruppe der Pastoralreferenten im Bistum Mainz, Ordinariatsrätin Carola Daniel, sowie die beiden Ausbildungsverantwortlichen im Pastoralseminar teil, Regens Dr. Tonke Dennebaum und Pastoralreferentin Lucia Kehr.

Stichwort: Pastoralreferent/Pastoralreferentin

Pastoralreferenten sind Diplom-Theologen bzw. Theologen mit dem Abschluss „Magister Theologiae“ im pastoralen Dienst der Kirche. Der Beruf steht Männern und Frauen - verheiratet oder unverheiratet - gleichermaßen offen. Grundlage für den Beruf ist der Leitgedanke des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche als Volk Gottes in der dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ vom 21. November 1964: „Das Apostolat der Laien ist Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst. Zu diesem Apostolat werden alle vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt.“ (Lumen Gentium 33)

Bei der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, der so genannten „Würzburger Synode“ von 1971 bis 1975, wurde dieser Ansatz weitergeführt, und so entstand dieser pastorale Beruf für Laien mit theologischem Hochschulabschluss. Pastoralreferenten ergänzen neben Gemeindereferenten den Dienst des kirchlichen Amtes, also von Diakonen, Priestern und Bischöfen, mit eigener Kompetenz in bestimmten pastoralen Sachgebieten. Die Beauftragung für ihren Dienst erhalten Pastoralreferenten in einem Sendungsgottesdienst durch den Bischof.  

Im Bistum Mainz, wo es den Beruf seit 1973 gibt, sind Pastoralreferenten vor allem in der kategorialen Seelsorge tätig. Einen wichtigen Schwerpunkt stellt dabei der Religionsunterricht an Gymnasien und Berufsschulen sowie die Schulseelsorge dar. Darüber hinaus sind Pastoralreferenten in der Krankenhaus-, Gefängnis-, Hochschul- und Betriebsseelsorge eingesetzt, ebenso wie in Cityseelsorge, Polizeiseelsorge, Telefonseelsorge und der geistlichen Begleitung. Ebenso sind sie als Referenten und leitende Mitarbeiter im Bischöflichen Ordinariat oder als Dekanatsreferenten tätig. Nur wenige Pastoralreferenten arbeiten im Bistum Mainz in der Gemeindeseelsorge. In den deutschen Bistümern sind die Arbeitsfelder für Pastoralreferenten sehr unterschiedlich.

Hinweise:

  • Bischöfliche Beauftragte für Pastoralreferenten im Bistum Mainz ist Ordinariatsrätin Carola Daniel, Tel.: 06131/253-185, E-Mail: daniel@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/pastoralreferenten

Fotos unter www.bistummainz.de/presse

Bischof Kohlgraf predigte an Allerheiligen im Mainzer Dom

Spiegelung (c) tunaolger / Pixabay.com bei Pfarrbriefservice
Spiegelung

Mit Beginn des neuen Stiftsjahres wird an ausgewählten Sonntagen wieder Vesper gefeiert

Mainz. „Das Fest Allerheiligen wie der gesamte Glaube an die Auferstehung wäre gründlich missverstanden, wenn wir es als eine Art Vertröstung nehmen würden.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Predigt am Hochfest Allerheiligen am Sonntag, 1. November, bei seiner Predigt im Mainzer Dom. Und weiter: „Die Zeiten von Marx und Lenin sind vorbei. Gott ist nicht tot, und Gott sei Dank auch nicht die Hoffnung von gläubigen Menschen, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Beginn eines anderen, größeren Lebens sein wird. Glaubende Menschen haben aus dieser Hoffnung auch immer Motivation geschöpft, den Weg des Glaubens in diesem Leben gerne und hoffnungsvoll zu gehen. Wir brauchen Helferinnen und Helfer im Glauben. Jemand hat Heilige einmal als Menschen bezeichnet, die anderen glauben helfen. Das stimmt für die großen Heiligen, aber das gilt auch für jeden von uns. Wenn wir für andere Gott erfahrbar machen, wenn wir anderen helfen, die Hoffnung nicht zu verlieren, sind wir Heilige, die helfen. In diesen Wochen und Monaten spüren wir, wie sehr unsere Welt solche heiligen Menschen braucht, Mutmacherinnen und Mutmacher, die Hoffnung und Aufmerksamkeit schenken. Wir verehren so die großen Heiligen, dürfen aber auch uns in dieser Berufung sehen.“

Nächste Vesper am 15. November

Mit Beginn des neuen Stiftsjahres am Sonntag, 1. November, werden im Dom an ausgewählten Tagen - jedoch nicht an jedem Sonntag - wieder Vespern gefeiert. Nach den Vespern an Allerheiligen (1. November um 15.00 Uhr) und Allerseelen (2. November um 18.00 Uhr) findet die nächste Vesper zu Martinus am Sonntag, 15. November um 15.00 Uhr statt. Die Vespern werden jeweils im Westchor des Domes gebetet.

Zu diesen Gottesdiensten muss man sich - wie derzeit üblich - über die Dominformation (Telefon: 06131/253-412) anmelden. Die Mitfeiernden sind gebeten, ein eigenes Gotteslob mitzubringen, um Psalmen gemeinsam sprechen zu können. Da ein gemeinsames Singen weiterhin nicht möglich ist, werden der Mainzer Domorganist, Professor Daniel Beckmann, und eine Chorgruppe die musikalische Gestaltung übernehmen.

Hinweis: www.mainzer-dom.de

Kohlgraf: „Synodalität ist unverzichtbar“

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz / Blum
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf

Vorträge von Bischof Kohlgraf und Professor Müller im Erbacher Hof in Mainz

Mainz. „Auf dem Pastoralen Weg sind wir in intensivem Austausch über die Frage der Leitung und der Beteiligung vieler. Uns wird bewusst, dass wir auf einem oft auch mühsamen Weg des Lernens und des Gestaltens sind. Aber wir spüren auch, dass wir keine Kirche gestalten können, an deren Leben sich nicht viele mit ihren Gaben und Charismen beteiligen. Es bedarf an vielen Stellen eines Mentalitätswechsels, nicht nur bei den leitenden Personen. Ziel ist wohl, den oder die andere nicht als Konkurrenz zu sehen, sondern als Bereicherung, auch in den unterschiedlichen Zugängen und Erfahrungen. Das scheint mir ein Weg zu einer authentischen Kirche zu sein.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in einem Vortrag am Freitag, 16. Oktober, in der Bistumsakademie Erbacher Hof in Mainz. Kohlgraf äußerte sich im Rahmen des Akademieabends „Wer Macht Kirche? Macht und Partizipation in der Kirche?“. Der Vortrag des Bischofs war mit „Authentisch sein. Für eine dienende und partizipative Kirche der Zukunft“ überschrieben.

Weiter sagte Kohlgraf, dass ihn das Thema „Macht“ „spätestens seit der Bischofsweihe, wenn nicht gar mit der Priesterweihe beginnend, unter einen Generalverdacht“ stelle:  „Nicht nur Protestbewegungen wie Maria 2.0 nehmen päpstliches, bischöfliches und priesterliches Handeln grundsätzlich so wahr.“ Er als Bischof wolle sich aber „nicht allein unter dem Verdacht der Sorge um den Machterhalt sehen lassen“. Kohlgraf betonte: „Zu einer geistlichen und dem Evangelium entsprechenden Gestaltung des bischöflichen und priesterlichen Dienstes ist die Kritik, die Kontrolle, kirchlich gesprochen: die Synodalität, unverzichtbar.“

Der Mainzer Bischof wies in seinem Vortrag dabei auf einen Grundsatz der kirchlichen Synodalität hin: „Es darf in der Kirche um den rechten Weg gestritten werden und es wurde immer gestritten. Dabei gilt es, einen Weg der Unterscheidung zu finden. Das unterscheidet einen Synodenprozess von einer Parlamentsdebatte. Ein Weg der Unterscheidung sucht nicht allein nach Mehrheiten für die eigene Meinung. Er traut dem Geist zu, in der Wahrheit des anderen die eigene Wahrheit zu bereichern, zu verändern.“ Und weiter: „Ich glaube fest, dass ein Ringen um eine glaubwürdige und authentische Gestalt und Praxis der Kirche eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass man der Kirche und den Verantwortlichen in ihr die Botschaft abnehmen kann.“

Kohlgraf betonte, dass es in Deutschland „verschiedene Räte und Gremien auf verschiedenen Ebenen an der Leitung“ teilnehmen, sie seien nicht nur beratend, sondern ebenso kontrollierend und entscheidend tätig. „Partizipation findet auf vielen Ebenen satt“, sagte er. Als Beispiele nannte er den Diözsanvermögensverwaltungsrat oder den Kirchensteuerrat sowie andere diözesanen Räte. Zudem wies er im Zusammenhang mit der Missbrauchsaufarbeitung auf die extern besetzte Aufarbeitungskommission oder das unabhängige Aufklärungsprojekt „Erfahren.Verstehen.Vorsorgen (EVV)“ des Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber hin.

Vortrag von Philipp Müller

Neben Bischof Kohlgraf hielt der Mainzer Pastoraltheologie Professor Dr. Philipp Müller einen Vortrag zum Thema „Die Versuchung zu Macht“. Müller betonte in seinem Vortrag, dass „nicht das Phänomen der Macht an sich ist das Problem“ sei, sondern „wie Menschen mit ihr im Bewusstsein der damit verbundenen realen Gefährdungen umgehen“. Müller unterstrich, dass kirchliche Verantwortungsträger die ihnen anvertrauten Macht und Verantwortung „nur im Geiste Jesu“ ausüben dürften: „Wer im Namen Jesu in der Kirche Verantwortung trägt, dessen Tun sollte so wenig wie möglich egoistisch motiviert sein und ein selbstloser Dienst an anderen und an der Gemeinschaft sein. Hierfür bedarf es der Demut, die etymologisch auch als ,Dienmut‘, als Mut und Bereitschaft zum Dienen, verstanden werden kann.“

Geänderte Öffnungszeiten des Mainzer Doms (ab 19.10.)

Intonation des ersten Bauabschnitts der neuen Domorgelanlage beginnt

Mainz. Ab Montag, 19. Oktober, gelten für den Mainzer Dom geänderte Öffnungszeiten. Der Dom ist dann montags bis samstags von 10.00 bis 14.00 Uhr, sonntags von 13.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Grund für die Änderung der Öffnungszeiten ist die Intonation des ersten Bauabschnitts der neuen Domorgelanlage. Wegen besonderer Gottesdienste werden sich, besonders an Samstagen, kurzfristig Änderungen ergeben. Die Gottesdienste an den Sonn- und den Werktagen finden wie bisher statt.

Monat der Weltmission: Größte globale katholische Solidaritätsaktion eröffnet

Missio-Eröffnung im Mainzer Dom (c) Missio Aachen
Missio-Eröffnung im Mainzer Dom

Bischof Kohlgraf und Missio-Präsident Bingener in Mainz: Appell zu weltweiter Solidarität

Mainz/Aachen. Mit einem Appell zu globaler Solidarität als Auftrag für alle Christinnen und Christen ist am Sonntag, 4. Oktober, im Bistum Mainz bundesweit der Monat der Weltmission 2020 des internationalen katholischen Hilfswerkes Missio offiziell eröffnet worden. „Die biblische Botschaft ist zutiefst politisch: Gerechtigkeit, Frieden, Solidarität, Nächstenliebe sind Begriffe, die für den glaubenden Menschen ihr Fundament in ihrem Gottesglauben haben“, sagte Bischof Peter Kohlgraf beim Eröffnungsgottesdienst der größten globalen katholischen Solidaritätsaktion. In diesem Jahr steht die Arbeit der Kirche in Westafrika während der Corona-Pandemie im Mittelpunkt.

 Leitwort „Selig, die Frieden stiften – Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“

Das Leitwort der Aktion heißt „Selig, die Frieden stiften – Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“. Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von Missio Aachen, würdigte die Arbeit der Kirche in Westafrika. Sie helfe den Menschen, die in dieser Region unter der Corona-Pandemie, politischer Instabilität und Terrorgefahr leiden. In dieser Gemengelage setzten sich westafrikanische Missio-Partnerinnen und Partner unermüdlich für sozialen Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt ein. „Wir sind alle dazu berufen, Friedensstifterinnen und Friedenstifter zu sein“, sagte Pfarrer Bingener.

 Kohlgraf und Bingener begrüßen neue Enzyklika von Papst Franziskus

Bischof Kohlgraf und Pfarrer Bingener begrüßten beide die neue Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti“ („Wir sind alle Geschwister“), die am Tag der Eröffnung des Monats der Weltmission in Assisi veröffentlicht wurde. Die Corona-Pandemie, die Flüchtlingsfrage, die Bekämpfung des Hungers, die Suche nach Frieden und die ökologische Krise seien nur in weltweiter Zusammenarbeit in den Griff zu bekommen, so Bischof Kohlgraf. „Nicht nur nationale Egoismen verhindern wirksame Lösungen, sondern auch die Isolierung dieser Fragen, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Auf diese Wirklichkeit weist Papst Franziskus hin“, sagte der Mainzer Bischof.

„Durch das Ausbleiben der Kollekte bei unseren Partnern im globalen Süden aufgrund der Corona-Pandemie muss man wohl von einer doppelten Katastrophe sprechen. Die Not verschärft sich und die Mittel, diese Not zu bekämpfen, schwinden. Gleichzeitig aber kann auf große Not unsere Antwort unsere besondere Großzügigkeit sein. Das meint für mich Zusammenhalten“, sagte Pfarrer Bingener. „Der Monat der Weltmission setzt also konkret um, was Papst Franziskus in seiner neuen Enzyklika der Kirche ans Herz legt“, sagte Bingener.

Der Monat der Weltmission endet in über 100 Ländern am 18. Oktober, in Deutschland am 25. Oktober mit dem Weltmissionssonntag. Dann sammeln rund eine Milliarde Katholikinnen und Katholiken in ihren Gottesdiensten eine Kollekte für die Arbeit der Kirche in den ärmsten Regionen der Welt. Dabei werden jährlich weltweit zwischen 80 und 90 Millionen Euro erlöst. Der Weltmissionssonntag wird von rund 120 Missio-Werken weltweit organisiert. In Deutschland sind das Missio Aachen und Missio München, das den Abschluss der Aktion am 25. Oktober in Passau feiert. Missio Aachen konnte 2019 für diese Solidaritätsaktion rund 3,54 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Damit ist diese Aktion die größte globale katholische Solidaritätsaktion.

 „Friedenskreuz 2020“ von Renovabis an Missio übergeben

Im Rahmen des Gottesdienstes wurde außerdem das „Friedenskreuz 2020“ von Renovabis an Missio übergeben. „Frieden leben. Partner für die Eine Welt“ - so lautet im Kirchenjahr 2020 das Jahresthema für die weltkirchlichen Aktionen der katholischen Hilfswerke und Weltkirche-Referate der Bistümer in Deutschland. Symbol dieser übergreifenden Aktion ist das „Friedenskreuz 2020“ des Eichstätter Künstlers Raphael Graf. Mit der Eröffnung des Monats der Weltmission geht es auf die letzte Etappe seiner Mission. Markus Ingenlath, Geschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerkes Renovabis, übergab es im Mainzer Dom an Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des katholischen Hilfswerkes Missio Aachen. „Jetzt reihen wir uns in das globale Friedensnetzwerk der Weltkirche ein, das in diesen Zeiten so dringend gebraucht wird“, bedankte sich Pfarrer Bingener bei der Übergabe. Missio Aachen nimmt das Kreuz mit zur Eröffnung der internationalen digitalen Friedenskonferenz „Selig, die Frieden stiften“ vom 7. bis 9. Oktober in Aachen.

„Das Friedenskreuz ist nicht nur Symbol einer weltkirchlichen Zusammenarbeit, sondern auch eines deutschlandweiten Zusammenhalts in schwierigen Zeiten geworden“, sagte Ingenlath bei der Übergabe. Er wünsche Missio bei der Ausrichtung des Monats der Weltmission in den kommenden Wochen die Solidarität der Menschen in Deutschland für die Menschen in Afrika, Asien und Ozeanien. „Gemeinsam geht es uns darum, mit Gottes Geist und menschlicher Kreativität solidarisch in einer nach Frieden und Gerechtigkeit suchenden Welt zu wirken“, sagte Ingenlath.

Die katholischen Hilfswerke Misereor, Adveniat, Renovabis, Missio Aachen und Missio München, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und Caritas International sowie die Weltkirche-Referate der 27 deutschen Bistümer stellten im Kirchenjahr 2020 ihre Aktionen für die Partnerinnen und Partner in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa erstmalig unter das gemeinsame Jahresthema „Frieden leben. Partner für die Eine Welt.“ Die weltweite Friedensförderung war der verbindende thematische Schwerpunkt aller Aktionen. Das Jahresthema startete im Advent 2019 mit der Eröffnung der Adveniat-Aktion im Erzbistum Freiburg und endet jetzt mit der Eröffnung des Monats der Weltmission im Oktober. Dabei begleitete das Friedenskreuz 2020 unter anderem auch die Misereor-Fastenaktion in Erfurt und die Pfingstaktion von Renovabis in Berlin.

Hinweis: www.missio-hilft.de/wms                                                                  

Bischof Kohlgraf: Über den eigenen Tellerrand hinausschauen

(c) Missio Aachen

Eröffnung des Missio-Weltmissionssonntags mit Gottesdienst im Mainzer Dom

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat im Vorfeld der diesjährigen Missio-Aktion zu konkret gelebter, globaler Solidarität für die Arbeit der Kirche in den ärmsten Regionen Afrikas, Asiens und Ozeaniens aufgerufen. „Es ist wichtig, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und die Menschen in diesen Ländern nicht zu vergessen“, sagte Kohlgraf am Donnerstagnachmittag, 1. Oktober, vor Journalisten im Haus am Dom in Mainz. Konkret informiert Missio im diesjährigen Weltmissionsmonat über die westafrikanischen Länder Nigeria, Niger, Ghana und Burkina Faso. Das diesjährige Leitwort lautet „Selig, die Frieden stiften - Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“. Die offizielle Eröffnung der diesjährigen Missio-Aktion findet am Sonntag, 4. Oktober, um 10.00 Uhr mit einem Gottesdienst im Mainzer Dom statt. Die Feier, für die bereits alle Plätze vergeben sind, wird vom Kölner Domradio (www.domradio.de) live gestreamt.

Kohlgraf wies auf die Förderung des interreligiösen Dialoges durch Missio in Afrika, Asien und Ozeanien hin: „In Zeiten, in denen Religion für gesellschaftliche Spaltung oder sogar als Rechtfertigung für Terror missbraucht wird, ist das eine der wichtigsten weltkirchlichen Aufgaben der Zukunft überhaupt. Wir dürfen dem Nationalismus, dem Populismus und der Spaltung der Menschen nicht tatenlos zusehen, weil das das globale Zusammenleben vergiftet. Das ist eine weitere Botschaft des Weltmissionssonntages.“

Bundesweite Kollekte am 25. Oktober

Zum Weltmissionssonntag am 25. Oktober wird in Deutschland in allen Gottesdiensten für die Arbeit des Katholischen Hilfswerkes Missio gesammelt. Bereits am 18. Oktober wird in über 100 weiteren Ländern gesammelt. Damit ist der Weltmissionssonntag die größte globale katholische Solidaritätsaktion. Im vergangenen Jahr hatte die Kollekte von Missio Aachen zum Weltmissionssonntag rund 3,5 Millionen Euro erbracht. Aufgrund der Corona-Pandemie werden viele Gemeinden ihre diesjährige Kollekte nur eingeschränkt halten können, so dass Missio in diesem Jahr zu einer besonderen Solidarität aufruft.

Der Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerkes Missio Aachen, Pfarrer Dirk Bingener, verwies auf „die wichtige Rolle der katholischen Kirche in Westafrika“. Wörtlich sagte er: „Mit ihrem Netzwerk ist sie fast in jedem Dorf präsent. Sie findet Gehör bei den Menschen, die oft kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr vertrauen als ihren Regierungen. Die Kirche stellt irreführende Falschmeldungen klar, informiert, wie man sich vor Ansteckung schützt. In vielen Ländern Westafrikas verteilen Kirchenvertreter Lebensmittel und Hygieneartikel. Kaum eine andere Organisation kann durch ihr starkes Netzwerk der Solidarität so vielen Menschen zur Seite stehen und Mut machen wie die katholische Kirche.“ Da es in Westafrika keine Kirchensteuer gebe, werde die Arbeit der dortigen Kirche mit der Kollekte des Weltmissionssonntages finanziert. Bingener betonte: „Die Solidaritätskollekte am Weltmissionssonntag ist für die Kirche in den ärmsten Regionen der Welt überlebenswichtig. Ohne sie wäre die Arbeit, wie jetzt in der Corona-Pandemie zu großen Teilen nicht möglich.“

Bei der Pressekonferenz wurde außerdem ein Video-Statement von Ignatius Kaigama, dem Erzbischof von Abuja in Nigeria gezeigt, der über die aktuelle Situation in Nigeria berichtete. Coronabedingt ist es dem Hilfswerk nicht möglich gewesen, Gäste aus der Weltkirche für die diesjährige Missio-Aktion einzuladen.

Hinweis: www.missio-hilft.de/wms 

Monsignore Vito Di Nuzzo verstorben

Don Vito (c) MKonrad
Don Vito

Kondolenzbrief von Bischof Kohlgraf / Pfarrer der Titelkirche von Kardinal Lehmann

Mainz/Rom. Anlässlich des Todes von Monsignore Vito Di Nuzzo hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf der Pfarrei San Leone I kondoliert. Don Vito war Pfarrer der Pfarrei San Leone I, der römischen Titelkirche von Kardinal Karl Lehmann. Er ist am Donnerstag, 8. Oktober, im 69. Lebensjahr verstorben.

In seinem Kondolenzbrief schreibt der Mainzer Bischof: „Als Pfarrer in der Titelkirche meines Vorgängers, Karl Kardinal Lehmann, hatte Don Vito eine starke Bindung an unser Bistum. Bei vielen Ministranten- und Romwallfahrten konnten die Jugendlichen und alle Teilnehmenden seine Gastfreundschaft und seine Menschenfreundlichkeit erfahren.“ Und weiter: „Ich konnte ihn persönlich kennenlernen bei der Bestattung von Kardinal Lehmann. Ich war für seine Anwesenheit sehr dankbar und habe es als große Wertschätzung unserem Bistum gegenüber empfunden. (…) Gerne versichere ich Ihnen mein Gebet für Ihre Pfarrei und in besonderer Weise für Don Vito, der von vielen Menschen in unserem Bistum in ihre Gebete miteingeschlossen wird. Sehr herzlich bin ich mit Ihnen allen verbunden im Glauben an die Erlösung und die Auferstehung in Jesus Christus.“

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